Acht

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Ich kann es nicht wirklich fassen. Wach liege ich im dunklen Zimmer auf meinem Bett und grüble über das Video nach. Wie konnte das System wissen, dass wir das Video angucken? Jacob sah ziemlich geschockt aus. War es wirklich das System gewesen, das Jacobs' Tablet hackten? Oder war es jemand anders gewesen? Ich bezweifle, dass Jacob dies nur vorgespielt hat, denn im Schauspielern ist er ziemlich schlecht. Selbst eine kleine Lüge erkennt man bei ihm sofort.

Ich muss eingeschlafen sein, denn der Monitor schreckt mich aus dem Tiefschlaf und ich sitze kerzengerade auf. Keuchend raffe ich alle meine Erinnerungen in mein Gehirn zusammen und ein ziehender Schmerz ist zu spüren, als ich an meine Schwester denke.

Nach meiner Morgenroutine mit dem Monitor gehe ich in den Esssaal. Völlig übermüdet setzte ich mich neben die plaudernde Courtney und seufze laut vor Erschöpfung. Meinen gefühlten schweren Kopf lasse ich auf den Tisch fallen. Härter als ich wollte. Schmerzend hebe ich meinen brummenden Schädel wieder hoch und reibe an meiner Stirne. Autsch, das hatte weh getan.

Verdutz hielt Courtney mitten im Gespräch mit Velisa inne und schaut mich verstört an. „Willst du etwa deine Dummheit aus dem Gehirn schlagen? Oder warum zum Teufel schlägst du dein Kopf auf den Tisch?"

Ich muss innerlich über ihre Reaktion kichern. „Bin müde."

„Jep, das sieht man dir ganz klar an."

„Danke", schnaube ich und stütze mein Kopf ab.

„Kopf hoch. Bald gibt es Essen. Habe schon Mordshunger", versucht sie mich wachzurütteln.

„Mhm...", brumme ich und schaue sie an.

„Wirklich, hast du denn kein Hunger?"

„Hmm..." Ich schüttle den Kopf.

Seufzend rollt sie ihre Augen und flüstert mir zu. „Zerbrich dir jetzt nicht den Kopf wegen Linnéa. Sie wird frei kommen. Bald."

Nun setzte ich mich wieder aufrecht und erwidere: „Glaubst du? Nachdem Jacobs Tablet gehakt wurde, haben wir nun keinen Beweis, um sie freizusprechen."

„Es muss aber eins geben", versucht meiner Freundin ihre Hoffnung nicht aufzugeben.

„Das hoffe ich wirklich", sage ich ernst.

Eine unerwartete Durchsage beendet unser Gespräch.

Guten Morgen Bewohner und Bewohnerinnen der Unterwelt. Heute wird eine Änderung stattfinden. Aus grosser Sicherheit für die Bevölkerung der Unterwelt wird der Verbannungstag heute stattfinden. Das Risiko ist zu hoch eine Woche zu warten, da der Verbannte eine Gefahr für euch darstellt. Bitte geht um neun Uhr in euer Zimmer zurück und zieht die entsprechenden Kleider an. Der Prozess startet um zehn Uhr. Seid pünktlich. Ich wiederhole, geht um neun Uhr in euer Zimmer zurück und...

Ich höre der mechanischen Stimme nicht mehr zu und starre geschockt in die Luft. Mein Herz pocht im Schnelltempo und ein unglaubliches flaues Gefühl braut sich in meinem Magen zusammen. Die einzigen Bilder, die vor meinen Augen aufblitzen, sind die von meiner Schwester. Linnéa! Ein deutliches Warnsignal in mir sagt, dass sie in Gefahr schwebt. Hektisch reisse ich aus meiner Starre und blicke zu meinem alten Stammesplatz. Ich kann gerade noch erkennen, wie Elias sein Blick von mir abwendet und in die Menschenmenge blickt. Er weiss es! Er weiss, wer verbannt wird.

„Lu! Lu, hör mir zu", höre ich Courtneys Stimme, doch ich blicke immer noch zu Elias. Meine Lungen brennen fürchterlich und ich merke, dass ich bisher meine Luft angehalten habe. Panisch atme ich aus und halte geschockt die Hand vor meinem Mund, als mir die Situation klarer wird. Linnéa ist in Gefahr.

REVELATION | Wenn die Wahrheit ans Licht kommt...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt