05 - Vergangenheit

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Tina beobachtete Aaran eine Weile mit einem Grinsen im Gesicht., bevor sie ihn ansprach. „Das ist unglaublich . . . Lennart hat dich eiskalt Abgeschleppt!" Aaran grinste und zuckte mit den Schultern. „Ja . . . das hat er wohl." Er wurde leicht rot und blickte zu ihr rüber. „Aaran, jetzt musste du mir nur noch eines erklären, warum hast du deine alte Schule verlassen?" Sein Gesicht verzog sich schmerzhaft.

„Tina, . . . nichts gegen dich . . . ich mag dich . . . du bist nett, . . . ", er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, „ich rede nicht so gern über diese Vergangenheit. Sie hat Narben hinterlassen, mit denen man nicht prahlt. Narben sind Erlebnisse, nicht die Zukunft." Er versuchte sie anzulächeln. „Also frag mich doch lieber was zur Zukunft." Er ließ sich neben sie in einen Sitzsack fallen.

Sie blickte ihn lange an. „Die Zukunft interessiert mich nicht so brennend, da bin ich ja dabei . . .", sie fasste sich an die Nase und zwinkerte ihm zu, „ . . . aber ich akzeptiere es." Nochmals blickte sie ihn an und erhob sich schließlich. „Die Hose steht dir, behalte sie. Sind Lennart und Mona schon auf?"

Aaran stand ebenfalls wieder auf und blickte sie verlegen an, bevor sein Magen knurrte. „Ja, . . . ", er blickte zu Boden, „sind Sie." Sein Kiefer knackte kurz und er spannte sich an, als er an die Situation dachte wegen der er aus der Wohnung geflohen war. „Tina, . . . kann ich mit hoch?"

„War die Frage ernst gemeint? Mich wundert es, dass du noch keinen eigenen Schlüssel hast." Aaran zuckte mit den Schultern. „Ja, . . . leider." Er grinste sie an, schnappte sich das Shirt und seine Jacke. „Na, dann ab nach oben, da muss heut noch jemand zur Physiotherapie und will überzeugt werden."

Mona stand oben in der Küche und räumte den Tisch ab. Lennart war nicht zu sehen. Tina sprang sofort auf ihre Mitbewohnerin zu. „Nicht abräumen, ich sterbe vor Hunger!" Mona guckte sie verwundert an. „Warum? Ich dachte du warst Frühstücken." „Der Arsch kam nicht", begann sie zu schimpfen. Aaran huscht vorsichtig in die Wohnung und lehnte sich neben der Küchentür an die Wand. Vorsichtig blickte er die Mädchen an. Mona lauschte ihrer Freundin bis ihr Blick auf Aaran viel. „Hey wieder da?" fragte sie lächelnd. „Hast du noch Hunger? Hab deinen Teller noch hier". Er nickte knapp und setzte sich an den Tisch. „Ist er noch da?" „Lennart?" fragte Mona. „Klar, der ist in sein Zimmer, hatte keinen Hunger mehr. Ich glaube es ist wieder sein Bein." Aaran legte das Brot mit Nutella wieder hin und blickte sie betrübt an. „Das ist meine Schuld. Ich bin ein Hornochse!" Er stand auf, nahm seinen Teller und blickte sie an. „Kann ich zwei Kaffee mitnehmen?"

„Klar, soll ich dir tragen helfen?" fragte Mona schnell. „Hmmm, . . . geht schon." Er stellte sich den Teller mit dem Brot auf den Arm, nahm die Zwei Tassen Kaffee in die Hand und ging los. In der Tür dreht er sich nochmal um. „Etwas könntet ihr für mich tun. Stört ausnahmsweise mal nicht." Er blickte sie ernst an. „Ich niemals", sagte Tina schnell. „Würde mir nie einfallen". Mona nickte nur. „Euer Ernst?" Er ging zwei Schritte ehe er sich erneut zu ihnen umdrehte. „Danke." Mit einem Seufzer klopfte er an das Zimmer von Lennart und drückte die Klinke mit dem Ellenbogen nach unten.

Lennart saß auf seinem Schreibtischstuhl und hatte sein rechtes Bein hochgelagert. Als Aaran näher trat sah er, dass er sogar seine verhasste Schiene angelegt hatte. Auch trug er Kopfhörer und der harte Metal, der ihn während seiner schlimmsten Reha Zeit begleitet hatte, dröhnte ihm gedämpft entgegen. Vorsichtig schloss er die Tür mit dem Hacken und blickte immer wieder zu ihm, als er die Becher und das Brot auf den Nachtschrank stellte. Er ließ das T-Shirt, welches er noch in den Händen hatte auf den Boden fallen und stellte sich hinter Lennart. Vorsichtig legte er ihm eine Hand auf die Schulter und ließ diese nach vorne gleiten. Lennart zuckte erschrocken zusammen und drehte sich um. Als er Aaran erblickte lächelte er und zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Der Krüppel kommt nicht weit, keine Sorge." Dabei drehte er die Musik leiser. „Du bist kein Krüppel, aber ich ein Hornochse . . .", Aaran beugte sich zu ihm herunter und küsste ihn sanft,". . . es tut mir leid, . . . ich hab überreagiert." Er blickte ihn an. „Frühstück?" dabei deutete er auf den Nachtschrank. „Keinen Hunger, aber iss ruhig, ich höre deinem Magen bis hier", grinste er, „ich bleib hier einfach sitzen und beobachte dich." Aaran blickte ihm tief in die Augen. „Nicht mal einen Bissen für mich?" Bei diesen Worten strich er ihm über die Brust. „Kaffee? Hab dir einen mitgebracht." „Von dir nasche ich sofort" entgegnete er und lehnte sich gegen Aaran. „Passt ja, die Mädchen haben versprochen sie stören nicht." Er grinste ihn an und biss ihm leicht in den Hals. „Erst einen Kaffee?" „Hast du Angst, dass ich sonst mittendrin einschlafe?" fragte er mit einem provozierenden Lächeln. Dann blickte er auf die Schiene. „Oder wir lassen es gleich, bin heute scheinbar nicht flexibel", murmelte er und sein Blick wurde finster. Schon ging seine Hand wieder zum Lautstärkeregler seiner Kopfhörer. Noch bevor er diesen erreichen konnte griff Aaran seine Hand und hielt ihn auf. „Bitte blende dich nicht aus." Er küsste seinen Hals weiter runter. „Du musst dich ja nicht viel bewegen." Lennart zog die Hand von den Kopfhörern zurück und schloss die Augen. „Ich weiß nicht, die Mädels", flüsterte er mit einem leichten grinsen, „nicht, dass die noch mitmachen wollen."

Lennart Thy - Scherben eines Lebens (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt