Chapter 1

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Vielleicht ist es gut einsam zu sein. Vielleicht ist es gut Probleme alleine bewältigen zu müssen. Vielleicht ist es gut alleine zu sein, um zu lernen.
Aber vielleicht denke ich das auch nur, damit dieses Gefühl der Einsamkeit nicht sonderlich schwer auf mir lastet. Damit es ertragbar ist und ich damit leben kann. Oder existieren. Irgendwie.
Aber das schaffe ich nicht. Ich schaffe es nicht mir selbst zu glauben. Mir und meinen Lügen.
Die anderen glauben mir. Sie glauben mir jedes Wort, dass ich ausspreche und glauben mir jedes Spiel, das ich spiele, aich wenn es nicht gewonnen werden kann. Aber zu spielen hält mich am Leben. Lässt mich überleben. Lässt mich existieren.
Ich wünschte es wäre anders. Natürlich wünsche ich mir das soch etwas ändert. Doch es ist eben nur ein dummer Wunsch eines kleinen, naiven Mädchens. Und dennoch glaube ich daran. Bin zu naiv, um zu merken, dass sich nie etwas verändern wird.
Ich werde weiter spielen. Ich werde existieren. Ich werde einsam bleiben. Und ich werde lügen.
Bis ich irgendwann aufgebe.
Bis ich irgendwann aufstehe und denke ‚Ich will nicht mehr' und dann werde ich handeln. Ich werde aufgeben, weil sich nichts verändert und weil das Spiel nicht gewonnen werden kann.
Doch irgendwann, so hoffe ich, wird dieses Gefühl, dass mich zerstört, zur Normalität werden. Und das ist schrecklich.
Es soll nicht „normal" sein, dass ich mich hasse. Mich, mein Leben und die anderen.
Ich höre ihr Lachen. Ständig höre ich es und bei manchen wünsche ich mir, sie würden daran ersticken. Bei denen, die mich zerstört haben. Bei denen, die mich zerstören. Bei denen, die mir gelehrt haben, mich zu hassen.
Sie haben nichts anderes verdient. Sie haben kein Leben verdient, das sie verschwenden.
Mit jedem Tag und jeden Wort, mit dem sie anderen Leid zufügen.
Sie haben kein Glück verdient. Keine Liebe und kein Leben.
Jene, die sich unmenschlich verhalten sind es nicht wert, als Mensch zu weilen.
Wieder höre ich ihr Lachen, ihre Worte und es schmerzt. Es brennt sich in meine Seele, lässt mein Herz bluten.
Sie merken nichts davon.
Einer von ihnen spricht mich an, will wissen, ob irgendwas ist. Ich sei abwesend mit meinen Gedanken, hat er gesagt. Wie sooft sage ich ihm, dass nichts los ist. Ich zwinge mich zu einem Lächeln. Versuche meinen Worten Glauben zu schenken.
Er glaubt mir, ich mir nicht.
Er verschwindet, schenkt mir noch ein Lächeln.
Ich erwidere es nicht. Es lässt mich kalt. Nichts passiert in mir. Kein Gefühl. Gar nichts.
Ich verschwinde aus der Schule, lasse sie hinter mir. Immer wieder begegne ich Menschen. Glücklich, lächelnd, Händchen haltend. Keinem von ihnen scheint es so zu gehen wie mir. Niemand von ihnen würde es verstehen. Sie würden weggehen, mich alleine lassen und ich könnte es verstehen.
Ich bin nicht so wie sie. Bin weder reich noch schön oder glücklich. Sie sind es. Sie alle scheinen so perfekt zu sein. Jeder von ihnen und ich frage mich, ob sie auch manchmal dieses Gefühl in ihnen haben. Ich frage mich, ob sie sich auch manchmal einsam fühlen oder hässlich.
Sie werden mir keine Antwort geben, sollte ich sie fragen. Denn sie verheimlich ihre Gefühle, schämen sich gar für sie.
Da bin ich ihnen gleich.
Keiner weiß wirklich etwas über mich. Sie kennen meine Gedanken nicht.
Und das ist gut so. Zu viel Blut, Tod und Schmerz ist in ihnen, dass es die meisten nicht ertragen könnten, das zu sehen.
Ich sehe es jeden Tag. Ich fühle es jeden Tag.
Immer und immer wieder.
Und es will nicht aufhören. Sie gehen immer weiter.
Und enden nie.
Ich frage mich, warum das so ist. Womit ich das verdient habe? Was habe ich getan, um so leiden zu müssen? Doch ich bekomme nie eine Antwort. Und werde sie auch nie bekommen. Wie bei so vielen anderen Fragen.
Manchmal denke ich, dass der Tod mehr Antworten hätte. Dass er sie mir geben wird, wenn ich mit ihm gehe.
Und an guten Tagen, an den wenigen guten Tagen, denke ich, dass das Schwachsinn ist. Ich denke daran, dass ich lieber unwissend im Leben stehe, als wissend tot bin. Diese Tage, die guten Tage, werde immer weniger. Irgendwann werden sie verschwinden. Sie werden mich alleine lassen mit Hass, schlimmen Gedanken und Schmerz. Bis ich aufgebe. Bis ich meine Antworten gefunden habe.
Und bis dahin halten mich diese wenigen Tage am Leben.
Oder auch der Wunsch nach Veränderung. Auch dieser gibt mir Kraft. Kraft zu glauben und zu leben.
Ich würde gerne von vorne beginnen. Ganz von vorne. Ich würde vieles richtig machen. Mehr als jetzt. In dieser Zeit, wo ich alles was ich tue falsch mache. Einfach alles.
Ich würde die Chance nutzen. Ein besseres Leben. Alles würde ich dafür tun und geben. Einfach alles. Ohne Ausnahme.


20.08.2015

~horansdaydream

Wenn es kein zurück mehr gibt † |Trigger|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt