04 - Der erste Kuss

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Der erste Kuss

Lennart lachte und blickte ihn an. „Wieso? Kannst du nicht tanzen?" Aaran zuckte mit den Schultern und blickte sich um. „Doch . . . schon . . . ich mag es nur nicht so gern." „Kenn ich . . . bin auch eher für einen trinken." Er grinste ihn breit an und nahm den letzten Schluck aus seinem Bier. „Was magst denn trinken, ich geb einen aus." Aaran zögerte kurz und blickte in die grauen Augen ehe er sich fast unmerklich schüttelte. „Äh . . . ein Bier?" Lennart stand auf und blickte auf ihn runter. „Geht klar." Er grinste noch kurz und ging mit festen Schritten auf den Tresen zu, ehe er sich nochmal umdrehte und mit den Fingern auf Aaran zeigte. „Und nicht weg gehen . . . versprochen." Er nickte und blickte mit einem leichten grinsen hinter dem jungen Mann her. Mehr zu sich selbst flüsterte er. „Kein schlechter Hintern." Er erschrak bei den Worten und blickte sich um, ob nicht jemand gehorcht hatte. So einen Ärger wie vor nur ein paar Monaten brauchte er nun wirklich nicht nochmal. Unruhig rutschte er auf dem Polster hin und her und versuchte sich zu entspannen.

Es dauerte eine kleine Weile ehe Lennart zurückkam. Er trug ein Tablett mit mehreren Getränken darauf. „Da bin ich wieder." Er grinste ihn breit an und stellte die Getränke auf den Tisch. Aarans Augen wurden groß, als er die acht kleinen Gläser mit Tequila entdeckte, zwei Flaschen Bier und sechs Gläser mit etwas gefüllt, das aussah wie Cola nur mit Limette drin. Ein leises Keuchen entwich ihm. „Verdammt . . . wer soll das denn alles trinken?" Lennart ließ sich in diesem Moment auf das Sofa fallen und blickte ihn schelmisch an. „Na wir." Er schien ihn von oben bis unten zu mustern bevor er weiter sprach. „Ich schulde dir noch was für drin, . . . ich hab es nicht mal geschafft mich ernsthaft vorzustellen." Er stellte eine Flasche und eines der großen Gläser vom Tablett vor ihn und reichte ihm dann die Hand hin. „Ich bin Lennart und du bist . . . ?" Neugier zeigte sich in seinen Augen. Aaran konnte den Blick nicht von ihnen abwenden und ergriff nur zögerlich die Hand. „Aaran . . ." „Freut mich dich kenne zu lernen. Doch nun . . .", er hob das Glas und blickte ihn an , „ . . . auf einen schönen Abend und . . . Prost!" Er ließ ihm keine Wahl und drückte ihm ebenfalls das Glas in die Hand, bevor er mit seinem Glas daran stieß. „Äh . . . Prost." Aaran zögerte noch etwas, bevor er auch einen großen Schluck nahm.

„So, . . . dann erzähl doch mal, wo kommst du denn her?" Wieder ließ Lennart seine weißen Zähne aufblitzen, als er lächelte. „Frankfurt . . . is ne Klassenfahrt." Etwas verlegen blickte er auf den Boden und dann wieder hoch. Er bemerkte, wie sein Gegenüber sich kurz über die Lippen leckte und ihn beobachtete. „Wie alt bist du denn . . . wenn ich fragen darf?" Aaran nickte. „Klar . . . 17, wird im November 18." Lennart schien kurz zu überlegen. „Eigentlich darf ich dir gar keinen Alkohol geben . . . sagen wir mal . . . nur fürs Protokoll du bist schon 18?" Er zog leicht die Augenbrauen hoch, zwinkerte ihm zu und grinste breit. „Und wirst im November 19? . . . Hab Lust zu feiern und zu trinken, . . . nur nicht allein." Aaran lachte. „Klingt gut." Er hob erneut das Glas und stieß es gegen das von Lennart. „Und wie alt bist du? Natürlich nur wenn ich fragen darf." Er grinste ihn ebenfalls an und ließ sich in die Polster gleiten bevor er einen Schluck nahm. Lennart spitzte die Lippen und blickte ihn belustigt an. „Du kennst mich echt nicht oder?" Er grinste breit. „Das gefällt mir . . . ich bin erst vor kurzem 19 geworden." Aaran verzog das Gesicht. „Willst du mir nicht verraten, warum ich dich kennen sollte?" Lennart blickte gespielt grübelnd in die Luft. „Nee . . . ich denken, dass hier gefällt mir besser." Und nahm einen Schluck aus seinem Glas. „Wir spielen ein Spiel . . . nicht weglaufen . . . ich bin gleich wieder da." Mit diesen Worten war er aufgestanden und wieder in Richtung Bar gelaufen. Aaran blickte ihm verwirrt hinterher. Es dauerte eine kleine Weile bevor Aaran wieder zu flüstern begann. „Verdammt, . . . was mach ich hier eigentlich!" Er wollte grade aufstehen und gehen, als Lennart wieder im Séparée erschien. Er hatte eine Flasche Tequila mit Zubehör dabei und grinste frech. „So, damit sind wir ausgerüstet." Statt um den Tisch herum zu gehen drängte Lennart sich vor ihm vorbei. Aaran war so perplex, dass er sitzen blieb und die leichte Berührung hinnahm. Er schloss die Augen und hatte den Duft von Puma wieder in der Nase. Er schluckte schwer, als er spürte wie das Polster neben ihm sich eindrückte. „Alles in Ordnung?" fragte Lennart unschuldig. Aaran konnte das grinsen auf seinem Gesicht nicht sehen und den Spaß den der andere dabei hatte. Erst als er angesprochen wurde atmete er weiter und drehte sich mit dem roten Schimmer auf den Wangen zu ihm um. „Bereit mit dem Spiel zu beginnen?" Er lächelte ihn an. „Hmmm . . . ich bin mir nicht sicher . . . worum geht es denn?" Aaran stotterte unsicher vor sich hin und zog an den Nietenketten um seine Handgelenke. „Na du weißt nicht wer ich bin richtig?" Aaran nickte. „Gut . . . es ist ganz einfach. Du darfst mir Fragen stellen die ich mit ja oder nein beantworten kann. Für jedes Nein trinken wir einen Shot Tequilla." Er grinste nun breiter und deutete auf die Flasche. Aaran zog eine Augenbraue hoch, musste aber trotzdem grinsen. „Klingt spannend, sonst noch Regeln?" Lennart nickte. „Jede fünfte Frage trinken wir ebenfalls, falls du aufgeben solltest, bestimme ich Deine . . . Strafe." Aaran nickte skeptisch. „Gut . . . ich warn dich schon mal vor. Ich vertrag viel, . . . wird ein teurer Abend für dich." Er streckte ihm die Zuge kurz raus und setzte sich ihm gegenüber, die Beine im Schneidersitz. „Damit kann ich leben Kleiner." Aaran verzog den Mund. „Ich bin nicht klein!" Lennart grinste und fing an die Shots vorzubereiten. „So, erst einmal zum aufwärmen." Er reichte ihm ein Glas, die Zitrone und Salz. Gekonnt strich er einen Film mit der Zitrone auf seine Beuge zwischen den Fingern und träufelte Salz darauf. Die Zitrone in der Hand und das Glas bereit blickte er seinem Gegenüber in die Augen. Aaran wurde leicht unsicher bei dem Blick. „Auf einen interessanten Abend . . . Aaran."

Verunsichert leckte er über seine Hand und kippte den Kurzen ohne die Augen von ihm zu nehmen. Lennart grinste und kippte ebenfalls seinen Shot. „Dann leg mal los." Lennart rückte entspannt nach hinten und blickte ihn herausfordernd an. „Also . . . woher könnte man dich kennen?" Aaran hatte sich nach vorn gebeugt und seinen Kopf aufgestützt und musterte ihn. „Kennt man dich aus Film und Fernsehen?" Lennart schüttelte den Kopf. „Nein . . . dann müssen wir wohl einen trinken." Er rückte nach vorn und schenkte nach. Aaran bekam große Augen, als ihm bewusst wurde, dass er es ernst meinte mit dem Trinken. Die meisten taten immer so, doch es schien es ihm nichts auszumachen, hier die Rechnung zu begleichen. Er hatte wirklich keinen Plan wer der Typ eigentlich war mit dem er hier auf dem Sofa saß. Vielleicht war es keine gute Idee gewesen zuzustimmen. Und nun blickte ihm dieses selbstgefällige Lächeln wieder an. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er keine Chance hatte das Spiel zu gewinnen.

Lennart hatte schon den unsicheren Blick bemerkt und konnte nicht anders als breit zu grinsen. Klar, es war nicht fair, aber der Typ schien eine perfekte Ablenkung für den Abend zu sein. Die schüchterne Art war irgendwie niedlich. Er mochte auch das außergewöhnliche Aussehen, leicht rebellisch . . . trotzdem schien er sportlich zu sein, da sich unter dem T-Shirt ein Six-Pack abbildete. Er konnte nicht anders, als ihm beim überreichen leicht über das Bein zu streichen und die Reaktion zu genießen. Er blickte schon wieder wie ein verschrecktes Reh und kaute auf seiner Unterlippe. „Na dann Prost." Lennart leckte, kippte und biss ohne ihn aus den Augen zu lassen. Heute würde er das Auto stehen lassen und mit dem Taxi nach Hause fahren und das vermutlich nicht allein, dafür konnte er sorgen. Bei dem Gedanken grinste er schon wieder über das ganze Gesicht. Heute würde er spielen und herausfinden, wie weit er gehen konnte.

Sie hatten eine ganze Weile im Séparée gesessen und immer wieder hatte Lennart ihm die Fragen mit nein beantwortet. Er wusste nicht mal mehr, wie viel er schon getrunken hatte, geschweige denn welche Fragen er schon gestellt hatte. Aaran seufzte. „Also, du bist nicht im Fernsehen, kein Schauspieler oder Musiker, nicht in der Wirtschaft, nicht Radio. Du bist Sportler . . . aber kein Hockey, kein Kampfsport, nicht Olympia oder Schwimmen." Aaran kratzte sich am Kopf und wischte sich mit den Händen durch das Gesicht. Er saß inzwischen neben ihm und war tiefer in die Kissen gerutscht. Der Alkohol ließ sein Gehirn nicht mehr so gut funktionieren, doch aufgeben kam nicht in Frage. „Bist du Reiter?" Lennart musste lachen und strich ihm leicht über die nackte Haut an seinem Arm, was eine Gänsehaut hervorrief. „Nein . . . und das war auch schon Frage fünf. Also Zwei Shots!" Aaran seufzte und versuchte sich besser hin zu setzten. Ungeschickt stützte er sich auf dem Bein von seinem Sitznachbarn ab und versuchte sich hoch zu drücken. Lennart zog etwas das Bein zur Seite und Aaran kam ins Schwanken. „Na . . .", er fing ihn mit den Armen auf und drückte ihn leicht wieder hoch, „ . . . gibst du endlich auf?" Aaran blickte ihm in die Augen und musste sich zusammen reißen bevor er antwortete. „Nee . . . kommt nicht in Frage!" Er rutschte mit ihm nach vorn und nahm gleich beide Shots in die Hand. „Na dann Prost." Er stieß mit Lennart an und trank schnell aus. Die Welt drehte sich angenehm und er musste lachen. „Du bist echt ein netter Kerl Lennart." Er hob seine Hand und versuchte aufzustehen, schwankend sank er wieder zurück und ließ sich nach hinten kippen. „Verdammt . . ."Aaran kicherte leise und blickte in den Himmel, . . . ich bin betrunken." Lennart grinste und blickte von oben auf den neben sich liegenden herunter. „Ich weiß . . .", vorsichtig strich er Aaran die Seite entlang und beugte sich hinunter, „ . . . darf ich mal was versuchen?" Aaran nickte und blickte ihn gespannt an. „Klar . . . was denn?" „Schließ mal deine Augen." Bei diesen Worten senkte er seinen Kopf hinunter und drückte ihm zärtlich einen Kuss auf die Lippen.

Aaran war verwirrt, als er die weichen Lippen auf seinen spürte, doch es fühlte sich gut an und wieder wurde er von dem Duft eingehüllt. Er genoss das Kribbeln in seinem Bauch und erwiderte den Kuss vorsichtig.

Lennart Thy - Scherben eines Lebens (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt