Die Stunden vergingen schrecklich langsam. Und dazu kam noch, dass ich einen richtig bescheuerten Sitznachbarn hatte. Irgendwie schien es so, als hätte er in der 5. Klasse aufgehört sich weiterzuentwickeln, denn er redete mich ständig damit voll, wie viel Lego er schon gesammelt hatte. Aber immerhin war er der Einzige in dieser Klasse der überhaupt ein Wort mit mir wechselte. Deswegen ließ ich ihn reden.
Unser Lehrer, Herr Rau, erklärte uns wie das Schuljahr ablaufen würde und ich merkte, dass das eine Menge Arbeit werden würde, wenn ich dieses Jahr mit einem guten Abschluss die Schule verlassen wollte.
Wir bekamen den Stundenplan ausgeteilt und ich stellte mit Überraschung fest, dass wir nur ein mal in der Woche Nachmittagsunterricht hatten. Wenigstens eine gute Sache. Ich versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren, doch es gelang mir nicht, weil meine Gedanken komischerweise immer bei Bea rumschwirrten. Sie hatte mich so fasziniert. Und ihre Augen- STOP! Was zum Teufel tat ich da? Schwärmte ich etwa? Von einem Mädchen? Ich hatte im Grunde nichts gegen Homosexuelle. Aber ich war mir zu 100% sicher, dass ich nicht zu dieser Sorte gehörte. Also lenkte ich meine Gedanken (mit viel Mühe) wieder dem Unterricht zu.Gefühlte 304982786765276 Jahre später klingelte es dann endlich. Ich stürmte aus der Klasse wie eine Wilde. Ich wollte einfach nur noch Heim. Das war wirklich der schlimmste Tag seit langem. Ich wollte gerade die Schule verlassen, als ich hörte wie Jemand meinen Namen rief. War das etwa Bea..? Mein Herz pochte wie wild und mir wurde ganz warm. "Da bist du ja!", sagte sie glücklich und nahm mich kurz in den Arm. "Hey Bea.", gab ich schüchternd zurück und spürte wie ich errötete. "Voll Schade dass du in der anderen Zehnten bist!", sagte sie und machte einen Schmollmund. Oh Gott, sie sah so verdammt süß aus. Schnell verdrängte ich den Gedanken. "Wir gehen heute Nachmittag runter zum Meer. Willst du vielleicht mitkommen?", fragte sie mich, als sie spürte wie verlegen ich war. "Ich weiß noch nicht..", stotterte ich. "Egal, kein Problem! Vielleicht ein ander Mal. Bis morgen", sagte sie und umarmte mich nochmals, bevor sie sich umdrehte und in der Schülermasse verschwand. Verwirrt ging ich heim. Kaum hatte ich die Haustüre hinter mir geschlossen, kam meine kleine Schwester angerannt. "Hey Aly! Wie war's? Wie ist deine Klasse?", sie war total aufgeregt. "Bitte lass mich einfach mal ankommen okay?", motzte ich sie an und drehte mich genervt weg. "Ich gehe zu Hannah, wir gehen Hefte kaufen. Brauchst du was?", fragte sie mich, doch ich lehnte dankend ab. Kurz nachdem sie die Haustüre geschlossen hatte, schossen mir die Tränen in die Augen, die ich den ganzen Tag zurückgehalten hatte. Ich konnte mir einfach nicht erklären, was mit mir los war.
Wieso ging sie mir nicht mehr aus dem Kopf? Ich war keine Lesbe. Traurig legte ich mich in mein Bett. Zu viele Gedanken belagerten meinen Kopf, sodass ich mich selber nicht mehr verstand. Und stattdessen hier im Bett zu liegen und zu weinen, hätte ich bei ihr sein können. Wir würden am Strand liegen und Spaß haben. Doch ich Idiot hatte abgesagt. Nach einer halben Stunde Überlegen, beschloss ich, zum Strand zu gehen und zu schauen ob ich sie irgendwo finden konnte. Ich lief an der Küste entlang. Es war eigentlich kein schöner Tag. Der Himmel war grau, von der Sonne keine Spur. Es dauerte nicht lange, bis ich sie sah. Sie lag auf einer Picknickdecke und sonnte sich. Und zum ersten Mal fiel mir auf, was für einen traumhaften Körper sie hatte. Ich wollte sie gerade rufen, als ein Junge sich auf sie drauf legte und durchkitzelte. Vor Schock blieb ich stehen. Wieso hatte ich keine einzige Sekunde daran gedacht, dass sie schon längst vergeben war. Wieso bin ich überhaupt davon ausgegangen, dass sie Single war? Ich sah den beiden noch eine Weile zu, bis ich mich dazu entschloss, wieder heimzugehen.

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Girls like Girls.
RomanceNeuer Ort, neue Schule, neue Leute. Für manche sicher ein sehr großer Wunsch, doch für Alysson der schlimmste Albtraum. Sie weiß gar nicht wie sie es in dieser Stadt länger als ein paar Tage aushalten soll. Doch dann traf sie Bea.