03 - Sommer in Spanien

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Aaran lehnte sich zurück und blickte an die Decke. „Es war vor eineinhalb Jahren im Sommer. Ich war mit meiner neuen Klasse auf Kursfahrt in Spanien Barcelona und wir waren in dem angesagten 'Razzmatazz night club' . . .

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Aaran hatte keine Lust hier zu sein. Es war die erste Klassenfahrt mit der neuen Klasse und er war grade erst drei Monate auf der Schule. Sein Aussehen hatte sich seit dem Vorfall verändert. Er hatte nichts mehr von dem Sunnyboy, der die FIS in Oberursel verlassen musste. Die Haare waren blondiert und mit einem grellen Türkis gefärbt, er hatte jetzt schon drei Piercings und trug den typischen Punkerlook, kaputte Hose, Nietenbänder und schwarze Shirts. Seine Klasse war heute Abend in den Club gekommen um zu feiern. Sie waren gestern erst hier angekommen und der Trip sollte noch weitere 7 Tage dauern.

Die Lehrer hatte Verständnis dafür, dass sie hier feiern wollten. Sie waren im Durchschnitt 19 Jahre alt und er dadurch einer der jüngeren mit 17. Er war nur hier, damit er Abstand von Seinem Vormund hatte. Sie waren in einem echt schicken Hotel untergebracht und er hatte ein Einzelzimmer bekommen. Irgendwie war er froh darüber gewesen, denn so konnte er endlich mal entspannen, doch die Rechnung hatte er ohne seine Klassenkameraden gemacht, die ihm keine wirkliche Wahl gelassen hatten. Die Mädels hatten ihn quasi „überredet" mit in den Club zu kommen und zu feiern, doch er hatte keine Lust. Inzwischen hatte er sich zu einer der Bars vorgekämpft und auf einen Hocker an der Wand gesetzt. Er wollte nicht tanzen und erst recht nicht mit den Mädchen. Gedanken verloren beobachtet er sein Bier und hing seinen Gedanken nach, als sich jemand neben ihn schob und er den Duft des Puma for Men in der Nase hatte.

Er mochte den Duft und hob seinen Blick kurz. Neben ihm stand ein blonder gutgebauter Typ, der sich über den Tresen beugte und versuchte die Bedienung auf sich aufmerksam zu machen. Das Gedränge war groß und immer wieder streife er seinen Arm. Aaran betrachtet ihn schmunzelt, als er anfing leise zu fluchen. „Kann doch nicht angehen." Der Typ rollte mit den Augen und blickte dann zu ihm. „Is was?" etwas patzig stellte er die Frage. „Willst nen Autogramm oder was?" Aaran zog die Stirn kraus. „Was bist du denn für ein Spinner? Krabbelst mir fast auf den Schoß und machst mich dann noch von der Seite an. Warum sollte ich von dir nen Autogramm haben wollen? So schick biste auch nicht." Er drehte sich wieder seinem Bier zu und schüttelte den Kopf. Der Andere blickte ihn nun entgeistert an. „Ey weißt du echt nicht wer ich bin?" Aaran hob wieder seinen Blick und schaute ihn an. „Nee . . . sollte ich?" Inzwischen hatte er sich angespannt, so ein Gespräch verhieß meist nicht gutes. Er bemerkte wie der andere ihn musterte. „Ich bin Lennart, . . . Lennart T . . ." Plötzlich ging ein Ruck durch den Körper und er wurde gegen ihn geschubst. Aarans Rücken landete an der Wand und der Körper des anderen prallte gegen seinen. Mit den Händen umfasste er grade noch die Schultern des anderen, als er die Hände an seiner Hüfte fühlte. Er schluckte, als er in die schönen grauen Augen blickte und ihm ein leichtes Keuchen entwich. Im nächsten Moment drückte er ihn schnell von sich. Er sah, dass die Situation scheinbar nicht nur ihm unangenehm war. Hinter ihnen kam ein gelalltes Entschuldige von einem Betrunkenen Gast und ihnen wurden zwei Bier rüber geschoben. Etwas verwirrt nahm der Typ es und stammelte eine Entschuldigung in Aarans Richtung, bevor er versuchte sich von der Bar zu entfernen.

Aaran bemerkte, dass er die Luft angehalten hatte und dreht sich nun wieder mit dem Oberkörper in Richtung Bar. Er dachte noch einmal über die Situation nach und konnte nur noch den Kopf schütteln. Wer zum Teufel war der Typ, dass er ihm Autogramme geben wollte. Immer wieder ging er verschiedene Bands in seinem Kopf durch, doch aus seinem Genre war er definitiv nicht. Er schmunzelte leicht, als er an die grauen Augen dachte.

Plötzlich fasste eine Hand auf seine Schulter und er schrak hoch. Neben ihm war Marina zum stehen gekommen und hielt sich an ihm fest. „Hey . . .", sie lallte schon und beugte sich vor, „ . . . komm schon Aaran tanzen." Sie versuchte ihn zu Tanzfläche zu ziehen. „Marina, ich will nicht!" Hartnäckig blieb er sitzen und versuchte seine Hand zu befreien. „Du bist ja vollkommen betrunken." Sie kam wieder auf ihn zu und schlang ihre Hände um seine Hüften. „Komm schon." Sie zog eine Schmolllippe. „Ich denke wir gehen besser an die frische Luft." Aaran seufzte und nahm ihre Hand. Vorsichtig zog er sie durch die Menge in Richtung Außengelände.

Lennart konnte immer noch die warmen Hände auf seinen Schultern spüren, als er sich schnell von dem jungen Mann entfernte. Hoffentlich hatte das keiner gesehen, man wusste nie, wo überall Paparazzi waren, die genau auf solche Gelegenheiten warteten. Er war schwul, doch in der Welt des Fußballs war das undenkbar. Er konnte es sich nicht leisten wegen so etwas seine Karriere zu zerstören. Immerhin stand er grade noch am Anfang und war einer der erfolgreichsten Stürmer.

Seine Schritte führten ihn nach draußen, wo er sichtlich nervös nach einem Platz zum nachdenken Ausschau hielt. Hier waren mehrere Séparées abgeteilt, in denen Loungemöbel gestellt waren. Zielstrebig ging er auf eines am Rand zu und ließ sich auf eines der Sofas fallen. Erleichtert atmete er aus und lehnte sich zurück.

Er war hier um „Urlaub" zu machen und sich zu entspannen. Eigentlich wollte er die Nacht tanzen und mit ein paar Jungs von seinem neuen Verein einen trinken. Doch schon nach kurzer Zeit hatte er sie aus den Augen verloren und stand allein da. Erst jetzt realisierte er, dass er ein Bier in der Hand hielt. „Ach was solls." Er nahm einen tiefen Schluck und schloss die Augen, als er plötzlich Stimmen nahe dem Séparée hörte.

„Aaran bleib doch mal stehen!" Marina zog immer wieder an seiner Hand und er rollte genervt mit seinen Augen. „Marina . . . die Luft wird dir gut tun." Sie blieben scheinbar nahe bei ihm stehen. „Bleib hier. Ich hole etwas Wasser . . . keinen Alkohol mehr für dich!" „Aber Aaran . . .", sie lallte gewaltig und es raschelte an der Hecke neben Lennarts Ohr. „Marina!" Die Stimme klang ärgerlich. „Bleib sitzen!" „Nur wenn du hier bleibst." „Oh bitte . . . lass die Finger weg! Du weiß ich steh nicht auf Mädchen!" Er erkannte die Stimme und schob nun leicht die Hecke bei Seite. Ja, es war der Typ von der Bar mit den braunen Augen und den türkisen Haaren. Leicht musste er schmunzeln, als er sah, wie er versuchte das Mädchen dazu zu bringen ihre Hände bei sich zu behalten. „Jetzt stell dich nicht so an." „Marina es reicht! STOP!" Seine Stimme war nun ärgerlich und sie erfror in ihren Bewegungen. Vorsichtig ließ er ihre Hände los und legte sie auf ihren Schoß ab. „Schuldige . . . ich weiß auch nicht . . .", ihr Blick war nun zu Boden gerichtet und sie schien etwas nüchterner zu sein. „Schon gut." Er lehnte sich zurück und strich sich durch die Haare. „Ich hol dir jetzt etwas Wasser. Warte hier." Sie starrte weiter zum Boden und auf ihre Füße. Lennart ließ vorsichtig die Hecke wieder zugleiten und schmunzelte.

Aaran hatte an der Bar ein Wasser geholt und stand nun wieder vor dem Séparée. Er blickte ungläubig hinein, denn es war leer. „Scheiße." Mit einer schnellen Bewegung drehte er sich um und versuchte Marina aus zu machen, doch sie war nirgends zu sehen. „Sie ist mit ein paar Mädels weg." Erschrocken drehte er sich um, konnte aber niemanden entdecken. „Was . . . wie . . . wer?" Lennart grinste breit, als er die Verwirrung hörte. „Hier, eine weiter." Aaran machte sich stutzig auf den Weg und blickte hinein. Dort saß der Tür von der Bar und grinste ihn blöd an. „Du schon wieder." Lennart nickte. „Ja . . . scheint Schicksal zu sein." Aaran zog die Augenbrauen hoch und blickte ihn skeptisch an. Der Typ vor ihm grinste breit und machte ihm Platz auf dem Sofa. „Setz dich doch." „Warum sollte ich." Etwas trotzig verschränke er die Arme vor der Brust und blickte auf den Blonden runter. Er zuckte nur die Schultern und nahm einen Schluck von seinem Bier. „Einfach nur so . . . der Start war ja nicht so gut bis jetzt." Wieder lächelte er gewinnend und klopfte auf das Polster neben sich. Aaran musste schmunzeln und zuckte mit den Schultern, bevor er sich neben ihm fallen ließ. „Wenigsten muss ich hier nicht tanzen."

Lennart Thy - Scherben eines Lebens (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt