„Jetzt mal ehrlich, musstest du Harry unbedingt sagen, wo ich wohne?", fragte Louis gereizt, nachdem er den mensaartigen Raum betreten hatte und sein Blick auf Liam gefallen war. „Ich wünsche dir auch einen guten Tag", sagte Liam stirnrunzelnd, während Louis auf ihn zu lief. „Jetzt mal ehrlich, warum machst du das immer wieder?", erkundigte sich Louis bei dem Größeren. „Vielleicht weil Harry Angst davor hatte, dass du denken könntest, er würde dir deinen Schal klauen. Er hat sich schuldig gefühlt und wollte ihn dir zurückgeben", erklärte Liam, der gerade dabei war einen der Tische zu decken.„Das ist mir sowas von egal. Du kannst ihm doch nicht einfach sagen, wo ich wohne! Er stand heute früh vor meiner Haustür und hat schon wieder nach einer Verabredung gefragt. Es ist deine Schuld, wenn Harry also heute wieder nicht hier auftaucht, weil ich ihn abgewiesen habe", sagte Louis wütend bevor er damit begann Liam dabei zu helfen die Tische zu decken, da er ja keine andere Wahl hatte, wenn er seine Kreditkarten und Autos jemals wiedersehen wollte.
„Du könntest auch einfach mal netter zu ihm sein", murmelte Liam nach einer Weile, in der es still im Raum geworden war. „Harry hat dir absolut nichts getan. Er möchte dich nur kennenlernen, doch du weist ihn jedes Mal zurück nur weil er in einem Heim wohnt und nicht auf Kosten seiner Eltern ein Leben im Paradies führt", fügte der Braunäugige hinzu. Louis schüttelte einfach seinen Kopf, bevor er für einen Moment auf den Boden sah. Wenn Liam so mit ihm sprach, fragte er sich ob dieser mit seinen Behauptungen richtig lag. Dennoch konnte er sich nicht einfach so von Liam vorschreiben lassen wie er mit Harry umzugehen hatte. Vorschriften gefielen Louis absolut nicht, deshalb tat er immer wieder das genau Gegenteil von dem was verlangt wurde. „Ich mache das, was ich für richtig halte", teilte er Liam bestimmend mit. Er hatte keine Lust mehr darüber zu diskutieren. Liam würde niemals mit dem zufrieden sein, was Louis tat und deshalb würde er von nun an aufhören sich darüber Gedanken zu machen.
„Ich weiß wirklich nicht, was Harry an dir findet", brachte Liam kopfschüttelnd hervor, bevor er sich in die Küche begab, um Perrie zu helfen das Essen zuzubereiten. Louis kümmerte sich darum die restlichen Tische zu decken, bevor er nach draußen ging und sich eine kurze Pause gönnte. Er fuhr sich mit der Hand durch sein sorgfältig, unordentlich gestyltes Haar und seufzte. Es war jedes Mal aufs Neue anstrengend mit Liam zusammenzuarbeiten, doch heute war einer dieser Tage an denen es besonders schwer war. Louis hatte das Gefühl es Liam einfach nicht Recht machen zu können. Alles was er tat war in Liams Augen falsch und er wusste nicht wie er das ändern konnte. Er war einfach nicht so wie Liam es gerne hätte. Er wusste nicht einmal warum es ihm so viel ausmachte, dass Liam ihn nicht leiden konnte. Er sollte ihm einfach egal sein, also warum war es das nicht?
Vielleicht konnte er Liam beweisen, dass er nicht selbstsüchtig war. Vielleicht war es doch an der Zeit, dass er seine Schauspielkünste einsetzte. Mit einem Lächeln auf den Lippen zündete er sich eine Zigarette an und lehnte seinen Körper gegen die Wand des Hauses neben der Suppenküche. Er hatte einen Plan und dieser würde funktionieren. Auf jeden Fall.
Nach drei Minuten warf er den Zigarettenstummel auf den Boden und trat ihn aus, bevor er zurück in das Gebäude ging. Es waren nur noch wenige Minuten bis die ersten Kinder kommen würden und nach ihnen waren die Jugendlichen dran und das war der Moment in dem es interessant werden würde.
Louis verteilte einen Teller nach dem anderen bis endlich die Jugendlichen an der Reihe waren. Anstatt seinen Rucksack wie gewöhnlich in der Küche zu verstauen, damit niemand ihm etwas klauen konnte, hatte er ihn diesmal direkt an seinen Füßen platziert. Louis war in seinen Gedanken versunken, während er das Essen an die Jugendlichen verteilte. Er setzte ein freundliches Lächeln auf und sprach ein wenig mit jedem der Gesichter vor ihm. Schon nach einer halben Stunde merkte er, dass Liam auf seine freundliche Art aufmerksam geworden war und genau das war es was er damit hatte erreichen wollen. Er konnte aufmerksam sein, wenn er es wollte. Es war einfach eine Rolle in die er schlüpfen musste, so wie all die anderen Rollen, die er schon in seinem Schauspielkurs gespielt hatte. Er musste sich diesmal nur besonders viel Mühe geben, damit Liam ihm auch glaubte, denn dass Liam so ernst war, stand garantiert auch in Verbindung damit wie schnell er Louis dieses Schauspiel glauben würde.
Als Louis endlich einen Kopf voller brauner Locken in der Schlange erkannte, wurde sein Lächeln noch breiter und strahlender. Harry gehörte mit zu seinem Plan und er konnte es sich nicht leisten diesen Moment zu ruinieren. Sobald Harry an der Reihe war, begrüßte Louis ihn. „Hi, Harry", sagte er freundlich und sofort bekam er ein Lächeln von dem Lockenkopf zu sehen. „Hi, Louis", murmelte er schüchtern. Louis hatte ihn noch kein einziges Mal von sich aus angesprochen und irgendwie breitete sich ein warmes Gefühl in Harrys Magengegend aus nur weil Louis seinen Namen gesagt hatte.
„Ich hab etwas für dich", meinte Louis, bevor er anfing in seinem Rucksack zu kramen. Nach kurzer Zeit zog er den Burberry Schal hervor, den er erst vor einem Tag gekauft hatte und präsentierte ihn Harry. „Ich hab gesehen, dass du nie einen Schal trägst und das Wetter draußen ist echt noch nicht das Beste, deshalb musste ich sofort an dich denken, als ich gestern shoppen war", teilte er dem Jüngeren mit, der bis über beide Ohren lächelte, bevor er seinen Blick auf den Boden richtete.
„Louis, das kann ich nicht annehmen. Der Schal muss mehrere hundert Pfund gekostet haben... Das ist einfach zu viel", erklärte Harry dem Blauäugigen mit leicht geröteten Wangen. Um ehrlich zu sein wusste Harry auch nicht genau woran er bei Louis war. Zuerst schien Louis nichts mit ihm zu tun haben zu wollen und nun schenkte er ihm einen Schal? Irgendwie passte das nicht zusammen, aber diesen Gedanken verdrängte Harry so schnell wie möglich aus seinem Kopf. Er freute sich darüber, dass Louis an ihn gedacht hatte und er konnte nicht anders als die Schmetterlinge in seinem Bauch damit zu beruhigen, dass er die Handfläche über seinen bekleideten, flachen Bauch legte.
„Ist schon ok. Ich hab ihn extra für dich gekauft und ich glaube, dass die anderen hinter dir, dir dankbar wären, wenn sie auch bald ihr Essen bekommen könnten", lachte Louis bevor er Harry den Schal in die Hände drückte. Harrys Wangen färbten sich noch dunkler als er sich den Schal um den Hals legte und einen der Teller mit Essen nahm, bevor er sich wie immer an den einzigen leeren Tische setzte.
Louis konnte nicht anders als Harry einen Moment zu beobachten. Der Lockenkopf wirkte so glücklich und konnte gar nicht mehr aufhören zu lächeln. Irgendetwas daran machte es Louis unmöglich seinen Blick von Harry abzuwenden. Noch nie war jemand so glücklich darüber gewesen etwas von Louis geschenkt bekommen zu haben. Für Louis war es nur eine Kleinigkeit gewesen, doch Harry schien das ganz anders zu sehen. Für Harry schien dieses Geschenk etwas ganz besonderes zu sein und Louis wusste nicht warum, doch es tat gut zu wissen, dass er jemanden so glücklich gemacht hatte.
„Louis, nicht die anderen Jugendlichen vergessen", sagte Liam neben ihm und holte Louis somit aus seinem tranceartigen Zustand. Er hatte nicht einmal gemerkt wie lange er Harry angestarrt hatte, doch als er noch einmal zu dem Grünäugigen herüber sah, musste er feststellen, dass Harry es wohl auch bemerkt hatte. Louis schenkte Harry noch ein kleines Lächeln, bevor er sich wieder der Arbeit zuwendete. Er verteilte die letzten Teller an die Bewohner des Heims, bevor er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und Liam ansah. „Bist du auch so fertig?", fragte er den Braunäugigen mit einem leichten Lächeln.
Zum ersten Mal seit Stunden spielte Louis kein Spiel. Er war wirklich geschafft und er wusste nicht einmal warum. Vielleicht weil er die ganze Zeit jemanden hatte spielen müssen, dem er absolut nicht ähnlich war. So etwas war anstrengend, nicht wahr? Liam lachte neben ihm, bevor er in Louis' Seite piekte. „Du brauchst gar nicht versuchen vom Thema abzulenken, Louis. Ich hab genau gesehen wie du Harry angesehen hast", erwiderte Liam mit einem Lächeln auf den Lippen, das genau zeigte, dass er sich in der Situation überlegen fühlte. „Du bist also doch nicht immun gegen Harrys Versuche dich bei jeder Gelegenheit daran zu erinnern wie toll du bist", fügte der Größere hinzu. „War ja klar, dass dir das gefällt", murmelte er mit einem Kopfschütteln, bevor er aufstand und in die Küche ging.
Langsam wusste Louis gar nichts mehr. Er konnte es Liam einfach nicht recht machen. Was war denn jetzt schon wieder Liams Problem? Louis hatte keine Antwort auf seine eigene Frage, aber aus dem Augenwinkel sah er Harry, der mit seinen Fingern über den weichen Stoff des Schals strich. Er hatte ein verträumtes Lächeln auf den Lippen und erneut fühlte Louis wie sich auf seine Lippen ebenfalls ein Lächeln schlich.
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Hallo :D
Ich war ja mal wieder eine ganze Weile weg, aber ich hoffe, dass euch das Kapitel trotzdem gefällt. Außerdem möchte ich euch allen für die über 10 000 Reads danken und auch über die über 1 200 Votes und jedes einzelne eurer Kommentare freue ich mich riesig :DWie hat es euch gefallen, dass Louis diesmal ganz anders zu Harry war und was sagt ihr zu seinen Motiven?
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The Soup Kitchen
FanfictionNach einer weiteren Partynacht ihres Sohnes reicht es Johannah Tomlinson. Sie sperrt Louis' Kreditkarten und nimmt ihm die Schlüssel zur Garage weg, doch das Allerschlimmste ist: Er soll ein halbes Jahr ehrenamtlich in einer Suppenküche arbeiten. Lo...