Kapitel 20

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Gegen späten Abend wachte ich auf. Mein Kopf dröhnte und als ich aufstand um mir ein Glas Wasser zu holen, wurde mir kurz schwarz vor Augen.

Mich langsam auf meine Krücken stützend, wangte ich die Treppe runter in die Küche.
Achtlos riss ich die Kühlschranktür auf, griff nach einer Flasche Wasser und drückte die Tür langsam zu, wobei mir ein weißer Zettel in die Augen fiel.
Ich zupfte ihn vom Kühlschrank und las ihn:

"Faith! Ich komme heute nicht nach hause schlafe bei nem Freund, morgen komme ich nach der Schule vorbei um nach dir zu sehen. Gute Besserung kleine Schwester! Kuss Alec."

Enttäuscht knüllte ich den Zettel zusammen und warf ihn in den Mülleimer.

Ich hatte gehofft er würde heute kommen vorallem weil weder Ben noch Maya heute zeit haben und weil ich Angst hatte alleine zu hause zu bleiben.

Langsam humpelte ich in unser großes Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein, schaltete ihn jedoch ein paar Minuten später wieder aus, da ich mich sowieso nicht auf den Film konzentrieren konnte.

Was wenn er heute nach hause kommen würde?

Wie sollte ich das ohne Alec schaffen?

Was würde er mir diesmal antun?

Bei dem Gedanken daran wurde mir übel, wesshalb ich mich entschied kurz an die frische Luft zu gehen.
Ich schnappte mir meine Krücken, meine Jacke und meine Schuhe und verschwand aus der Tür.

Genüsslich zog ich die frische Luft durch meine Nase ein und stieß sie durch meinen Mund wieder in die Welt. Die kühle Luft wehte mir angenehm ins Gesicht. Kurz blieb ich stehen um den Moment zu genießen, doch schon nach wenigen Minuten wurde ich ganz kribbelig, ich hatte mich schließlich ein paar Tage schon nicht mehr wirklich bewegt.
Kurz entschlossen steuerte ich den Wald an.

Meine Krücken sanken leicht und den weichen Wald boden ein, was das gehen für mich deutlich erschwerte, mich dennoch nicht davon abhielt weiter zu humpeln.

Ich musste jetzt schon mindestens eine halbe Stunde durch den Wald gelaufen sein als es anfing zu dämmern.

Erschrocken sah ich auf die Uhr.
21:16, ach du kacke ich dachte es wäre früher. Leise fluchend machte ich mich auf den Weg nach Hause. Lange Zeit lief ich durch den Wald, bis ich aufgab und mich auf eine Bank fallen ließ.

Wütend zog ich mein Handy aus meiner Tasche um Alec anzurufen oder selbstständig mit dem Navi nach hause finden, was ich jedoch beides abhaken konnte, denn ich hatte keinen Empfang.

"Verdammt!"

Mittlerweile war ich auf 180. Wieso musste sowas immer mir passieren?

Ich stand auf, stieg umständlich auf die Bank und hielt mein Handy in die Luft. Na super immer noch keinen Empfang. Geschafft stieg ich wieder von der Bank und machte mich auf den Weg, in der hoffnung nach Hause zu finden.

Es war schwerer als gedacht, alle Bäume sahen gleich aus und die Wege ebenfalls. Nachdem ich gefühlte 20 mal im Kreis gelaufen war, blieb ich stehen. Mit den Krücken war es extrem anstrengend und vorallem im dunkeln.

Wieder holte ich mein Handy raus.

Kein empfang.

War ja klar. Ich schaltete die Taschenlampenfunktion an, welche den ganzen Weg in ein unheimliches Licht tauchte. Ich beschloss mich weiter zu gehen.

Den Waldweg entlanghumpelnd, hielt ich ausschau nach einem mir bekannten Baum, Strauch oder Stein.

Natürlich blieb ich erfolgslos. Als eine dreiviertel Stunde mein Handy ausging war ich mit meiner Geduld am Ende. Mir war kalt und ich wollte einfach nur nach hause.

Müde setzte ich mich auf die Kalte Erde vergrub mein Gesicht in meinen Händen und fing an zu weinen.

Geschafft vom ganzen Tag ließ ich die Tränen einfach laufen und erschrak heftig als sich eine große Hand auf meine Schulter und leicht an ihr rüttelte.

Bring das Eis zum schmelzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt