Lennart sprang mehr schlecht als recht in seine Trainingshose und blickte frustriert zu Boden. Er zog sein Schlafshirt aus und zwang sich wie jeden Morgen in den Spiegel zu blicken. Voller Abscheu fuhr er die Narbe am Bauch entlang. „Du bist gut so, wie du bist", nuschelte er schnell und monoton vor sich hin, dann schnappte er schnell sein Shirt und zog sich wieder an. Erleichtert atmete er mehrmals tief ein und schlenderte dann gemütlich in die Küche. „Morgen du Lustkiller", warf er Mona grinsend an den Kopf. Die stand noch immer merklich neben sich. „Von wegen . . . die Lust lief gerade an mir vorbei und sagte Morgen." Lennart verzog irritiert das Gesicht, nahm sich einen Stuhl und setzte sich verkehrt herum drauf. „Für dein Gebrabbel brauch man echt n Übersetzer, ist das das Zitat der Woche aus der Bravo?" fragte er grinsend und verschränkte seine Arme auf der lehne. „Du bist so ein Ferkel", warf sie ihm kopfschüttelnd entgegen, nahm die Kanne mit Kaffee und goss sich etwas ein. Er schob vorsichtig seine Tasse zu ihr rüber und versuchte ein grinsen zu unterdrücken. Mona wurde rot und schenkte ihm ein, ihr Blick war stur auf den Tisch gerichtet, denn sie konnte ihm nicht in die Augen gucken. Lennart beobachtete sie verwirrt. „Alles klar?" fragte er grinsend. Moni schüttelte den Kopf und nickte gleichzeitig. „Beauty . . . was ist los?" „Ich bin nur . . . etwas verwirrt." Ihr Gesicht wurde rot und sie blickte wieder auf den Tisch als die Eieruhr klingelte und sie aufstand ohne wirklich auf die Frage einzugehen.
Aaran starrte in den Spiegel und holte seine Zahnbürste aus dem Schrank. Während des Putzens schob er immer wieder seine Haare von links nach rechts und zog sich einige der verblassten Strähnen ins Gesicht, nur um hinterher alles mit beiden Händen zu zerzausen. „Fertig, . . ." Er blickte die Dusche an und schüttelte den Kopf. „Später." Schnell hob er eines der Shirts aus dem Wäschekorb und roch dran. „Geht . . . " er zog es sich über und wühlte nach einer Jogginghose, welche nach kurzer Betrachtung einen Rotweinfleck auf dem Bein hatte. Aaran verzog kurz den Mund, zuckte dann mit den Schultern und zog auch diese an. „So . . . Fertig." Dann öffnete er die Tür und setzte seinen Weg in die Küche fort.
„Moni, dein Kaffee riecht unglaublich gut." Er lächelte sie strahlend an und zwinkerte dann Lennart zu, während er sich neben ihn an den Tisch setzte. „Hast du wieder gezaubert am Herd?" Moni zuckte kurz zusammen und goss die fertigen Eier ab. „Äh . . . ja . . . gibt Eier, hart", murmelte sie und wurde plötzlich wieder rot, als sie drüber nach dachte. Lennart zog die Stirn kraus und blickte seinen Freund an, der sich das Lachen verkneifen musste. „Aaran?" fragte er mit scharfem Unterton. „Schuldige, . . . ", nuschelte er und blickte zu Boden. „Was machst du mit meinen Mädels?" grinste er und zog Mona zu sich. „Komm her Beauty, . . . lehn dich an meine starke Schulter und ignorier den bösen Mann da drüben." Mona war nun völlig überfordert. „Ach . . . Lenny . . . ich", murmelte sie und Lennart rückte ein Stück nach hinten um vor sich Platz für sie zu machen. „Nu komm her Monimaus", grinste er. Aaran blickte hoch und musste grinsen, als er Monas verzweifeltes Gesicht sah. „Moni, . . . Lennart, . . .", er legte einen gespielt empörten Ton in die Namen, als sie sich tatsächlich auf seinen Schoß setzte. „Pscht du störst unsere innig platonische Sexualität", zwinkerte Mona. Aaran spürte tatsächlich wie er eifersüchtig wurde, als Lennart seine Hände auf ihre Hüfte legte und sie näher zu sich zog. Ein leises Knurren entfuhr seiner Kehle und er ballte unter dem Tisch die Hände zu Fäusten. Seine Gedanken begannen zu rasen. Was wenn er ihn verlassen würde? Dann musste er wieder zurück ins Heim . . . zu IHM! Seinem Betreuer Herr Dietze. Allein die Vorstellung jagte ihm Angst ein und schnürte seine Kehle zu. Er hatte doch niemanden außer Lennart . . . er war sein Leben. Dieser blickte ihn herausfordernd an und begann Mona über den Bauch zu streichen. Als er seine Hand auf ihrem Bauch sah konnte er nicht mehr. Seine Kehle schnürte sich komplett zu und er hatte das Gefühl gleich ohnmächtig zu werden. Ruckartig stand er auf, dabei stieß er an den Tisch und die Tassen mit Kaffee schwappten über. Mit wenigen Schritten hatte er die Küche hinter sich gelassen und war er bei der Haustür. Im Vorbeigehen hatte er sich seine Jacke geschnappt, stürzte in den Hausflur und die Treppe ins Erdgeschoss runter.
„Scheiße! Aaran bleib stehen!" Lennart sprang nun ebenfalls auf und humpelte ihm nach, dabei verzog er schmerzhaft das Gesicht, als er zu schnell und fest auftrat. Er sah grade noch, dass er bereits die Treppe runter gerannt war und realisierte, dass er ihn auch nicht mehr einholen konnte. Das einzige was ihm einfiel war ihm nach zu rufen. „Also heute Kino um drei? Hol mich gegen eins ab . . . ich zahle auch."
Mona kam ebenfalls hinterher. „Oh Lennart, . . . das war fies", sagte sie leise. Lennart seufzte und wuuste das sie recht hatte, doch das konnte und wollte er nicht zugeben. „Nein, notwendig. Er muss lernen mir zu vertrauen Mona. Er weiß dass ich nie etwas machen würde!" sagte er leise und humpelte langsam zurück.
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Aaran blieb erst im Keller stehen, wo sollte er jetzt hin? Er hatte wieder mal nicht nachgedacht. Doch der Gedanke Lennart zu verlieren war unglaublich schwer zu ertragen. Gereizt und mit angespannten Kiefermuskeln zog er einen kleinen Schlüssel aus der Jackentasche und betrat den kleinen Kellerraum. Das Erste was er sah was ein Sandsack, welcher von der Decke baumelte. Er hatte ihn hier vor einigen Monaten auf gehangen, als es nicht so gut mit der Therapie bei Lennart lief und er den Kontakt mit seinem Betreuer nicht vermeiden konnte. Schnell zog Aaran sich die Jacke und das Hemd aus und betrachtete seine nackten Füße. Mit heftigen Schlägen begann er damit gegen den Sack zu treten.
Nach einigen Minuten fühlte er sich besser und seine Brust hob und senkte sich nach der Anstrengung heftig. Der Schweiß tropfte ihm von der Stirn. In diesen Momenten fühlte er sich so lebendig und lächelte bevor er begann weiter auf den Sack zu schlagen, doch nicht mehr mit Wut, sondern mit Ehrgeiz . . . wie früher als er noch Kickboxer war.
Der Keller war sein Zufluchtsort, hier konnte er sich geben wie er war. Auf den alten regalen hatte er seine Pokale aufgestellt. Mit in Lennarts Wohnung wollte er sie nicht nehmen, da er das Gefühl hatte sie würden ihn verhöhnen. Auch sein Stipendium hing noch an der Wand. Er hasste seine neue Schule, aber durch die Anzeige und das Outing war seine Karriere beendet worden, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte. „Hey Aaran, alles gut?" erklang plötzlich Tinas Stimme hinter ihm. „Ey, sag mal trägst du meine Hose?"
Etwas erschrocken drehte sich Aaran um und starrte bleich zu Tina, dann an sich herunter. „Ich . . . glaub schon." Er blickte sie verwirrt an und wurde noch bleicher, als ihm klar wurde, dass hier sein ganzes altes Leben offen lag. „Wolltest . . . du nicht, . . . ", er fing an zu stottern, ". . . du . . . " verlegen fuhr er sich durch die Haare, als ihm die Idee kam" . . . was ist mit deinem Frühstücksdate?"
„Versetzt", murmelte sie nur und trat in den Keller, „jetzt weiß ich, warum mein Fahrrad hier nicht mehr reinpasst." Langsam ging sie zum Regal. „Deine?" fragte sie bewundernd.
Aaran nickte stumm und blickte verlegen auf den Boden. „Vergangenheit, . . . lange her, . . . mach ich jetzt nicht mehr." Er blickte an sich runter. „Zumindest nicht mehr . . . auf diese Weise." Sie blickte ihn grinsend an. „Cool, erzähl mal", sie ließ sich in einen der Sitzsäcke plumpsen. „Ich weiß fast nichts über dich und Lennart sagt sich nix, aber da du meine Hose trägst finde ich, wir sind jetzt soweit uns mal anders näher kennen zu lernen." Tina grinste ihn an und zeigte auf das Regal. Aaran zuckte mit den Schultern. "Bei mir gibt es nicht so viel spannendes, . . . scheiß Kindheit, . . . scheiß Leben." Er sie verlegen an und man konnte die Unsicherheit spüren. „Wenn du die Hose zurück möchtest, dann müssten wir hoch, hab nicht viel drunter." Ihr Lächeln wurde breiter und sie blickte ihn schelmisch an. „Ach schon gut, . . . aber jetzt erzähl schon", sie klopfte neben sich, „ich bin echt gespannt wie ihr euch kennen gelernt habt." Aaran seufzte und ließ sich ebenfalls auf einem Sitzsack nieder. „Na gut . . . aber wehe du lachst!" Er blickte sie ernst an. „Is schon etwas kitschig."
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Lennart Thy - Scherben eines Lebens (boyxboy)
FanficAaran und Lennart sind seid eineinhalb Jahren zusammen. Ihr Leben wurde durch einen schweren Unfall komplett auf den Kopf gestellt. Jeder hat sich mit seinen Schicksalsschlägen abgefunden, denn Zusammen sind sie glücklich. Doch nun wollen Teile ihr...