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"Prinz Grey von der Nation Erde!", rief Professorin Helena.
Ich war wie angewurzelt. Ich hatte mich doch sicher verhört, PRINZ?!
Zorn stieg in mir, wie eine lodernde Flamme, auf. Warum hatte er mir das nicht gesagt? Und dann sind die anderen Jungen bestimmt auch adelig. Sprachlos stand ich ihm gegenüber. Lächelnd grinste er mich an und sagte: "Hey Lilly!"

Ich hätte ihn am liebsten angeschrien und ihm sein scharmloses Grinsen aus dem Gesicht geschlagen. Um meine Wut zu unterdrücken ballte ich die Hände zu Fäusten und drückte meine Fingernägel auf den Knochen bis ich das warme Blut spürte.

"Reicht euch jetzt die Hände!", befahl die Professorin.

Der junge 'Prinz' hielt mir die Hand hin, woraufhin ich unfreiwillig einschlug.
Im nächsten Moment überwältigte mich eine gewaltige Welle von Gefühlen. Ich war erstaunt, erschrocken und perplex zu gleich. Es war als würde ich gereinigt, von allen Lasten erlöst. Als Grey wieder los ließ war es merkwürdig. Ich fühlte immer noch den Zorn, doch da war noch was anderes, Glück, Sprachlosigkeit, ein wenig Angst und das schlechte Gewissen. Waren das seine Gefühle? Die Professorin schickte uns beide wieder auf unsere Plätze und fuhr fort.

Emely legte mir eine Hand auf die Schulter und gestand: "Wir hätten es dir sagen sollen! Ja, wir wussten es."

Ich war zu aufgewühlt, weshalb ich lieber den Mund hielt. Ich wollte sie nicht grundlos anschreien. Ich bekam nichts mehr von der Zeremonie mit, sondern warf meinem Partner hasserfüllte Blicke zu. Als das klingeln uns aufforderte in unsere Schlafkammern zu gehen, wante ich mich vom Strom ab und lief nach draußen.

Ich lief einfach nur. Immer und immer weiter, einfach nur weg. Ich wollte nichts von all dem wissen, was mich im Schloss erwarten würde. Ich wusste nicht wohin ich lief, doch mich zog es irgendwie in die Nähe des Waldes. Unbewusst, was ich tat, zwang ich mich durch das Gestrüpp im Unterholz, tiefer und tiefer in das Herz des Waldes. Mit einem Hosenbein blieb ich einige Male an den Dornen der Zweige hängen, wodurch ich meine Hose kaputt machte. Es war mir aber egal. Alles war mir egal. Die 'Menschen' denen ich in dieser Welt vertraut hatte, hatten mich verraten, mich unwissend gelassen. Ich wusste, dass ich überreagierte, aber ich war so wütend. Ich wollte einfach nur alleine sein und mich allem entziehen. In meinen Gedanken versunken bemerkte ich den Anhang vor mir viel zu spät und rollte, durch den Matsch unddem  alten Laub, den Hügel hinab. Leise fluchte ich. Warum ich? Zornig zog ich die kleinen Äste und Blätter aus meinen Haaren, wärend ich mich aufsetzte und meine verdreckte Kleidung zurecht zog. Vor mir lag eine kleine Lichtung, in dessen Mitte ein Baum stand, dessen Blüten sich durch seine pink weißen Blüten von den anderen Grünen deutlich unterschied. Das Gras war von den gelb roten Blättern aus dem letzten Herbst verdeckt. In der Nähe hörte ich einen kleinen Bach plätschern, was mich beruhigte. Ich atmete immernoch hektisch, wie ein Hund. Langsam ging ich auf die Eiche zu und beobachtete beeindruckt den alten Baum. Seine Äste waren dick und man konnte problemlos hinaufklettern. Ich ließ meine Fingerspitzen über die raue Rinde des Baumes gleiten. Im Nachhinein verständnislos, fing ich an zu lächeln. Kindisch wie ich war kletterte ich gekonnt auf den Baum, woraufhin ein Vogel aufgeschreckt davon flog.
Ich hatte ihn oder sie wohl bei etwas gestört, weil ich kleine Vogeleier in ihrem Nest fand. Ich setzte mich auf den Ast auf dem ich stand und ließ ein Bein den Ast herunterbaumeln. Warum war ich jetzt eigentlich so aufgebracht? Ich konnte es mir nicht beantworten.

Ich spielte mit den Blüten des Baumes zwischen meinen Fingern, als ich bemerkte, dass es langsam dunkel wurde und ich besser wieder zurück laufen sollte. Hastig sprang ich vom Baum herunter, wobei ich etwas nach vorne stolperte. Ich lief in die Richtung in der ich den Waldrand vermutete und erst jetzt wurde mir bewusst, wie weit ich eigentlich gelaufen war.

Die Sonne war schon lange untergegangen, als ich verschwitzt und keuchend ins Zimmer stürmte. Ich ging auf direktem Weg ins Badezimmer, wo Ashley schon ungeduldig auf mich wartete.

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