Dunkelheit

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Am nächsten Morgen wache ich in einem leeren Bett auf. Noah war also wieder zur Arbeit gegangen. Seufzend erhebe ich mich und setze mich erst mal auf die Bettkante. Lediglich mit einem Tshirt bekleidet gehe ich in die Küche, schalte den Wasserkocher an und warte, als es an der Tür klopft.

Wäre ich nicht so verschlafen, hätte ich die Tür niemals geöffnet. Aber in diesem Zustand denke ich nicht an meine Beklemmungen und Ängste, öffne die Tür und starre direkt in Simons Gesicht.

"Emilia, wie schön dich zu sehen. Ich war mir nicht ganz sicher, ob du es bist und wollte -" Weiter kommt er nicht, da ich die Tür zu schlage. Er ist es. Das kann nicht sein. Was tut er hier?

Ich höre seine Stimme durch die Tür säuseln: "Liebes, ich will dir doch nicht weh tun. Hast du deinen Onkel Simon nicht vermisst?" Perplex renne ich ins Schlafzimmer und verkrieche mich unter die Decke ins Bett.

Ich bekomme kaum Luft, aber das ist gut. Hysterisch schlage ich immer wieder gegen die Bettkante und beiße ins Kissen. Wieso kommt er hier hin? Ich habe Angst, blanke panische Angst. Was will er mir antun? Ich ertrage das nicht, nicht noch ein Mal. Was, wenn er Noah etwas antut? Ich ersticke meinen Schrei im Kissen, schlage die Decke zurück und schleiche dann zur Tür.

Durch den Türspion sehe ich, dass Simon nicht mehr da ist. Dann laufe ich in der Wohnung auf und ab. Auf und ab, auf und ab. Bis sich alles dreht und ich mich auf der Straße befinde.

Wie war ich hierher gekommen? Unwichtig. Wie hat Simon mich gefunden? Was, wenn er auf Noah trifft. Und dann fasse ich einen Entschluss. Ich könnte es nicht ertragen, wenn Simon mir wieder eine Person nimmt, die ich liebe. Nicht schon wieder. Also renne ich. Ich renne, einfach irgendwohin. Ich renne, bis mir die Luft wegbleibt. Ich renne, bis meine Füße schmerzen und ich erschöpft zusammen breche.

Irgendwo in einem Wald liege ich dann auf dem Boden, zwischen Ästen und Blättern und starre in den Himmel. Es ist kalt, viel zu kalt und ich habe ja nur ein Tshirt an. Nicht mal Schuhe.

Zähneklappernd schließe ich meine Augen, während es langsam dunkler wird. Irgendwann umschließt mich die Dunkelheit komplett und ich schlafe ein, zitternd und frierend.

Captured in loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt