5. Kapitel

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(Das Bild zeigt Anna)

Die erste Nacht habe ich überstanden. Ich fühle mich nicht wirklich ausgeschlafen, obwohl das Bett wirklich gemütlich ist. Als ich auf die Uhr meines Handys schaue, merke ich, dass es erst 04:50 Uhr ist. Ich raffe mich auf, ganz leise, um niemanden zu wecken. Doch jemand scheint im Bad zu sein. Ich schaue mich um, um herauszufinden wer das wohl sein mag. Jelte liegt im Bett, genau wie Anna. Na toll, dann kann das nur Cheyenne sein. Super. Ausgerechnet sie. Ich klopfe an die Tür. Nichts, kein Muks. Alles leise. Ich klopfe erneut. "Was willst du denn?", höre ich Cheyennes genervte Stimme aus dem Bad ertönen. "Ehm...ich...ich muss mal auf Toilette.", stotter ich vor mich hin. Wie peinlich April. Du schaffst es nicht mal dich vernünftig zu äußern. "Wie du sicher merkst, bin ich gerade beschäftigt." "Wo mit denn?", sage ich ziemlich patzig,"bist du dabei deine Monobraue weg zu machen?" Und sofort bereue ich es, das gesagt zu haben. "Das wirst du bereue Valentine!!", schreit es aus dem Badezimmer. Glaub mir Cheyenne, dass Tut sie jetzt schon. Oh ja das tue ich... Cheyenne kommt aus dem Bad und schupst mich zur Seite. Ich muss schon sagen, eigentlich sieht sie sogar ungestylt gut aus. Ja genau April. Eigentlich!! Ich husche ins Bad und frage mich was sie hier getan hat. Da ich nicht drauf komme, wasche ich mein Gesicht mit kaltem Wasser ab und erledige meine Pinkelpause. Zurück im Schlafzimmer lege ich mich wieder neben Jelte und versuche weiter zu schlafen.

Vom Wecker aufgeschreckt, setze ich mich auf und schaue Jelte an. Wie kann sie schlafen, während mein Wecker wie sonst was brüllt. Anna scheint schon länger wach zu sein, genau wie Cheyenne. Im Bad angekommen, höre ich, wie sie miteinander lachen. Wow. Super. Meine Freundin und meine Erzfeindin scheinen sich gut zu verstehen. Das ich nicht gleich Kotze. Ich klopfe an die Tür. "Könntet ihr Turteltauben euch mal beeilen? Ihr blockiert das Badezimmer." Da ich keine Antwort erwarte, wecke ich erstmal Jelte. "Guten Morgen Jelte, Zeit zum Aufstehen." "Hör auf an mir zu rütteln. Ich bin doch schon wach." "Gut zu wissen.", äußere ich mich.

Eine Stunde später sind alle fertig und wir gehen runter in den Speisesaal. Er ist wirklich groß, mit vielen Tischen, die rund sind, vielen Stühlen und ein riesiges Buffett. Wir dürfen uns alles nehmen und auch so viel wir möchten.

Ich setze mich neben Jelte und Anna an den Tisch. Cheyenne hat sich wieder zu ihren B*tches gesetzt, so wie wir ihre 'Clique' immer nennen. Alle keine Jungfrau mehr und alle jede Woche einen neuen Typen. Widerlich sowas. Ich weiß nicht, wie man sowas tun kann. Ich würde jetzt lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich noch keine sexuellen Erfahrungen hätte. Hab ich auch, aber ich hatte noch keinen Sex. Entweder hielt die Beziehung nicht lange, weil ich nicht mit ihm schlafen wollte oder er hat Schluss gemacht, weil eine 'Bessere' kam.
Ich schweife immer ab. Aaalsooo wo waren wir? Ach ja...Frühstück. Also ich habe mir erstmal ein Nutella Brot gegönnt und Müsli mit Naturjogurt. Und eine Banane..wegen Obst und so...muss ja auch was gesundes dabei sein. Was steht denn heute auf unserem Programm? "Heute werden wir Paris erkunden, dann habt ihr von 11 Uhr bis 13 Uhr Zeit, um einzukaufen oder sonst was. Um 14 Uhr treffen wir uns wieder hier, um zum Mittag zu essen. Verstanden?", beantwortet mir unser Lehrer meine nicht gestellte Frage.

Im Zimmer angekommen, ziehe ich mir nur noch meine Lederjacke an, nehme meine Tasche, werfe alles rein und laufe zusammen mit Anna und Jelte runter, wo alle anderen stehen und schon warten. Alle sind da, außer Cheyenne und....Tim. Ich will mir gar nicht vorstellen, was sie tun, wenn sie zusammen sind...also...zusammen runter kommen...was denkst du da bitte? Ich glaube nicht, dass Tim in Cheyennes Beuteschema passt. Da könnte meine innere Stimme recht haben. Wem mache ich was vor? Sie würde das nicht tun. Da kommt Tim schon. "Tim? Wo ist Cheyenne?", fragt Herr Speer. "Ehm? Keine Ahnung?", sagt Tim verunsichert.

Nach einer Gefühlten Ewigkeit, kommt dann auch endlich Cheyenne runter. "Da bist du 'Miss-Ich-brauche-immer-10-Jahre-damit-ich-scheiße-aussehe'.", sagt Anna lauthals. "Anna! Ich verbiete mir diesen Ton!", schreit Herr Speer Anna an. "Ich sage nur das, was alle denken!"
"Anna, du bekommst eine Auszeit und wirst mit mir heute den Tag verbringen.", sagt Herr Speer sauer. "Das finde ich nicht fair! Und was ist mit Cheyenne? Sie ist doch zu spät runter gekommen.", gibt Anna bissig zurück. "Ist doch jetzt gut Anna, akzeptiere es einfach, sonst wird es noch schlimmer.", sage ich mit ruhiger Stimme.

Nachdem sich alle wieder beruhigt haben, erkunden wir Paris. Wir gehen nochmal zum Eiffelturm und diesmal dürfen wir auch raufgehen. Die Aussicht ist einfach fantastisch. Aus der Höhe betrachtet sortiert sich das Straßenchaos und der Häuserwald einer Stadt zu symmetrischen Blocks und Mustern. Ich habe viele Bilder von oben gemacht und ich muss sagen, das Laufen nach Oben hat sich wirklich gelohnt. Man kann es nicht beschreiben, weil die Aussicht einen die Sprache verschlägt. Natürlich macht man dann auch ganz viele Bilder davon, schließlich möchte man ja Erinnerungen haben. Wir gehen weiter zur Seine. Die Seine ist sehr breit. Mit dem Bus sind wir rüber gefahren, also über die Brücke. Die Aussichten, die man hat beeindrucken einen einfach.

Da wir nicht nur in Paris sind, sondern auch nach Toulouse fahren oder ans Meer, habe ich alles mögliche eingepackt. Ich glaube, dass wir heute Abend ans Meer fahren. Ich habe den Plan nicht mehr ganz im Kopf. "Also Leute, ihr habt jetzt 2,5 Stunden, um euch hier umzusehen. Um Punkt 14 Uhr, treffen wir uns im Hotel und essen zu mittag. Danach fahren wir nach Toulouse. Um 20 Uhr, fahren wir zurück zum Hotel und essen Abendbrot. Ihr könnt dann noch bis 24 Uhr draußen rumlaufen. Um 8:30 Uhr, gibt es morgen Frühstück und um 10 Uhr, fahren wir ans Meer, dass heißt, Schwimmsachen mitnehmen.", predigt uns Herr Speer. Wieso muss der Mann immer alles so genau Planen und dann sowieso alles wieder umändern? 'Weil es ihm Spaß macht.' sage ich zu meiner inneren Stimme.
"Also was machen wir jetzt?", somit reißt Jelte mich aus meinen Gedanken. "Ehm, ich weiß nicht. Wollen wir uns schöne Läden anschauen? Oder ein Café suchen?", schlage ich Jelte vor. "Klar, hört sich gut an.", sagt sie Schulter zuckend.
Also schlendern wir durch die Gassen. Von A nach B und wieder zurück. Bis wir ein schönes Café namens Café de Flore finden. Wir mussten weit weg von der Seine laufen. Ich hoffe, dass wir wieder zurück finden. "Ich hoffe du weißt wo wir lang gegangen sind, Jelte!" "Klar, fotografisches Gedächtnis und so!", meint Jelte, da wäre ich mir nicht sooooo sicher.
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Wir sind fertig mit reden, essen, trinken. Also bezahlen wir und versuchen die anderen zu finden. So gut wie Jeltes 'fotografisches Gedächtnis' ist, ist das eines Toasts auch. Ich schwöre wir haben uns verlaufen. Anders kann ich es mir nicht erklären. Es ist schon 13:45 Uhr und in mir breitet sich Panik aus. Ich will nicht zu spät kommen. Nachher finden wir nicht mal das Hotel. Und dann? Dann sind wir für immer verloren. Oh mein Gott, ich möchte weinen. "Guck mal April, da ist das Hotel!!! Ich wusste, dass ich zurück finden würde.", reißt mich Jelte aus meiner Panik. "Ja, zum Glück sind wir eine Stunde vorher losgegangen.", sage ich sarkastisch. "Ja, ein Glück." Ich rolle als Antwort nur mit den Augen und Jelte fängt an zu lachen. "Was ist so lustig ?", meldet sich Anna. "Nichts, außer, dass wir uns fast verlaufen hätten.", lacht Jelte. "Ja toll. Ich musste die ganze Zeit mit Herr Speer rumlaufen. Wisst ihr wie anstrengend das ist? Er labert ununterbrochen und das von Sachen, die mich gar nicht jucken!!!", protestiert Anna. "Tja Anna, hättest du nicht immer so 'ne große Klappe.", meint Jelte und zuckt mit den Achseln. "Ich zeige dir gleich mal wer eine große Klappe hat, Jelte!", ich merke, dass Anna leichte Aggressionen in ihrer Stimme hat.
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In Toulouse angekommen, hält Herr Speer mal wieder seine großen Ansprachen. Von wegen wir sollen immer zusammen bleiben und niemals alleine los gehen. Nachdem wir eine Stadtrundfahrt gemacht haben, werden wir wieder Freizeit haben, um zu schoppen. Natürlich sind die Sachen hier, etwas billiger, als in Paris. "Je t'aim!", sage ich seufzent und Jelte guckt mich nur schräg an. "Was ist?", gebe ich Augen rollend zurück. "Nichts, nichts.", versichert sie mir. Ich schaue mir die Wolken an, während ich laufe und merke wie Jelte mich zur Seite schupst. Natürlich merke ich Sekunden später, wieso sie das getan hat. Und ich laufe volle Kanne in Dawson rein....

I'm AprilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt