Kapitel 19

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Nervös tippelte Liv von einem Fuß auf den anderen. Sie blickte auf die Auffahrt zum Hof und konnte es gar nicht mehr abwarten, bis Ines' LKW um die Ecke bog. Spontan hatten die Rouvieres vorgeschlagen, dass Liv die Pfingstferien bei ihnen auf dem Gestüt verbringen könnte und gemeinsam mit Ines für die Future Champions trainieren könnte. Mit ihrer guten Platzierung wurde Liv mit Jumper, Sternentänzer und Tantot für die zweite EM-Sichtung in Hagen, die dann entscheiden würde, wer zur Europermeisterschaft fahren dürfte, nominiert und da Ines ebenfalls daran teilnahm, war es quasi perfekt. Zu Livs Überraschung war ihre Mutter einverstanden gewesen und so ging es heute schon in die Schweiz gemeinsam mit dem drei Pferden. In der Zwischenzeit würde Blacky eine kleine Auszeit bekommen und von einem der Bereiter bewegt werden.

Liv war mehr oder weniger froh endlich hier wegzukommen, denn James Barrymore und ihre Mutter waren jetzt offiziell ein Paar. Allein bei dem Gedanken kam Liv sofort wieder das Mittagessen herauf. Das konnte doch wohl nicht war sein, oder? Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel und herhellte die grüne Erde. Liv konnte ihre Augen gar nicht mehr von der Auffahrt abwenden. Ein ziehendes Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus und ihre ganzer Körper krippelte unaufhaltsam. Sie war schrecklich aufgeregt! Das Mädchen kannte die Familie von Ines nicht, hoffte jedoch inständig, dass sie keine Snops waren. Aber das vermutete Liv nicht, denn das passte gar nicht zu Ines. Sie war vielleicht nicht gerade arm, aber vollkommen bodenständig.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, konnte Liv etwas silbrig schimmerndes sehen, das gerade in die Einfahrt hineinfuhr. Sofort erkannte sie den LKW, auf dem mit großen, dunkelblauen Lettern 'chevaux de cso Rouviere' - Springpferde Rouviere. Die Beifahrertür öffnete sich schwungvoll und mit einem breiten Grinsen im Gesicht fiel Ines, Liv um den Hals. ,,Endlich bekomme ich dich mal wieder zu Gesicht!", meinte sie lächelnd und stellte Liv ihre große Schwester Margot vor. Margot hatte, genau wie Ines, lange dunkelbraune Haare und einen freundlichen Ausdruck im Gesicht. Auch sie nahm Liv in den Arm. ,,Du bist also das Wunderkind von dem alle reden! Schön dich kennenzulernen. Ich bin Margot!" Margot hielt ihr die Hand hin und Liv musste unwillkürlich lächeln, denn sie wusste bereits, dass dies wohl die besten Ferien ihres Lebens werden würden!

,,Ist deine Mutter hier? Ines hat mir alles erzählt. Glaub mir, ich kann verstehen, dass du dich jetzt echt scheiße fühlst", fuhr Margot fort und warf Liv einen bemittleidenswerten Blick zu. ,,Nein, sie ist vorhin in die Stadt gefahren und hat sich schon verabschiedet, aber das ist mir auch egal" Liv zuckte unbeteiligt mit den Schultern und machte auf dem Absatz kehrt. Ines und Margot folgten ihr in den Stall.

,,Der Kleine sieht in echt ja noch besser aus, als auf dem Foto, das du mir geschickt hast!" Ines blieb vor Jumpers BBox stehen und musterte ihn begeistert, dann streckte sie ihm die Hand hin. ,,Na du?" Jedes der Pferde stand bereits verladefertig in der jeweiligen Box, sodass es nicht lange dauerte, bis die drei im LKW standen und Liv ihren Koffer hineingehievt hatte. In diesem Jahr fielen die Future Champions genau so, dass sie einen Tag nach dem Ferienede begannen, also würde Liv gleich mit den Rouvieres dort hin fahren, weil an dem Tag sowieso schulfrei haben würde, so wie die ganze Woche über. Das hatte sie bereist abgeklärt. Ines hätte die nächsten zwei Wochen Schule, da es in der Schweiz keine Pfingstferien gab, doch nachmittags hätte sie Zeit, außerdem war Margot auch noch da, die den ganzen Tag bei den Pferden der Familie verbrachte und mit ihren einundzwanzig Jahren gerade ihre Lehre zum Pferdewirt abgeschlossen hatte.

Als die drei Mädchen auch endlich in dem LKW Platz genommen hatten, stritten sich Ines und Margot über die Musik, die Margot eingelegt hatte. ,,Das Gejaule hält doch keiner aus!", genervt versuchte Ines an den Knopf zu kommen, um die CD herauszunehmen. ,,Das ist kein Gejaule! Das ist meine Lieblingsband!" Liv wusste nicht genau, wie lange das ging, jedoch kam es soweit, bis die beiden Schwestern Liv erwartungsvoll ansahen. ,,Liv, was meinst du dazu?" Liv hatte gerade wirklich keine Lust sich dazu zu äußern, schließlich wäre immer jemand unzufrieden, egal, wie sie sich äußern würde, deshalb entschied sie sich für die beste Variante, wie sie meinte. ,,Mir ist es egal" Doch diese Antwort schien ein gewaltiger Fehler gewesen zu sein! Bis zur ersten Pause stritten sie sich weiter. Liv versuchte die beiden auszublenden, hätte sie doch bloß was anderes geantwortet!

Nach einer halben Ewigkeit fuhr Margot schließlich von der Autobahn ab und bog in eine kleine Landstraße ein. Die Anlage der Rouvieres lag ein paar Kilometer östlich von Genf weit angeschlagen am Waldrand, wie Ines Liv bereist während der gesamten Fahrt erzählt hatte. Mittlerweile kannte sie die Namen jedes Pferdes oder Menschens, der irgendetwas mit dem Gestüt zu hatte. So hatte Ines zum Beispiel erwähnt, dass Cornitus Stern zurzeit der Topvererber war und bisher nur Champions hervorgebracht hatte oder dass sie sich vor Victor, dem Bereiter, lieber fern halten sollte, weil er meistens schlecht gelaunt war, weil Ines Vater ihm viel zu viel Arbeit aufhalste.

Nach weiteren zehn Minuten, bog Margot in eine von Rosenbuschhecken gesäumte Einfahrt ein. Sie hatten es geschafft, sie waren da. Doch was Liv nun zu Gesicht bekam, verschlug ihr eindeutig die Sprache. Ein Schlossartiges Anwesen prankte inmitten einer Kiesauffahrt, die so angelegt war, dass sich in der Mitte ein kleiner Grasabschnitt mit einem Springbrunnen befand und genau drei Wege zu den Stallungen, den Reitmöglichkeiten und dem Haupthaus führten. Das alte Gemäuer besaß drei Türmchen, die mit ihren hohen Spitzen Lanzen, die versuchten den Himmel zu erreichten, ähnelten. Alles war vollkommen überwältigend.

Margot parkte den LKW und sprang hinaus. Der Kies knierschte unter ihren Füßen, als sie in Richtung Anwesen stapfte. Sie warf Liv einen erwartungsvollen Blick zu. ,,Komm mit, dann stellen wir dir mal unsere Eltern vor" Kaum hatte Margot die Worte ausgesprochen, kam auf dem einen Pfad ein Reiter angetrabt. Der Schimmel unter ihm schwebte mit grazilen Bewegungen über den Boden, spielte mit den Ohren und beschnupperte schließlich Livs Jacke, als der Reiter sein Pferd direkt vor ihr durchparierte. ,,Du musst Liv sein. Ich bin Claude Rouviere, der Vater der beiden Mädchen. Willkommen bei uns"

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Nach einer halben Ewigkeit mal wieder ein Kapitel ^^ wenn auch etwas kurz, aber egal. In der Kürze liegt die Würze :'D Danke an alle, die Livs Geschichte immer noch mitverfolgen wollen und sich noch nicht anderen Lesestoff gesucht haben ^^ Ich muss sagen, dass wir uns langsam dem Ende des ersten Teils zubewegen, aber ich will natürlich nicht zuviel verraten :0

Liebe Grüße MarieFlojd ❤





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