Stay with me

FOURTYFIVE

Clara's Sicht

Ich fahre mir langsam durch's Haar, während der Wind hindurch weht.

Mein Blick gleitet zu ihm, er lächelt mich liebevoll an.

Prüfend hebe ich eine Augenbraue, er fängt an zu lachen.

Ich liebe sein Lachen, da strahlen seine Augen immer mehr als sonst.

Er kommt auf mich zu, ich komme ihm entgegen.

Dann bleiben wir stehen, er steht nun genau vor mir.

Seine Augen schauen mich intensiv an, sie durchbohren mich förmlich.

Ich habe das Gefühl, er würde all meine Gedanken lesen.

Vorsichtig lehnt er seine Stirn gegen meine, dann öffnet er seinen Mund.
,,Clara.."

Ich antworte nicht, seine Stimme betäubt mich zu sehr.

,,Clara?"
Jemand rüttelt an mir, meine Sicht verschwimmt Stück für Stück.

Ich blinzle mehrmals, bis eine weibliche Gestalt vor mir erscheint.

Ich liege auf einem kalten Boden, in einem dunklen Raum.

,,Clara, geht es dir gut?"
Ich erkenne Larissa vor mir und setze mich auf, dabei nicke ich leicht.

,,Wo sind wir?" frage ich.

Der Raum ist komplett leer und wie gesagt dunkel, nur eine schwache Lampe erhellt den Raum ein wenig.

,,Ich weiß es nicht.."
Nun merke ich, dass sie weint.

Verwirrt schaue ich sie an und frage ,,Was los?"

,,Weißt du nicht mehr was passiert ist, als wir zu dir gehen wollten?"

Ich erinnere mich, zwei Typen haben uns überfallen und kurz darauf war ich komplett weg.

Fuck, wurden wir entführt?!

,,Oh Gott.."
Ich springe auf und suche nach einer Tür.

Nachdem ich sie entdecke, eile ich hin und schlage dagegen.

,,Hallo? Ist da jemand?"

Keine Antwort.

,,Hört mich denn keiner?!"

Verzweifelt lehne ich mich gegen die Tür, Angst macht sich in mir breit..

Larissa kommt zu mir und zieht mich zu sich.

Ich fange nun ebenfalls an zu weinen, warum passiert das ausgerechnet uns?

,,Wir kommen hier wieder raus okay?"
Ihre Stimme zittert, sie schluchzt leise.

,,Alles wird gut.."
Sie drückt mich immer fester.

,,Uns wird nichts passieren.."
Sie glaubt sich die Wörter selber nicht, sie klingt so hoffnungslos..

Später

Larissa und ich sitzen schweigend in einer Ecke des Raumes, unser Hände fest ineinander verschränkt.

Es vergehen Ewigkeiten, bis jemand die Tür öffnet.

Panisch drücke ich ihre Hand fester und sie erwidert es, ein junger Mann betritt den Raum.

In seiner Hand ist ein Tablett mit Essen und Wasser.

Ohne etwas zu sagen, stellt er das Tablett vor uns auf den Boden.

Sein Blick schweift kurz zu uns, er hat strahlend blaue Augen.

,,Was wollt ihr von uns?" schießt es plötzlich aus Larissa raus.

Mein Blick wendet sich zu ihr, ich hätte mich nie getraut, etwas zu sagen.

Er antwortet nicht, seufzt kaum hörbar und verlässt den Raum wieder.

Dann hört man nur noch, wie die Tür abgeschlossen wird.

Larissa murmelt irgendwelche Beleidigungen und zieht das Tablett zu uns.

Darauf liegen eine große Flasche Wasser und ein Teller mit zwei Stücken Pizza.

,,Wie großzügig.." brummt Larissa.

,,Was wenn die vergiftet sind?" murmle ich unsicher.

Sie schaut prüfend die Pizzen an und nimmt vorsichtig eine, dann beißt sie rein.

Erwartend schaue ich sie an, dann nickt sie.

Ich atme erleichtert aus, wenigstens lassen die uns nicht verhungern..

Nachdem wir gegessen haben, versuchen wir uns abzulenken.

Wir erzählen uns gegenseitig Geschichten von früher, Hauptsache etwas positives.

,,Weißt du noch als Chris dich in den Pool geschubst hatte, weil deine Haare frisch gelockt waren? Er weiß wie man dich ärgert.." sage ich belustigt.

,,Wegen dieser Aktion bin ich zwei Stunden zu spät zum Date gekommen!"

,,Und der Typ hat schnell ein Ersatz gefunden.." füge ich hinzu.

Larissa lacht leicht, als sie am Restaurant angekommen war, saß ihr eigentliches Date mit einem Mädchen auf einer Bank.
Sie knutschten wild miteinander herum.

Das Ablenken klappt ziemlich gut, bis sich erneut die Tür öffnet.

Es ist der gleiche Typ wie von vorhin, diesmal hat er Decken und Kissen dabei.

Während er es uns auf dem Boden ,gemütlich' macht, mustere ich hin.

Er hat dunkle, hochgestylte Haare und volle Lippen.

Er ist recht groß, gut gebaut und relativ hübsch.

Ich hätte nie gedacht, dass so einer jemanden entführen würde..

Auf einmal treffen sich unsere Blicke, ich schaue sofort weg.

,,Geht schlafen, es ist spät."
Seine Stimme ist tief und etwas bedrohlich, Gänsehaut überkommt mich.

,,Du kannst uns gar nichts vorschreiben!" zischt Larissa.

Ich werde nervös, wenn sie so weiter macht, dann tun die uns noch was an..

,,Eure Entscheidung." erwidert er ruhig.

Verblüfft schaue ich ihm zu, wie er aufsteht und den Raum wieder verlässt.

Ich hätte eine schlimmere Reaktion erwartet..

,,Arschloch!" ruft Larissa ihm noch zu.

Ich schweige, die Müdigkeit macht sich in mir breit und ich gähne.

,,Wir sollten wirklich schlafen.." seufze ich.

,,Nie und nimmer schlafe ich! Wer weiß was dieser Typ vor hat!" protestiert Larissa.

,,Wir können ja abwechselnd Wache schieben? Wenn du müde bist und nicht mehr wachbleiben kannst, dann weckst du mich und ich halte Wache." schlage ich vor.

Sie nickt, wir umarmen uns kurz und ich gehe zu unserem 'Schlafplatz'.

Es ist nicht allzu besonders, der Typ hat zwei dicke Decken auf den Boden gelegt und darauf zwei Kissen.

Daneben liegt eine weiche Federdecke, mit der ich mich zudecke.

Gemütlich ist es bestimmt nicht, jedoch besser als nichts oder?

Seufzend schließe ich meine Augen und versuche, mich in eine gemütliche Position hinzulegen.

Als ich mich endlich halbwegs wohl fühle, schlafe ich kurz darauf ein..