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--Zeitsprung-

55 Tage nach der Beerdigung.
Die Tage vergehen so verdammt langsam, jede Sekunde zieht sich in die Länge. Mit jedem Tag vermisse ich meinen Vater immer mehr und mehr. Aber ich muss stark bleiben, ich muss anfangen wieder zu leben für meine Mutter, aber auch für meinen Vater. Ihr geht es langsam immer besser. Naja, insofern man sagen kann es geht ihr immer besser. Wir leben halt. Sie sagt sich und mir immer wieder, dass Allah nur seinen Engel wieder geholt hat. Jeden Freitag geht sie in die Moschee und betet für ihn. Mit Semir habe ich mich inzwischen vertragen, also wir hatten uns ja nicht gestritten aber es gab eine Zeit, in der konnte ich ihn irgendwie nicht sehen. Ich kann die Wahrheit nicht verschleiern. Vielleicht wurde Papa geschubst, vielleicht ist er auch selbst gesprungen. Die Wahrheit kennen nur er und Allah, sonst niemand, außer derjenige, der ihn womöglich in den Tod geschubst hat. In letzter Zeit unternehme ich so viel mit Semir wie noch nie. Zwar muss das meiner Meinung nach nicht unbedingt sein, ich bin lieber alleine mit meinen Gedanken und lebe vor mich hin, aber ich bin ihm doch dankbar, denn so bringt er wenigstens etwas Farbe in mein Leben, auch wenn diese Farben noch sehr trist und dunkel sind. Also bin ich froh ihn zu haben, er schafft es mich, wenn auch nur kurzzeitig auf andere Gedanken zu bringen.



Semir und ich sind gerade alleine zu Hause, als etwas passiert womit ich beim besten Willen niemals gerechnet hätte. Mama ist mit seinen Tanten raus gefahren zum Shoppen, denn auch seine Tanten versuchen mit allen Mitteln meine Mutter abzulenken, ihr zu zeigen dass das Leben weiter gehen MUSS. Irgendwie habe ich heute aber ein komisches Gefühl, ich weiß nicht. Irgendetwas komisches liegt in der Luft zwischen mir und Semir, irgendwas verkrampftes. Semir ist so anders gerade. Er schaut auf die Decke, wie jedes Mal wenn er die richtigen Worte nicht finden kann. Langsam finde ich die Situation etwas sehr gruselig, also beschließe ich einfach ihn anzusprechen. „Semir? A je mir?" (Semir, geht es dir gut?). Sofort schaut er mich an und seine Augen, oh Gott dieses Funkeln. Es ist schön in seine tiefgrünen Augen zu schauen, ich liebe seine Augen. Ich kenne kaum was, das mich jedes Mal so flasht wie seine Augen, sie ziehen mich in seinen Bann. Aber kaum sehe ich in seine Augen, schaut er auch schon weg. „Leonora, kann ich dir etwas sagen? Also ehm.. Es muss schon seit so langer Zeit raus aber es ergibt sich einfach nicht der richtige Moment dafür.." Ich lächele ihn sanft an und wuschel seine Haare durch, ich will die angespannte Situation auflockern. „Natürlich kannst du das, immer und jederzeit." Auf einmal passiert etwas, womit ich nicht einmal im Ansatz gerechnet hätte, das wär mir niemals in den Sinn gekommen...

Shpresa vdes e fundit- Die Hoffnung stirbt zuletztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt