Da die Gefahr bestand, dass ich am Wochenende alleine in meinem Zimmer verzweifeln würde, wenn ich mich nicht ablenkte, fragte ich Michelle, ob wir am Wochenende zusammen feiern gehen wollten. Glücklicherweise hatte sie Zeit, und am Freitag Abend trafen wir uns in der Stadt um in die Shishabar zu gehen. Wir zückten unsere Ausweise und wurden zu einem Tisch geführt. Als wir uns eine Geschmacksrichtung ausgesucht hatten, bestellten wir Bier und lehnten uns gemütlich zurück. Unsere Getränke kamen bald und bevor wir anstoßen konnten, sprach uns ein Junge vom Nachbartisch an.
"Hey Ladies, wollen wir zusammen anstoßen?", fragte er mit einem charmanten Lächeln, das uns zum kichern brachte. Wir winkten ihn und seine Freunde zu uns rüber und kurze Zeit später waren wir zu acht. Wir redeten und lachten viel, bis unsere Gläser ein zweites und ein drittes Mal leer waren. Nachdem auch unsere Shisha den Geist aufgab, beschlossen wir zusammen weiterzuziehen und landeten Schlussendlich auf irgendeiner Hausparty im selben Ort. Michelle und ich kannten niemanden, doch das machte nichts, denn die Jungs stellten uns vor und es dauerte nicht lange, bis wir in einer Wahrheit- oder Pflicht runde saßen. Die Flasche in der Mitte drehte sich und zeigte deutlich auf einen großen, blonden Jungen. "Wahrheit", sagte er entschlossen.
"Wen findest du am hübschesten aus der Runde?", fragte der Dreher.
Da es außer Michelle und mir nur noch ein anderes Mädchen gab, war die Auswahl eher klein.
Er musterte uns alle, und als er bei mir angelangt war, meinte er: "Die da.", und nickte zu mir rüber. Alle Augen richteten sich auf mich und schenkten mir ein Lächeln, bevor es wieder weiter ging. Die Flasche drehte und drehte sich, bis sie auf Michelle zeigte. Erschrocken hielt sie sich die Hand vor den Mund.
"Wahrheit oder Pflicht süße?", fragte sie ein andere Junge.
"Pflicht.", sagte sie, was ich ganz schön mutig fand.
Der braunhaarige Junge mit den langen Wimpern, die man bis hier hin sehen konnte, tuschelte mit seinem Nachbarn und es dauerte nicht lange, bis sie grinsend zu Michelle sahen.
"Du bist doch mit der da befreundet, oder?", fragte der Wimpernjunge und zeigte auf mich. Wir nickten gleichzeitig, was wir wohl lieber hätten lassen sollen.
"Na dann zeigt uns mal, wie gut ihr küssen könnt.", lachte er und die anderen taten es ihm gleich. Michelle sah mich an und schnaufte erleichtert aus.
"Ich dachte schon, jetzt würde etwas schlimmes kommen.", sagte sie und lächelte. Etwas schlimmeres? Ich war von dem ganzen überhaupt nicht begeistert, da ich sowieso schon so durcheinander war. Und jetzt sollte ich auch noch ein Mädchen küssen? Und so erlebte ich ihn. Meinen ersten Kuss mit einem Mädchen. Mit lauter Jungs im Publikum, die ich nicht mal kannte und einem Mädchen, für das ich nicht mal Gefühle hatte. Ich wünschte, Bea würde statt Michelle hier sitzen. Michelle sah mir die Zweifel an, denn sie lächelte mich beruhigend an und flüsterte: "Nimm's nicht so ernst, das ist nur ein Spiel."
Ich nickte und schloss die Augen, als Michelle mir näher kam. Die Jungs rasteten total aus und trommelten begeistert auf den Boden, als sich unsere Lippen trafen. Vorsichtig nahm sie meinen Kopf in ihre Hände und drückte mich an sich dran.
"Na los, Zungen raus!", brüllte ein anderer Junge. Ich spürte Michelles Zunge auf meinen Lippen. Etwas zögerlich öffnete ich meinen Mund, sodass sie ihre Zunge hineinschieben konnte. Sie spielten erst zärtlich, dann fordernd miteinander. Während ich Michelle küsste, versuchte ich herauszufinden, ob es mir gefiel. Doch da alles viel zu schnell ging, und die Jungs mich mit ihrem Gekreische ziemlich aus der Spur warfen und ich dazu nicht mehr ganz nüchtern war, war es unmöglich irgendetwas zu fühlen.
Michelle schien es zu gefallen, denn sie rückte immer näher an mich ran und küsste mich mit immer mehr Leidenschaft. Genau in dem Moment ging die Türe auf und ein kalter Windstoß kam herein.
"Michelle?!", hörte ich. Sofort lösten sich unsere Lippen voneinander. Da ich noch etwas benommen war dauerte es seine Zeit, bis ich erkennen konnte wer vor uns stand.
"Bea-", stockte ich und sah erschrocken zu ihr hoch. Sie sah genauso schockiert zurück und es bildete sich eine unangenehme Stille, denn auch die Jungs hielten endlich die Klappe. "Was macht ihr denn da?", fragte sie nach ein paar Sekunden.
"Wonach sieht's denn aus?", antwortete Michelle und sah Bea fragend an. Was mir bisher nicht aufgefallen war, ist das Mädchen, das neben Bea stand und unsere Diskussion mitverfolgte. Sie hielt Beas Hand und hatte einen fetten Knutschfleck am Hals. Das war also Jenny. Ich musterte sie scharf, was ihr auch ziemlich schnell auffiel, denn sie sah mich sofort an.
"Du und Aly?", fragte Bea geschockt. Die Jungs spielten in der Zwischenzeit weiter, da ihnen das Gespräch nicht spannend genug war.
"Was geht dich das an?", fragte Michelle in einem etwas zickigem Ton. Ich realisierte nicht, was zwischen den beiden abging. War Bea etwa eifersüchtig? Aber worauf?
Nun richtete Bea ihre Augen auf mich und ich konnte ihr die Enttäuschung in ihren Augen ansehen. Sie drehte sich um und die beiden verschwanden wieder. Das alles bekam ich nur noch halb mit, da ich mich plötzlich schrecklich Müde fühlte, und kurze Zeit später neben Michelle einschlief.Als ich am nächsten Tag aufwachte, spürte ich wie mein Schädel mir einen wunderschönen Morgen wünschte, indem er anfing zu hämmern. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte mich an irgendwas zu erinnern. Als sich der Schwindel wieder legte versuchte ich erneut die Augen zu öffnen, diesmal mit Erfolg. Wir waren immernoch in dem selben Raum, in dem wir gestern WOP gespielt hatten. Ich lag auf dem Boden und ehe ich mich umsehen konnte spürte ich etwas auf meinem Bauch. Michelle. Ihr Kopf lag seelenruhig auf meinem Bauch, einen Arm hatte sie um mich gelegt. Sie sah ziemlich niedlich aus und ich wollte sie nicht wecken, doch ich musste dringend mal. Also löste ich mich vorsichtig und schlich aus der Türe, aus der wir gekommen waren, um die Toilette zu finden.
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Girls like Girls.
RomanceNeuer Ort, neue Schule, neue Leute. Für manche sicher ein sehr großer Wunsch, doch für Alysson der schlimmste Albtraum. Sie weiß gar nicht wie sie es in dieser Stadt länger als ein paar Tage aushalten soll. Doch dann traf sie Bea.