Kapitel 26 Schatten einer Erinnerung

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Dunkle Rauchschwaden. Nun gut. Eher dunkler Nebel durch den ich greifen muss, um nachdem zu suchen was ich suche. Unnütze Erinnerungen und Wahrnehmungen stoßen mir entgegen.

Ich muss mich beeilen, ansonsten zerfällt er noch bevor ich etwas Brauchbares finden kann.

Mitten in der schattigen, lichtlosen Hülle hielt ich inne und blickte um mich. Bilder, Bruchstücke und Fetzten verschiedener Erinnerungen geistern um mich herum.

Wie tief muss ich noch ein dringen? Dieser Körper hält meine Belastung nicht mehr lange aus. Tief in seinem Unterbewusstsein eingedrungen, erblickte ich ungefähr das nachdem ich suche. Leichtfüßig sprang ich in das Geschehen ein, um es wiederholt in anderen Augen mit zu erleben.

Ein bläulich erleuchteter Raum, vor mir, ebenfalls Licht spendende Bildschirme. Das Bild schwankt nach rechts und gibt mir die Möglichkeit ein Gift grünes Auge zuschauen. Das andere Auge ist durch eine violette Augenklappe mit einem schwarzen Schlangenkopf darauf bedeckt. Auffallend ist, dass seine blitzförmige Narbe trotz der Augenbedeckung sichtbar ist.

Dass mir die Form der Narbe bekannt vorkam, ignorierte ich zunächst, da es wichtigeres zu sehen gab.

"Hydra!" salutierte derjenige, in dessen Gedanken ich die Erinnerung verfolgte. Andere um ihn herum taten dasselbe.

"Wie läuft die Produktion des Gifts?" fragte Augenklappe, der wohl auch Hydra genannt wurde. Woher kannte ich ihn nur? War er etwa der Anführer? Wenn ja, dann hatte Inkognito doch zufällig einen guten Fang mit dem Gefangenen gemacht.

"Das Xenodon, reift prächtig heran." erstattete ein dämlicher Forscher vor seinem Bildschirm Bericht. "Das Gift und Blutgemisch der verschiedenen Schlangenobjekte konnten problemlos verschmolzen werden. Die Mischung wird nun chemisch neu aufgebaut und mit den von Ihnen angewiesenen Drogen umgewandelt."

"Gut." brummte Augenklappe zufrieden und Grinste hämisch. In seinem gesunden Auge flackerte etwas auf was ich persönlich als Freude an Zerstörung bezeichnen würde.

"Wird Xenodon Wirkung gegenüber Devil Doll Wirkung zeigen?" wurde zweifelnd aus meiner Sicht des Mitglieds gefragt.

"Wenn Xenodon so heranreift wie ich es geplant habe, werden wir sie in unserer Gewalt haben und können die nächste Phase einleiten." erklärte Augenklappe.

Langsam schien auch bei mir sich eine Blockade zu öffnen. Dieses Gefühl Augenklappe gesehen zu haben, werde ich nicht mehr los. Könnte er der Anführer dieser Menschlichen Schlangen sein? Wenn seine Untergebenen ihn selbst so nannten, stand die Möglichkeit recht gut. Dennoch, es wäre zu einfach. Irgendetwas fehlt. Eine wichtige Information die mir mehr Übersicht geben sollte.

Meine Konzentration wand sich wieder dem Erinnerungsfilm zu. Die Sicht begann sich langsam zu verdunkeln.

Verdammt, meine Zeit läuft davon.

"Die Fortentwicklung von Xenodon beansprucht noch Zeit." widersprach der Forscher ohne seinen Blick von der elektrischen Lichtquelle abzuwenden. Er wollte den verärgerten Gesichtsausdruck von seinem (vermutlichen) Anführer nicht sehen.

"Wenn die Zeit reif geworden ist und das Gift seine gewünschte Wirkung zeigt, wird der entscheidende Moment kommen, indem wir das teuflischste Wesen der Welt in unserer Macht haben."

Mich werdet ihr niemals kontrollieren können. Mein blutiger und erbitterter Widerstand ist der Beweis dafür. Wie können sie nur glauben, dass dieses Höllengift, Xenodon wie sie es nennen, mich zu einem Sklaven macht? Ich gebe zu die Wirkung des Gifts ist nicht zu unterschätzen. Genauso wenig auch zu Überschätzen.

Aus dem hinteren Bereichs des schwach belichteten Raums, trat ein weiterer Untergebener aus dem Schatten hervor. Wäre dies nicht eine Erinnerung, hätte ich alle sofort abgeschlachtet indem Moment als er es brachte.

"Ich bringe die Blut und Zellenprobe von Little Devil Doll." Er hielt einen verschlossenes Glas in seinen Händen, gefüllt mit meinem Blut und kleineren Körperfetzen. Seine einst weiße Kleidung war Blutbefleckt. Nicht nur von meinem Blut.

In diesem Moment wurde mir klar, dass ich so schnell wie möglich die Versiegelung aufheben muss um mich zu erinnern. Ich war zunächst bei Hydra selbst gefangen und in den ersten Ruhezustand versetzt worden bevor ich für andere Experimente nach Areal 7 verfrachtet wurde.

"Gut." antwortete der andere Forscher. "Der nächste Schritt der Umwandlung wird eingeleitet."

"Sehr schön. Ich kann es kaum erwarten sie in diesen Teufelskreis zu sperren und endlich die stärkste Waffe in meinen Händen zu halten." sagte Augenklappe mit einem für mich widerlichem Grinsen im Gesicht.

In welchem Teufelskreis? Das Bild wurde nun für einen längeren Moment in Schwärze getaucht.

Nein! Noch nicht das muss ich noch erfahren.

"Xenodon, das Gift welches ihre Energiezellen Produktion hemmt. Sobald sie ihre Zellen für Übernatürliches benutzt, löst das Gift eine Reaktion aus, dass den Nerven erheblichen Schaden zuführt. Ihre Zellen verändern sich sobald sie ihre Kräfte verwendet. In diesem Moment schlägt das Gift zu. Jedes mal wird sie den Qualvollen Schmerz in ihr spüren. Ein Nervengift welches wie eine Droge agiert. Ihre Energiezellen werden bei Verwendung durch das Gift angegriffen, sowie ihre überaus schnelle Regenerationsfähigkeit. Xenodon. Ein Gift, dass ihre Zellenvielfalt in unsere Kontrolle bringt..."

Mit einem Schlag ist das Bild verschwunden. Schock gezeichnet werde ich in die reale Welt zurück geworfen. Das Höllengift habe ich doch unterschätzt.

Verdammt.

                                                                                  Ryu's Sicht

Ich weiß nicht wie lange ich da am Boden festgefroren verharrt hatte und das Geschehne beobachtete. Waren es nur Sekunden? Minuten? Oder bereits eine Stunde? Mein Zeitgefühl war für diesen Moment völlig aus der Bahn geworfen.

Aus meiner Starre konnte ich mich erst lösen als ich ein gurgelndes Geräusch hörte. Mein Blick wanderte angstvoll zu Lilith und ihrem Opfer hinüber. Immer mehr dunkles Blut tropfte aus dem Gefangenen heraus. Zunächst war es nur die Nase gewesen. Doch als selbst aus den Ohren und den Augen Blut floss, nahm der Spuk seinen Lauf. Ich zwang mich weiter hinzusehen, stark zu bleiben, gegen meine innere Angst zu bestehen. Das dunkle Blut tropfte schwarz gefärbt aus den Körperöffnungen des Gefangenen heraus.

Was geschah da nur? Was machte Lilith mit ihm?

"Das werde ich selbst überprüfen." hallte ihre Stimme in meinem Kopf wieder. Hieß das sie durchstöberte seine Gedanken wie eine Bibliothek? War das überhaupt möglich?

Das Blut sprudelte nun aus seinem Mund und Augen. Außerdem konnte man Liliths Atmung schneller hören. Nach kurzer Zeit fiel der Körper der Schlange leblos zu Seite. Eine große Blutlache bedeckte ihn und den Boden um ihn herum. Bewegungsunfähig schaute ich zu wie Lilith sie langsam erhob und nach der Augenbinde griff. Bevor sie sich diese aufsetzte blickte sie zu mir hinüber.

Abwechselnd wurde mir heiß und kalt. Scharlachrote Augen blickten in meine hell blauen. Rote Augen die von klarer Finsternis ausgefüllt wurden. Rötliche Augen die Stärke und Überlegenheit ausstrahlen, obwohl sie in diesem Moment für ihre Verhältnisse müde aussahen. Ein Augenpaar, das ich niemals vergessen werde und mich immer begleiten wird. Scharlachrot und sternlose Finsternis der Nacht.

Ihr Blick sah irgendwie trotz der mystischen Ausstrahlung irgendwie leer aus. Sie hatte uns die Wahrheit erzählt. Ihre Augen konnten momentan nicht sehen, ihre Sinne dienten ihr als Ausgleich. Nun band sie sich die Augenbinde an und nutze ihre bräunlichen Haare zusätzlich als Verdeckung.

"Wir können gehen. Ich erkläre es dir unterwegs." war alles was sie sagte nachdem sie ihr Schwert aufgehoben hatte und wortlos an mir zum Ausgang vorbei schritt.

Hinter uns der schwere Geruch des dunkel verfärbten Bluts und das hallende Geräusch der zufallenden Zellentür.


Little Devil Doll  (Reload)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt