Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Wir hatten wahsinnig viel zu tun in der Schule, sodass ich Bea ziemlich selten sah. Trotzdem dachte ich jeden Tag fleißig an sie und freute mich, wenn wir uns in der Schule über den Weg liefen.
Meine Klasse war absolut bescheuert. Entweder war ich überreif für mein Alter, oder alle anderen sind in der sechsten Klasse mental sitzen geblieben. Leider konnte ich mit keinem von ihnen wirklich was anfangen, doch das störte mich auch gar nicht. Ich konzentrierte mich auf mein Ding.
Als es zur Pause gongte, verließ ich das Klassenzimmer und hielt Ausschau nach Bea.
Gestern waren wir alle zusammen Wandern gegangen, um uns besser kennenzulernen. Die halbe Schule war dabei, was mich ein bisschen überforderte. Doch ich habe wirklich ein paar nette Leute kennengelernt, mit denen ich auch gleich Nummer ausgetauscht hatte. Michelle, das Mädchen, das auch beim Strandtreffen mit Bea dabei war ging auch in Beas Klasse. Sie schien ganz in Ordnung zu sein. Sie stellte mich überall vor, doch ich konnte mir nicht alle Namen merken. Trotzdem schien es mir so, als würden mich heute viel mehr Schüler anlächeln als die ersten paar Tage.
Als ich Bea endlich sah, ging ich auf sie zu. Und als auch sie mich entdeckte fing sie an zu strahlen und umarmte mich fest. "Hey, Große.", sagte sie, da ich fast einen Kopf großer als sie war.
"Hey, Kleine.", sagte ich lächelnd. "Wie geht's dir?", fügte ich hinzu. Sie erzählte mir, dass sie die halbe Nacht nicht schlafen konnte, da ihre Mutter einen "neuen" hätte, mit dem sie die ganze Nacht laut telefoniert hat. Mitleidig streichelte ich ihr über den Kopf. Sie schubste mich gespielt eingeschnappt und fragte, ob ich heute nach der Schule Zeit hätte. "Klar, zu dir oder zu mir?", fragte ich. "Also meine Mum wäre ja bei ihrem Lover", sagte sie und zwinkerte mir verführerisch zu. Ich musste lachen da ihr das Verführerisch-sein nicht so wirklich gelang. Trotzdem einigten wir uns darauf, nach der Schule zu ihr zu gehen.Die zwei letzten Stunden hatte ich Mathe. Ich kam wirklich überhaupt nicht mit. Mathe war einfach nicht mein Ding, was mich wirklich ärgerte, da ich in allen anderen Fächern relativ gut war. Doch bei Mathe schaltete sich alles bei mir aus. Statt dem Gequassel meines Lehrers zuzuhören, dachte ich darüber nach, wie es wohl sein muss lesbisch zu sein.
Man musste sich doch ständig verstecken wenn man in der Öffentlichkeit war, oder? Es gibt so viele Menschen, die das nicht akzeptieren. Man kann keine Familie gründen. Zumindest keine eigene. Und das stand auf jeden Fall auf meiner Lebens-To-do-Liste. Ich liebe kleine Kinder über alles und will irgendwann mal ein eigenes haben. Außerdem weiß ich nicht, wie meine Familie und meine Freunde darauf reagieren würden. Vielleicht würden sie mich ausschließen, auslachen oder sich von mir abwenden und das war wirklich das letzte, was ich wollte.
Trotzdem würde ich es zu gerne mal ausprobieren, wie es ist ein Mädchen zu küssen. Eine gute Sache daran ist, dass es keine nervigen Bartstoppeln beim Küssen geben wird, was ich schonmal als fetten Pluspunkt sah.Als die Schule endlich aus war, traf ich mich mit Bea an den Fahrradständern. Auf dem Heimweg regte sie sich die ganze Zeit über einer ihrer Mitschüler auf, was mich ziemlich zum Lachen brachte. Danach erzählte ich ihr von meiner kindlichen Klasse, die nach der Pause ein Diddle Freundebuch herumgegeben hat. Sie kringelte sich vor lachen und schon war ihre schlechte Laune verflogen.
Als wir bei ihr Zuhause angekommen waren, versuchte sie mir Mathe zu erklären. Doch ich konnte ihr kaum zuhören, da ich ständig auf ihre vollen Lippen starren musste und mir vorstellte, wie es wohl wäre, sie zu küssen. Manchmal presste sie beim Erklären die Augebrauen zusammen, was total süß aussah. Mein Herz pochte wie wild wenn sich unsere Blicke trafen. Plötzlich verstummte sie und grinste mich an. "Hörst du mir überhaupt zu?", fragte sie lächelnd. Shit. Sie hatte mich erwischt. Mühevoll versuchte ich mich wenigstens an die letzten Wörter zu erinnern, die sie gesagt haben konnte, doch mir fiel einfach nichts ein. "Sorry..", sagte ich und schaute beschämt auf den Boden.
"Du bist eine böse Schülerin", sagte sie und tat auf streng.
"Es tut mir ja leid, frau Lehrerin. Ich werde mich bessern, ich versprech's.", sagte ich.
"Ja, das würde ich dir auch raten, mein Kind. Sonst wirst du nämlich durchgekitzelt.", lachte sie kitzelte mich durch. Da ich der kitzeligste Mensch auf der Welt war, zappelte ich rum wie ein kleines Kind. Doch ich konnte mich nicht wehren, denn mit einem Schwung saß Bea auf mir drauf, sodass ich mich noch weniger bewegen konnte.
"Also wie heißt die Formel für das Kugelvolumen?", sagte sie streng und hörte auf mich zu kitzeln, damit ich ihr eine Antwort geben konnte. Ich verschnaufte erstmal, da ich ziemlich aus der Puste war. "Ähhh.", fing ich an. Sie kitzelte mich wieder, worauf ich erneut einen Lachanfall bekam. "Okay, okay.", kicherte ich. "Du musst die Kugel einfach fragen, wie viel sie wiegt. Dann hast du das Volumen.", sagte ich und tat so, als ob es total logisch wäre.
Bea lachte nun genauso sehr wie ich und gab das Kitzeln auf. Diese Chance nutzte ich und kletterte triumphierend auf sie drauf. "Tja, und jetzt?", fragte ich sie stolz, da sie sich kaum bewegen konnte. Sie grinste zu mir hoch. Ihre Augen funkelten, genau wie beim ersten Mal, als ich sie sah. Ihr Kopf war hochrot, weil sie so viel gelacht hatte und ihre Haare standen in alle Richtungen ab. Trotzdem war sie das wunderschönste Mädchen ,das ich jemals gesehen habe. Wieder versank ich in ihren wunderschönen Augen und genoss diesen Moment.
DU LIEST GERADE
Girls like Girls.
RomanceNeuer Ort, neue Schule, neue Leute. Für manche sicher ein sehr großer Wunsch, doch für Alysson der schlimmste Albtraum. Sie weiß gar nicht wie sie es in dieser Stadt länger als ein paar Tage aushalten soll. Doch dann traf sie Bea.