Härtere Mittel

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Nach dem eher unappetitlichen Essen, begebe ich mich auf mein Zimmer, natürlich in Begleitung des mysteriösen Noahs. Mona war beim Essen die ganze Zeit aufgeregt und hatte mir ins Ohr geflüstert: "Wer ist dieser Halbgott da neben dir?" Ich habe bloß die Augen verdreht und mich wieder meinen Nudeln gewidmet. In meinem Zimmer lehne sich Noah gegen den Schrank und sieht mich an. "Erzähl mal, was tust du so in deiner Freizeit?" Dabei grinst er frech und verschränkt die Arme vor der Brust. Er versucht immer noch, mich zum Reden zu bringen. Anstatt einer Antwort mache ich ihn mit einem Kopfnicken auf meinen Notizblock aufmerksam und versuche dabei, nicht allzu sehr auf seine muskulösen Arme zu starren. Mr. Obercool nimmt sich den Notizblock und das freche Grinsen verschwindet, als er meine Zeichnungen sieht. "Du - Du hast echt Talent." Jetzt bin ich diejenige, die die Arme vor der Brust verschränkt. Er räuspert sich und legt den Block beiseite. "Hör mal, ich bin angestellt um dich ein wenig in das wahre Leben zurück zu führen." Er seufzt kurz. "Aber ich merke, dass das schwieriger wird als gedacht. Also muss ich jetzt wohl doch härtere Mittel einsetzen." Leicht irritiert sehe ich ihn an und runzele dabei die Stirn. Was meint er bitte damit? Starr nicht so auf seine Arme!, ruft da eine Stimme in mir. Aber zu spät. Aber ich bin auch nur ein Mädchen, was erwartet ihr bitte? Und seine Arme sind einfach wow. Er lacht: "Hey, meine Augen sind hier oben." Ich werde rot und wende meinen Blick zur Seite. Gott, ist das peinlich. "Jedenfalls", lacht er dann, " wollte ich wissen, ob du Lust hättest heute Abend mit mir essen zu gehen? Draußen, meine ich, in einem richtigen Restaurant." Soll das ein Scherz sein? Er muss meinen Blick bemerkt haben und schiebt hinterher: "Natürlich ist das eine Methode, um dich zu integrieren und ist abgeklärt mit den Chefs oben." So ganz verstehe ich nicht, wie mir das helfen soll. Noah sieht mich mit seinen wunderschönen Augen an und wartet auf eine Antwort. Einerseits würde ich schon gerne mal aus dem Loch hier rauskommen, aber ich fühle mich in seiner Gegenwart nicht gut. Meine Gedanken schweifen immer wieder ab, bloß weil er einfach wunderschön ist. Daran erkennt man, wie oberflächlich wir Menschen doch sind. Als Noah merkt, dass ich unschlüssig bin, sagt er ungeduldig: "Hör mal Emilia, ich weiß nicht, was in deinem Kopf vorgeht oder sonst was, aber wenn auch ich nicht irgendwelche Verbesserungen vorweisen kann, werden die dich loswerden wollen und nach draußen schicken. Solche Fälle wie deine werfen ein schlechtes Licht auf die gesamte Einrichtung. Also, wenn du hier nicht weg willst, solltest du mit mir essen gehen." Seine harten Worte treffen mich und ich sehe zur Seite. Natürlich bin ich bloß ein Job für ihn, was sonst? Wie konnte ich nur einen Gedanken daran verschwenden, dass er mich eventuell mag? Ich rede ja nicht mal. Dummes Miststück. Lustlos nicke ich in Noahs Richtung und er verschwindet endlich aus meinem Zimmer. Mit Nachdruck knalle ich die Tür hinter ihm zu und lasse mich auf mein Bett fallen. So ein beschissener .. Nein, er hat keinerlei Ähnlichkeit mit meinem Matt. Ich presse mein Kissen gegen meine Brust und versuche, die Gedanken an Matt zu verdrängen. Zur Ablenkung stehe ich auf und sehe meinen Schrank durch. Natürlich habe ich nichts zum anziehen. Frustriert nehme ich mein bestes tshirt aus dem Schrank und ziehe das über. Darunter lasse ich meine Jeans einfach an und überlege dann, was ich mit meinen Haaren machen soll. Viele Möglichkeiten habe ich nicht, also lasse ich sie offen und bürste sie einfach. Wird schon schiefgehen. Um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung, wie ich mich jetzt fühlen soll. Welches Wort trifft es am besten? Ich fühle mich - Ja ich hab's, ich fühle mich unwichtig. All die Jahre war ich bloß eine kleine Spielfigur, man hat mich behandelt wie man wollte. Und auch jetzt schubst man mich herum. Einzig und allein Matt war ein Lichtblick in meinem Leben. Und auch den hatte man mir genommen. Ich sehe an mir herunter. Okay, das kann sich sehen lassen. Außerdem, er ist ja auch nur ein Mensch, wozu sonderlich schick machen? Langsam erhebe ich mich und laufe dann aus dem Gebäude. Tatsächlich, da steht er schon an seinem Wagen und winkt mir zu. Mit gesenktem Kopf bewege ich mich zu seinem Auto. Er begrüßt mich mit einem hinreißenden Lächeln und stockt dann, als ich mein Gesicht ihm zuwende. Lange Zeit sieht er mich einfach nur an, bis ich ihm einen verärgerten Blick zuwerfe. "Entschuldige, es ist nur.. Du bist wunderschön." Irritiert sehe ich weg. Hat er mich grade wirklich als wunderschön bezeichnet? Ein wohlig, warmes Gefühl legt sich um mein Herz und mich überkommt der Drang zu lächeln. Noah schüttelt seinen Kopf und ist wieder ganz der Alte. Vor sich hin pfeifend steigt er ins Auto. Auch ich steige dann ein und mit einem komischen Gefühl im Bauch fahren wir los.


Captured in loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt