Primrue Mellark 4 | Kapitel 1

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Ich erwachte durch die Sonnenstrahlen die durch das Fenster drangen und mich blendeten. Für einen Moment versuchte ich sie auszusperren und zog die Decke über meinen Kopf, doch dies wurde schnell zu warm, weswegen ich den Stoff frustriert wieder zurückschlug.
Kurz blinzelte ich gegen die Sonne an, als ich die Augen öffnete, doch sie gewöhnten sich schnell daran, wodurch ich bald mehr als nur die Konturen meines Schlafzimmers wahr nahm.
Ich würde heute nicht mehr schlafen können, so viel stand fest.
Ein Blick zur Seite zeigte mir, dass Cato nicht mehr neben mir lag. So hell wie die Sonne jedoch bereits war, hatte er mich einfach einmal wieder schlafen lassen.
Schon oft hatte ich ihn gesagt, dass es nicht nötig war, aber er tat es immer wieder.
Am Ende war es wohl mein schlechtes Gewissen, was mich aufstehen und schnell unter die Dusche huschen ließ.
Unsere Kinder waren mit ihren zehn Monaten zu zweit schon anstrengend aber alleine waren sie eine regelrechte Naturkatastrophe.
Angezogen lief ich als erstes in das Kinderzimmer meiner Zwillinge, um zu sehen, ob es ihnen gut ging. Als der Raum jedoch leer war, verspürte ich einen bekannten Stich einer Panikattacke und versuchte ruhig weiter zu atmen.
Die Bettchen waren noch unordentlich von der Nacht aber nirgendwo krabbelte weder mein Sohn, noch meine Tochter entlang.
Auf der Suche nach Cato wurden meine Schritte immer schneller und, als ich die Treppe nach unten lief, hielt ich es nicht mehr aus und rief nach meinem Mann.
Es dauerte keine Sekunde und sein Kopf schaute fragend aus der Küche. Ich hielt nicht an, sondern überbrückte die letzten Meter zu ihm.
„Wo sind Tiara und Dallin?", fragte ich sofort keuchend und konnte meine Angst nicht wirklich verbergen.
„Gale und Haymitch haben sie doch heute früh geholt. Sie wollten mit ihnen zum See.", erinnerte er mich.
Auch in mir kam die Erinnerung, über den geplanten Ausflug der Vier, wieder nach oben und ich atmete erleichtert aus.
„Entschuldige, ich hatte es vergessen.", gestand ich beschämt und schob eine Strähne hinter die Ohren.
Cato jedoch lächelte nur und hauchte mir einen Kuss auf die Wange, eher er sich wieder, um das Essen kümmerte, welches auf der Arbeitsplatte stand und ich jetzt erst wahrnahm.
„Du hast Frühstück gemacht?", brachte ich hervor und lächelte ihn an.
Erwartungsvoll schaute Cato mich an, was mich wiederum verwirrte. War etwas passiert?
„Du hast es vergessen oder?", fragte Cato grinsend und ich spürte, wie ich rot anlief, als ich nicht wusste, auf was er anspielte.
„Entschuldige?", stellte ich es eher als Frage, da ich es wirklich nicht wusste.
Mein Mann wurde nicht wütend, sondern begann einfach nur zu lachen, ehe er mich an sich zog.
Sanft strich er über meine Wange und ich schloss genüsslich die Augen, während ich seiner Stimme lauschte.
„Heute, vor genau zwei Jahren, haben wir geheiratet.", erinnerte er mich sanft und ich biss mir auf die Lippe, als es mir klar wurde.
Hatte ich wirklich unseren Hochzeitstag vergessen?
„Es tut mir so Leid Cato.", entschuldigte ich mich erneut und schaute betroffen zu Boden.
Mein Mann kam zu mir und zog sich in seine starken Arme. Genüsslich seufzend lehnte ich mich gegen seine Brust und genoss seine Nähe.
Vor drei Jahren, als wir nach Nios tot wieder zurück nach Distrikt Zwölf kamen, war mein Leben alles andere als perfekt gewesen. Nur durch Cato hatte ich den Tod meiner Mutter überwinden können, doch ich hätte damals nie gedacht, dass ich jemals wieder glücklich sein könnte.
Jetzt hier zu stehen, in den Armen meines Mannes und mit dem Wissen, dass es meinen Kindern gut ging, war berauschend.
Lächelnd blickte ich zu Cato auf, der ebenfalls sofort grinste, als wären wir Eins.
„Ich liebe dich.", brachte ich hervor, „Und ich bin so froh, dass ich dich habe und du bei mir bleibst."
Cato rückte noch ein wenig näher, bis kein Blatt mehr zwischen uns passte, und legte seine Stirn gegen meine.
„Immer."
Wir überbrückten die restlichen Zentimeter gleichzeitig und trafen uns zu einem sanften Kuss, aus dem jedoch schnell mehr wurde.
Catos Hände hielten mich fest an ihn gedrückt, während er gleichzeitig begann mich nach hinten zu schieben, wodurch ein Kribbeln durch meinen Körper raste.
Zumindest bis ich auf etwas auf dem Boden trat und es ein quitschen von sich gab.
Lachend unterbrach ich den Kuss, während ich nach unten auf das Hundespielzeug blickte.
„Toto! Du sollst dein Spielzeug nicht überall liegen lassen.", knurrte Cato durch das Haus und kurz davor war das tapsen des alten Hundes zu hören.
Unbeeindruckt blickte der schwarze Hund aus Distrikt Zwei zu uns auf, ehe er sein Spielzeug einfach unter meinen Fuß hervorzog und damit wieder verschwand.
„Der Kerl weiß wirklich, wie er die Stimmung ruiniert.", brummte mein Mann, weswegen ich ihm beruhigend über die Wange strich.
„Aber er ist jetzt mit seinem Spielzeug beschäftigt und Katt ist draußen Mäuse jagen, oder?", erinnerte ich ihn.
Katt lebte seit über zwei Jahren bei uns, als Cato mich erwischt hatte, wie ich das Bild von Butterblume, der Katze meiner Tante, angestarrt hatte. Ehe ich mich versah, hatte er mir ein rotes Katzenbaby besorgt welches, im Gegensatz zu Butterblume, unglaublich niedlich war. Katt folgte mir die meiste Zeit jedoch auch wie ein Schatten, außer es war so herrliches Wetter wie heute, wo er es bevorzugte, seinem Jagdinstinkten zu folgen.
Cato brauchte einige Sekunden, doch dann wurde sein Lächeln noch breiter, während er nickte.
„Und Gale und Haymitch wollen nicht vor Sonnenuntergang zurück sein."
„Also viel Zeit, nur für uns Beide?", meinte ich komplett unschuldig, während Cato bereits wieder begann, mich aus der Küche zu schieben.
„Ganz viel Zeit.", stimmte mein Mann zu, ehe er mich erneut küsste.
Auch nach drei Jahren schaffte er es immer noch, mit nur einer einzigen Berührung das Feuer zwischen uns zu entfachen. Während seine Hand unter mein Shirt wanderte, was ich erst kurz vorher angezogen hatte, spürte ich regelrecht, wie meine Beine zittrig worden.
Gleichzeitig wollte ich ebenfalls etwas tun, weswegen ich einfach nach Catos Shirt griff und es über seinen Kopf zog, ehe ich das gleiche mit meinem tat.
Einen Moment sah Cato mich nur an und ich fragte mich, ob er immer noch das junge Mädchen aus den Spielen sah oder doch die Merkmale der letzten Jahre. Die Narben, die Schwangerschaft...
Doch aus seinem Blick sprach pure Bewunderung, die mir immer noch die Röte ins Gesicht schießen ließ.
„Du bist wunderschön.", behauptete er, weswegen ich mich lächelnd an ihn schmiegte und meinen Kopf gegen seine Schulter lehnte.
Einen Moment genoss ich die Stille und Nähe meines Mannes, die mein Halt und meine Stärke war. Alleine wüsste ich nicht wie ich funktionieren sollte, doch bei Cato fühlte ich mich sicher und geborgen.
Lange konnte ich jedoch nicht still halten und ich begann seine Schulter mit Küssen nach zu fahren, ehe ich an seinem Kinn knabberte, was ihn aufknurren ließ.
Im nächsten Moment hob er mich einfach hoch, als würde ich überhaupt nichts wiegen, weswegen ich aufquitschte.
Cato beachtete es gar nicht, sondern stürmte regelrecht nach oben, was ich nur mit einem Lachen kommentieren konnte.
Die Tür des Schlafzimmers schloß er schwungvoll mit dem Fuß, während ich im nächsten Moment auch schon, immer noch lachend, auf dem Bett landete.
Erst als Cato sich über mich beugte und meinen Mund mit seinem Lippen verschloss, hörte ich auf.
Mein Leben war gut und ich war glücklich.


Primrue Mellark 4 | Ungewollte BestimmungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt