Im Krankenhaus angekommen, musste ich erstmal im Wartezimmer platznehmen, da ich kein Notfall im gegensatz zu denen, die mit Hubschraubern oder Rettungswägen kamen. Wie er. Er wurde nach einer schnellen Untersuchung sofort in einen OP-Saal gebracht. Weil ich kein Verwandter war, durften die Ärzte mir nicht mitteilen wer er war und was er hatte. Ich war frustriert. Ich wusste nichts über den Jungen und hatte ihn zum Selbstmordversuch gezwungen. War ich jetzt eigentlich ein Mörder?? Oder war das Beihilfe zum Tod oder wie auch immer das im Beamtenhochdeutsch genannt wurde? Es machte mich fertig zu wissen, wie kaputt Menschen sein konnten. Wie zerstört einige waren. Und das nur durch uns Idioten. Tag täglich zerstörte ich Leute, ohne es zu merken. Stück für Stück. Und irgendwann werden auch sie zerbrechen. So wie dieser Junge. Doch dann würde wahrscheinlich keiner Versuchen sie zu retten. Auch würde keinem davor auffallen, wie sich die Personen änderten. Sie würden irgendwann nur noch dunkle Sachen tragen, sich Selbstverletzen und nur noch Emocore und Punkrock hören. Statt Taylor Swift The nearly Deads. Statt Sunrise Avenue Black Veil Brides. Sie würden ihre sozialen Kontakte abbrechen und noch stärker gemobbt und gehasst werden. Doch all das würde kein Schwein mitbekommen, obwohl wir alle daran Schuld hätten. Es würde einfach niemanden, und damit meinte ich wirklich niemanden interessieren! 'Samuel'. Welcher Ars.... riss mich hier aus meinen Gedanken?? 'Ja',fragte ich eine mittelalte Dame. Ich schätzte sie auf ungefähr 40. Sie trug eine weiße Bluse und schwarze Jeans. Ihre Augen waren grün und schimmerten vor Trauer.' Können wir uns draußen kurz unterhalten?', wollte sie von mir wissen. Ich konnte mir schon denken, dass es die Mutter des Jungen war. Vielleicht konnte sie mir sagen, warum er so war. Wie es ihm ging. Warum er so geworden war und ob ich Schuld daran war. Ich denke mich nämlich daran erinnern zu können, dass er auf meine Schule ging. Langsam lichtete sich der Nebel des Schocks, der mir noch nicht mal aufgefallen war. Ich glaubte der Junge hieß Jonathan, aber ich war mir absolut nicht sicher. Es könnte sein, dass ich und meine Freunde ihn hin und wieder etwas blöd angemacht haben. Aber ich hätte nie gedacht, dass sowas so schlimm enden kann, außer in Filmen. Es wäre gut, wenn ich in Zukunft weiter als fünf Meter denken würde. Dann würde mir so etwas hoffentlich nie wieder passieren. Wobei, eigentlich wäre das gut für mein Image, wohingegen die Rettung meine Image nur zerstörte. Hoffentlich würde keiner davon erfahren. Ich hörte ein Räuspern und schaute auf. Oh, da wartete ja immer noch die Mutter von Jonathan auf meine Antwort. Aber ich war mir noch immer nicht sicher, ob er so hieß, also würde ich im Gespräch so tun, als würde ich ihn nicht kennen.Ich hoffte, sie würde mir wenigstens etwas über ihn erzählen. Als ich gerade zustimmen wollte, wurde ich aus dem Wartezimmer gerufen. Ich lächelte sie kurz entschuldigend an, dann stand ich auf und verließ mit großen Schritten das Zimmer.
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Em-Schenk mir dein Herz<3
Fiksi UmumDie traurige und herzzerreißende Geschichte von Samuel und Em- zwei schwule auf den Pfaden der Liebe, zusammengeführt durch die windungen des Lebens.