Kapitel 5

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Nachdem ich fertig geduscht und mich wieder angezogen hatte, hing ich mein Handtuch ordentlich auf und ging zurück in Bea's Zimmer. Sie hatte sich eine Jogginghose und ein anderes top angezogen und saß auf ihrem Bett. Als sie mich entdeckte, fing sie an zu lächeln. "Na wie war's?", fragte sie. "Ganz schön nass.", antwortete ich und setzte mich neben sie. Ich drehte meinen Kopf zur Fotowand, um mir das eine Bild nochmal ansehen zu können, doch es war weg. Als ich mich wieder zu Bea drehte, wich sie meinen Blicken aus. "Und hast du grad eine Freundin?", fragte ich sie.
"Nein, ist gar nicht so leicht lesbische Mädchen zu finden.", antwortete sie. Ich nickte verständlich. "Du bist wahrscheinlich auch Hetero oder?", fragte sie nach einer kurzen Schweigepause. Ich sah sie an. Ich wusste die Antwort selber nicht, doch es kam blöd wenn ich zögerte. "Naja..", sagte ich. Komm schon Aly, streng dich an. "Eigentlich schon.", brachte ich schließlich raus. "Eigentlich?", fragte Bea nach. Oh man, wie sollte ich ihr das erklären?
"Ich weiß auch nicht. Ich glaube wenn ich liebe, ist es egal welches Geschlecht.", sagte ich und gab mir Mühe, dass sie nichts merkte. Ich spürte, wie rot ich wurde, doch Bea schien nichts gemerkt zu haben. Sie kippte nach hinten und starrte die Decke an. "Ach die Liebe..", sagte sie. In dem Moment gab mein Handy einen Ton von sich. Es war meine Mutter. "Bitte heimkommen, es gibt Essen."
Las ich vor. "Jetzt schon?", jammerte Bea und schaute mich schmollend an. Es sah so süß aus, wenn sie ihre Unterlippe ausfuhr. Sie sah zum knutschen aus. Ich lächelte, beugte mich langsam nach vorne, und schloss meine Augen - Moment, was tat ich da? Als ich meine Augen wieder öffnete, sah mich Bea erstaunt an. Unsere Gesichter waren nicht weit voneinander entfernt, was meinen ganzen Körper kribbeln ließ. Sollte ich es einfach durchziehen? Es ist nur ein fucking Kuss. Ich spürte ihren Atem und hörte wie sie schluckte. "Naja ich geh dann mal.", sagte ich stotternd, stand auf und lief Richtung Türe. Bea folgte mir bis zur Haustür, ohne was zu sagen. Es war eine unangenehme Stille, die mit jeder Sekunde schlimmer wurde. Wir umarmten uns zum Abschied und ich war unendlich erleichtert, als die Türe hinter mir zu fiel. Was zum Teufel war das denn? Was war in mich gefahren? Ich hätte fast ein Mädchen geküsst.

Ich kramte nach meinem Schlüssel, mit dem kleinen Einhornanhänger daran. Als ich ihn endlich gefunden hatte und die Türe öffnete, kam unser kleiner Hund Samy schwanzwedelnd auf mich zugelaufen. Ich legte meine Sachen ab und kniete mich auf den Boden, damit sie auf meinen Schoß krabbeln konnte, so wie sie es immer tat. Wild schlabberte sie mir über die Finger. Sie war ziemlich klein dafür, dass sie ein Hund war. Ihr Fell war lang, weich und schwarz weiß gefärbt.
Nachdem wir uns fertig abgeknutscht hatten,stand ich wieder auf und betrat das Wohnzimmer. Meine Mutter war grad dabei die restlichen Umzugskisten auszuräumen. "Hey mein Engel, wie war dein Tag?", fragte sie mich liebevoll und drückte mich kurz an sich. Wenn sie wüsste, wie mein Tag wirklich war. "Besser als erwartet.", sagte ich und versuchte überzeugend zu klingen. Sie strahlte mich glücklich an. Ich wusste genau, dass sie das hören wollte. Sie hatte sich nämlich die letzten Woche den Kopf darüber zerbrochen, ob wir in den neuen Schulen klar kommen würden. Das Essen war bereits fertig. Es gab Geschnetzeltes mit Reis. Mein Stiefpapa Michael war auch gerade von der Arbeit heim gekommen und setzte sich neben mich an den Tisch. Ich redete nicht viel, da mein Kopf für mich Sprach. Die Gedanken wirrten nur so in mir herum. Und komischerweise bereute ich es, dass ich sie nicht einfach geküsst hatte. Irgendetwas an diesem Mädchen faszinierte mich so sehr. Ich aß nicht sehr viel, da mir der Appetit vergangen war. Also verschwand ich nach dem Essen direkt in mein Zimmer. Das war der schrecklichste aber auch schönste Tag seit langem.
Nachdem ich mich umgezogen hatte, kuschelte mich unter meine Bettdecke und dachte noch etwas nach. Was, wenn ich wirklich lesbisch bin? Könnte ich das akzeptieren? Meine Familie? Meine Freunde? Wie würde ich ihnen das erklären? Würden sie sich für mich schämen? Das Vibrieren meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Beatrice Trainor hat Ihnen eine Freundschaftsanfrage geschickt.
Sofort entsperrte ich mein Handy und akzeptierte die Anfrage. Ihr Pofilbild war wunderschön. Sie lächelte in die Kamera und ihre süßen Grübchen kamen zum Vorschein. Es dauerte nicht lange, bis ein "Hey" kam.

Alysson: Hey Bea, alles okay?
Beatrice: Ja und bei dir?
Alysson: Ja, auch.

Wir beide wussten, dass nichts okay war, doch keiner wollte es ansprechen.

Beatrice: Also, sehen wir uns morgen in der Schule?

"Lässt sich nicht vermeiden.", sagte ich, obwohl sie es nicht hören konnte.

Alysson: Ja natürlich.
Beatrice: Verlauf dich nicht.

Ich musste lächeln.

Alysson: Gute Nacht Bea.

Ich schaltete meinen Wecker für morgen Früh ein und legte mich glücklich schlafen.

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