Kapitel 9

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"Nein, ich gehe auf gar keinen Fall auf diese Party!", Liv sah Ines überzeugend an. Es gab mehrere Gründe dafür sich nicht endlos zu betrinken, einer davon war, das morgen der große Preis war und da wollte sie mit ihren beiden Pferden noch gut abschneiden, bevor sie wieder nach Hause fuhr. "Jetzt komm schon Liv! Es kann sein, dass wir uns nie wieder sehen!", Ines Stimme klang flehend. Die blonde, die gegenüber von ihr in ihrem LKW saß, zog eine Augenbraue hoch. "Ganz bestimmt, ist ja nicht so, als ob es nicht noch andere Tuniere gibt!", antwortete Liv darauf sarkastisch. "Liv, jetzt komm schon, du bist doch meine Freundin!" Diese Worte trafen Liv, wie ein Pfeil mitten ins Herz. Sie hatte noch nie eine wirkliche Freundin gehabt, deshalb war sie um so erstaunter gewesen, als sie das gesagt hatte. "Oh Mann, wenns sein muss!", schließlich gab sie doch nach und folgte Ines dann zum Partyzelt.

Dort fühlen Sie sich ziemlich fehl am Platz und setzte sich auf eine Bank, die am Rand stand. Ines hatte sie mittlerweile auch verlassen und tanzte mit einem Typen, den sich nicht kannte. Ihr Blick schweifte über die ganzen aufgestylten Mädchen. Im Gegensatz zu ihnen hatte sie ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, doch mittlerweile lösten sich schon einige Strähnen heraus. Sie trug eine abgenutzte Jeans und ein einfaches T-Shirt, dazu war sie nicht geschminkt. Wozu auch? Schließlich wollte sie sich nicht an irgendwelche Typen heran schmeißen, so wie andere hier.

"Langweilig?", ertönte plötzlich eine Stimme neben ihr. Sie sah etwas verwirrt nach links. Vincent Chirac. Liv seufzte innerlich, sie hatte nun wirklich keine Lust auf Konversation. "Relativ", antwortetesie kühl. "Partys sind nicht meins", antwortete er darauf trocken. Das überraschte Liv nun. Eigentlich hatte sie immer gedacht, dass er genau einer von solchen Typen wäre. Aber wer weiß, vielleicht tat er ja auch nur so. "Wenn man es nötig hat", Liv zuckte mit den Schultern und ihr Blick schweifte zu Justine Dupont, die wahrscheinlich schon ziemlich betrunken war und tanzte. Ines konnte sie nicht mehr entdecken. "Eigentlich ist es immer das gleiche, alle betrinken sich, schlafen vielleicht vier Stunden, stehen dann wieder auf, beklagen sich über Kopfschmerzen und reiten dann katastrophal am nächsten Tag", antwortete Vincent darauf. Sein Blick ruhte auf Liv, was sie etwas nervös machte, sie hasste es angestarrt zu werden.

"So wie du heute oder was?", erklang Ines' neckende Stimme neben ihnen. Sie schien auch nicht mehr ganz nüchtern zu sein und setzte sich nun grinsend neben Liv. "Immerhin hab ich mit sechs nicht nackt in unserem Garten getanzt", konterte Vincent daraufhin und Ines' Grinsen erstarb. Es war ihr ziemlich peinlich, wenn sie daran erinnert wurde, als sie bei Vincents Eltern zu Besuch gewesen waren und sie nackt in deren Planschbecken gespielt hatte, dabei war sie auch noch ein Jahr älter als Vincent, der genau wie Liv fünfzehn war. Diese konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

"Ich glaube ich schau mal nach den Pferden", sagte sie schließlich. Es war ihr unangenehm zwischen ihrer Freundin und deren Cousin zu sitzen, während sie stritten, also beschloss sie zum Stallzelt zu gehen und nach Dino und Belle zu sehen. Als sie am Stallzelt ankam, konnte Liv Stimmen hören, die eindeutig miteinander flirteten. Sie konnte zwar nicht hören, aber der Ton reichte aus, sodass sie wusste, dass sie eindeutig miteinander flirteten. Liv dachte sich vorerst nichts dabei, doch als sie um die Ecke gehen wollte, konnte sie ihre Mutter erkennen und James Barrymore!

Wie angewurzelt blieb sie stehen und sah geschockt um die Ecke in den Stall. Dann passierte es, sie küssen sich! Mindestens zwei Minuten lang. Liv war immer noch geschockt. Manchmal gab es eben Sachen, die man eben nicht sehen sollte, wie zum Beispiel, wenn die eigene Mutter, den Tranier küsste! Als sie sich endlich von einander lösten, verschwand der Brite und Dorothea Langhoff verließ das Stallzelt.

"Liv!", sie schien ziemlich überrascht zu sein, als sie ihre Tochter sah, "Was machst du denn hier? Ich dachte du wolltest mit dieser Ines auf die Party?", ihre Stimme klang aufgeregt. "Ich wollte nur kurz nach Dino und Belle sehen", antwortete sie darauf so gelassen wie möglich, doch das klappte nicht so recht. Ihre Mutter ließ sich nichts anmerken. "Ich hab gerade nach ihnen gesehen. Wasser haben sie noch genug, ich hab ihnen nur noch etwas Heu gegeben", sagte sie und verschwand danach. Immer noch etwas geschockt lief sie dennoch zu ihren Ponys. Belle döste entspannt und Dino kaute genüsslich auf seinem Heu herum. Als sie an seine Box trat, hob er interessiert den Kopf. Er schnupperte an ihr, um zu sehen, ob sie Leckerlis mitgebracht hatte, doch Liv musste ihn leider enttäuschen. Sie streichelte ihn nocheinmal über den Kopf und ging dann wieder hinüber zum Partyzelt.

Ines saß immer noch neben Vincent auf der Bank und unterhielt sich mit ihm über irgendetwas. Sie konnte Mia erkennen, die mit Hannes Kersting tanzte. Liv war immer noch wie in Trance, als sie sich schließlich neben Ines setzte. "Alles in Ordnung?", fragte diese nun. Liv nickte langsam. "Wirklich? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen!", fragte nun auch Vincent und zog eine Augenbraue hoch. In diesem Moment wäre es Liv vielleicht sogar lieber gewesen, wenn sie einen Geist gesehen hätte, doch sie nickte wieder stumm.

Nach einer Weile, in der sie stumm da gesessen waren, stand Liv auf und verließ mit der Begründung, dass sie müde sei, das Zelt und machte sich auf den Weg zu ihrem Transporter. Sie konnte es immer noch nicht wirklich fassen, aber vielleicht hatte sie sich ja das auch nur eingebildet? 'Nein, ganz bestimmt nicht!' bestätigte nun ihr Unterbewusstsein. Liv musste schlucken. Sie konnte James Barrymore nicht ausstehen, die Tatsache, dass er vielleicht irgendwann bei ihnen einzigen würde, war schrecklich!


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