Chapter 10

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Ich könnte noch viele Briefe schreiben. Hunderte. Es gibt noch so vieles, was gesagt werden muss. Aber das Wichtigste werden sie erfahren. Die anderen sind mein Geheimnis.
Diese nehme ich mit ins Grab.
Sie werden endlich erfahren, was mit mir los ist.
Sie werden mich endlich in einem anderen Licht kennen.
Endlich werden sie mich richtig kennenlernen.
Ich war nicht immer witzig und glücklich. Ich war ein Spieler. Und abends, bin ich zusammengebrochen. Ich habe geweint.
Geweint neben Freunden und Familie. Sie haben es nicht bemerkt.
Oft wurde ich angeschrien und beschimpft. Alles habe ich viel zu lange erdulden müssen.
Der Tod ist eine Erlösung für mich und egal, was da auf mich wartet. Es wird besser sein. Besser sein als hier.
Ob sie weinen werden? Ob sie mich vermissen werden?
Würde mir jemand folgen?
Ich glaube, dass sie mich vermissen werden. Sie haben mich nicht gehasst. Nicht alle. Manche haben mich vielleicht sogar geliebt. Ich weiß nicht.
Und genau das ist das Problem.
Hätten sie mir das gesagt, mir ihre Gefühle offenbart ... Vielleicht würde ich dann jetzt nicht auf meinem Bett sitzen und ein Messer an mein Handgelenk halten.
Es kommen keine Tränen mehr. Ich habe genug geweint in meinem Leben.
Und die Aussicht auf den Tod macht mich glücklich.
Ich lächle.
Sie alle werde ich nicht mehr ertragen müssen. Einsamkeit auf Ewig.
Die Vorstellung gefällt mir.
Sie ist befreiend und nimmt mir ein bisschen die Angst.
Ich lege die von mir geschriebenen Briefe auf mein Nachtkästchen.
Und dann beginne ich die Klinge in mein Fleisch zu bohren.
Ich schneide die Pulsader der Länge nach auf.
Später will ich nicht in einem Krankenhaus aufwachen. Ich will das jetzt durchziehen. Bis zum bitteren Ende.
Es schmerzt und meine Hand zittert mehr als sonst.
Es gibt kein Zurück mehr. Ende.
Vielleicht war es die falsche Entscheidung.
Doch ich kann es nicht mehr ändern. Ich habe mich nicht unter Kontrolle.
Meine Hand mit der Klinge fährt weiter und weiter hinauf, bis zur Armbeuge. Dort bleibt sie stehen.
Das Blut fließt in Strömen, spritzt beinahe aus der klaffenden Wunde. Ich lege das Messer beiseite und lege mich auf das Bett, starre nach oben.
Als mir schwindelig wird, schließe ich die Augen.
Ende. Kein Zurück. Dunkelheit.
Sie kommt schneller, als ich dachte. Sie ist so friedlich.
Mir wird kalt.
Doch das Lächeln auf meinen Lippen wird breiter.
Eine Träne huscht über meine Wange.
Der Tod kommt. Ich spüre ihn. Er holt mich.
Endlich.
Es wird immer kälter, ruhiger und friedlicher.
Auf Wiedersehen Leben!
Auf Wiedersehen Freunde!
Auf Wiedersehen Feinde!
Auf Wiedersehen Familie!
Vermisst mich nicht, denn denkt immer dran ... ihr habt mich dazu gebracht.

01.12.2015

~horansdaydream

Wenn es kein zurück mehr gibt † |Trigger|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt