Primrue Mellark 4 | Kapitel 8

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Allein in Distrikt Vier aussteigen und den warmen Wind im Gesicht spüren, war ein magischer Moment. Es war jedoch auch um einiges Wärmer, was Shade neben mir mit einen Keuchen kommentierte.

Vermisste ich Distrikt 12?

Ja. Der kühle Wind der Berge, war so anders and die Meeresluft von Distrikt Vier.

Es zeigte mir nur um so deutlicher, dass ich nicht mehr zu Hause war und so schnell auch nicht dort hin zurück kam. Zurück zu meinen Kindern.

„Alles okay Primrue?", fragte Shade neben mir und ich schaute zu ihm auf.

„Ja alles okay. Ich vermisse nur meine Kinder.", gestand ich ehrlich.

„Ihnen geht es gut bei Gale und im Notfall ist Henna auch noch da.", erinnerte er mich.

Dankbar dafür, dass er mich versuchte zu beruhigen, lächelte ich ihn an. Ich hatte keine Ahnung mehr, wie oft wir genau dieses Gespräch jetzt schon während der Fahrt hier her geführt hatten und doch wurde er nicht müde, mich zu beruhigen.

„Lass uns Finn finden, damit wir schnellstmöglich weiter kommen.", erklärte ich und Shade nickte zustimmend.

„Gerne. Hier ist mir sowieso zu viel Sand und Wasser.", brummte der Soldat und ging neben mir her.

„Du kannst nicht schwimmen oder?", stellte ich mehr fest, als das ich fragte.

Sein Schauben war Antwort genug, doch ich ging nicht weiter darauf ein.

Meine Füße trugen mich wie von alleine zum ehemaligen Siegerviertel von Distrikt Vier. Auch hier war nach der Rebellion meiner Eltern viel zerstört gewesen, aber das Siegerviertel war unbeschadet gewesen.

Genau wie bei uns. Es sollte eine Art Mahnmahl sein, dass die ehemaligen Sieger der Spiele, den Tod für die Leute bedueteten. Snows Plan war jedoch nicht aufgegangen und heute lebten zumindest hier in Distrikt Vier, viele Familien in den ehemaligen Viertel. Es lag genau am Meer, jedoch auf einer erhöhten Klippe, wodurch man keine Überschwemmungen fürchten musste und doch, dank eines Weges, schnell am Wasser war.

Auch nach all den Jahren wusste ich noch genau den Weg zum Haus von Annie und Finn.

Nachdem Bryony mit Navet wieder zurück nach Distrikt Vier gekommen war, hatte sie zugestimmt bei ihrer Schwiegermutter zu leben. Mittlerweile hatten sie angebaut, wodurch Annie ihren eigenen Teil im Haus hatte. Soweit ich wusste, schien es gut zu funktionieren aber ich hatte Distrikt 12 in den letzten Jahren nicht verlassen, weswegen ich auch ein wenig nervös war, als ich an ihrer Haustür klingelte.

Als jedoch die Tür aufging und Finn vor mir erschien, war jede Sorge vergessen.

Während er noch versuchte zu verstehen, dass ich vor ihm stand, machte mein Körper sich regelrecht selbstständig und sprang ihm um den Hals.

Seine Arme schlossen sich sofort um mich und ich fühlte mich sofort wieder ein wenig sicherer.

„Primrue.", flüsterte er meinem Namen und drückte mich noch etwas fester an sich, was mir klar machte, dass er sich denken konnte, warum ich hier war.

Natürlich hatte er ebenfalls das Pflichtprogramm gesehen und wusste darüber Bescheid, was passiert war.

Gleichzeitig war ich danach sofort in den nächsten Zug gestiegen.

Hatte er versucht mich zu erreichen?

„Ich hab mir Sorgen gemacht. Als ich bei dir angerufen habe, ging nur Gale ran, der meinte, dass du ins Kapitol unterwegs wärst und nur Shade bei dir wäre.", bestätigte er meine Gedanken, ohne mich loszulassen.

„Ich muste einfach sofort etwas tun. Du kennst mich.", erinnerte ich ihn, was Finn lachen ließ.

„Deswegen bin ich froh, dass du hier bist.", gestand er und ließ mich los, damit er mich anschauen konnte. „Kommt rein."

Er begrüßte auch Shade, wobei es ein wenig kühler ausfiel, als zwischen uns.

Shade wirkte an sich auch angespannt, als er neben mir durch den Hausflur ging und ich wusste, woran es lag, als Bryony im Wohnzimmer zu sehen war.

Als müsse er sich regelrecht zwingen, wurde jeder seiner Schritte neben mir langsamer.

Reflexartig griff ich nach seiner Hand. Er drückte kurz meine Finger, schien sich aber zu entspannen, auch wenn seine Augen etwas anderes sagten.

Sowie Bryony uns sah, lächelte sie ebenfalls, wie Finn, vor ihr, ehe sie mich kurz an sich zog.

„Es tut mir so Leid Primrue.", meinte sie und ich nickte dankbar.

„Sie waren es nicht.", erklärte ich sofort.

Finn nickte zustimmend aber Bryonys Blick wurde mitfühlend, weswegen ich sie argwöhnisch ansah.

„Du glaubst doch nicht dieser Frau aus dem Kapitol oder?"

„Natürlich nicht!", antwortete sie sofort, „Aber es ist das Kapitol! Was willst du dagegen ausrichten?"

„Das weiß ich noch nicht aber ich werde nicht zuschauen!", gestand ich sofort.

„Deswegen sind wir auch hier.", mischte sich nun Shade zum ersten mal und baute sich neben mir auf.

Jetzt war es an Bryony sich zu verspannen. Ich verstand ihre Reaktion sogar. Auch für sie war der letzte Ausflug ins Kapitol nicht einfach gewesen. Nicht nur, dass sie in eine Arena gesperrt wurde, sondern auch ihr Sohn war in den Händen von Nio gewesen.

„Finn, du hast die besten Kontakte im Kapitol und du weißt wie man nicht jeden gleich auf den Fuß tritt.", brachte ich hervor, ohne es irgendwie zu verschönern.

Warum auch? Schöne Reden waren noch nie mein Ding gewesen. Da kam ich einfach eher nach meiner Mutter.

„Und wie genau wollt ihr das anstellen?", fragte Bryony.

„Bry...", versuchte Finn, doch sie unterbrach ihn ruhig.

„Wir haben uns gerade erst wieder eingelebt und endlich ein wenig Ruhe. Navet öffnet sich endlich und spielt mit anderen Kindern. Wie sollen wir ihn bitte erklären, dass du wieder zurück ins Kapitol gehst, wo dort doch so viel schlimmes passiert ist?"

„Navet wird es verstehen.", meinte Finn sofort und auch Shade nickte neben mir.

„Außerdem wollen wir sie ja nicht mit Waffengewalt da heraus holen.", stimmte Shade zu.

„Darüber waren wir uns noch nicht einig.", erinnerte ich flüsternd, woraufhin ich nur einen Ellbogenschlag gegen die Schulter bekam.

Manchmal hasste ich es klein zu sein.

„Ich muss ihnen helfen Bryony.", versuchte es Finn weiter, während Shade mich demonstrativ anstarrte, damit ich ja meinen Mund hielt.

Okay...

„Peeta war immer wie ein Vater für mich. Der einzige, den ich je hatte. Seine Bilder und Geschichten von meinem Eigenen haben mir Finnick näher gebracht. Ich kann ihn jetzt nicht im Stich lassen."

Bryony schien im Inneren mit sich zu kämpfen. Es war nicht lange her, da hatte ich den selben Kampf gekämpft. Als Cato Peeta gefolgt war. Etwas hatte mir einfach gesagt, dass es nicht so einfach werden würde und ich wollte ihn nicht aus der Sicherheit von Distrikt 12 lassen.

Ihr schien es gerade genau so zu gehen und sie kam zur gleichen Entscheidung.

Sie musste ihm vertrauen.

Deswegen nickte sie schwerfällig, während sie sich an Finn schmiegte.

„Komm einfach heil wieder zu mir zurück, okay?", bat sie und ihr Mann lächelte, ehe er ihr einen Kuss auf die Stirn hauchte.

„Niemand wird mich davon abhalten."


Primrue Mellark 4 | Ungewollte BestimmungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt