Chapter 4

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Jeder Tag zog sich lang wie Kaugummi. Es vergingen Tage, Wochen und schließlich auch Monate.

Ich war nach dem Kontaktabbruch mit Harry direkt wieder in den gewohnten Alltagstrott verfallen. Aber irgendetwas an Harry ließ mich nicht los. Ich meine, er war nicht der erste Junge der Interesse gezeigt hatte aber irgendetwas nagte an mir.

Er verhielt sich seltsam. Oder war das für ihn bereits normal? Nach nur 3 Monaten auf unserer Schule hörte man Gerüchte, dass er mit dem halben Jahrgang geschlafen haben soll. Doch auf Gerüchte gab ich nichts.

Auf Harry gab ich nichts. Nichts.

Mittlerweile hatte er aber eine feste Freundin und nein, es war nicht die größte Schulschlampe. Nicht die Größte, aber sie war eine.

Und ich? Ich war immer noch die gute alte Savannah, der so gut wie alles egal war.

Deswegen ging ich auch heute, wie an jedem anderen Tag in meinen Englischkurs und setzte mich gequält neben Quentin. Ich war mal wieder froh, dass ich diese Schule bald nie wieder von innen sehen musste.

Seufzend sah ich auf meine Tischplatte und fing an meine Sachen auszupacken. Quentin tickte mich von der Seite an und ich sah ihn aufmerksam an.

,,Reden du und Harry wieder?", fragte er verwirrt. Er wusste über alles Bescheid, genau wie Caitlyn.

,,Nein, warum?"

,,Er starrt dich an."

Ich riss meine Augen auf und sah unauffällig in Harry's Richtung. Und tatsächlich. Er sah mich an, doch ich konnte mir nicht erklären warum. Vorher hat er mich nicht einmal mit seinem Allerwertesten angesehen.

Gerade als er bemerkte, dass ich ihn auch ansah und sich ein leichtes Lächeln über seinem Gesicht ausbreitete, trat noch jemand in den Klassenraum ein und versperrte mir die Sicht.

Ich sah zu wie Kyla, seine Freundin auf ihn zu stöckelte und ihn küssen wollte. Doch er drehte seinen Kopf weg, sodass sie nur seine Wange traf. Genervt sah er sie an und sie drehte sich sauer von ihm weg und kam auf meinen und Quentin's Tisch zu.

,,Hi", lächelte sie mich an und ich schenkte ihr ebenfalls ein kleines Lächeln.

Sie setzte sich neben mich und fing ebenfalls an, ihre Sachen auszupacken. Ja, Kyla und ich verstanden uns einigermaßen gut. Ich verstand mich mit vielen aus der Schule gut, doch ich hielt strikt zu meinen wahren und besten Freunden. Dennoch waren so gut wie alle nett zu mir und ich war nett zu ihnen.

Ich sah wieder hoch zu Harry und er sah wieder hierher. Nur ob er zu mir oder Kyla sah, war die Frage. Ich senkte meinen Blick sobald unser Englischlehrer den Raum betrat und kramte meine Hausaufgaben hervor.

Unser Lehrer redete mal wieder über Gedichtsanalysen während ich gedankenverloren anfing, eine Haarsträhne von mir zu Flechten. Kyla neben mir drehte die ganze Zeit ihr Kaugummi um ihren Finger und machte abwechselnd Blasen damit. Quentin neben mir hatte angefangen irgendwas zu schreiben, ob er sich Notizen oder etwas anderes machte wusste ich nicht.

,,Ms. Mason können sie wiederholen, was ich gerade gesagt habe?", sprach mich mein Lehrer plötzlich an. Ich hatte die letzte halbe Stunde nur auf meine Tischplatte gestarrt.

Ich hob genervt meinen Blick und spürte die Augen des kompletten Kurses auf mir. Auch Harrys.

,,Sie haben gesagt, dass wir heute über 'den Blick' schreiben werden.", antwortete ich gelangweilt und senkte meinen Blick wieder auf meinen Tisch.

Mein Lehrer schnaubte, verärgert darüber, dass ich antworten konnte und drehte sich wieder zur Tafel. Der Rest des Kurses blieb still bis ein leises Lachen durch den Raum drang. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung und blickte direkt in Harrys Gesicht.

Er grinste mich an und drehte sich wieder nach vorne.

Und wieder einmal fragte ich mich was mit ihm los war.

___

Seufzend legte ich meine Bücher in meinen Spind und nahm andere heraus. Ich hatte in den letzten Monaten wahrscheinlich mehr genervte Geräusche von mir gegeben als irgendein anderer Mensch dieses Planeten. Ich hatte einfach nur noch schlechte Laune und ich kannte den Grund besser, als man denken könnte. Ich hatte keinen Bock mehr.

Ich schlug meinen Spind zu und lehnte mich gegen ihn. Während ich meinen Blick umherschweifen ließ holte ich mein Handy aus meiner Hosentasche und entsperrte es. Gedankenverloren sah ich durch meine Galerie, bis ich auf ein Bild stieß, welches ich seit gefühlten Jahren nicht mehr angesehen hatte. Es waren meine Eltern und ich, als sie mir Chester schenkten. Wir haben alle glücklich ausgesehen, auf dem Selfie meines Vaters, doch als sie noch am selben Abend wieder weg fuhren konnte nicht einmal mehr der kleine Pomeranian Welpe helfen.

Unbemerkt schlichen sich Tränen in meine Augen und ich hielt meinen Kopf weiterhin gesenkt, damit niemand sie bemerkte. Ich stand im verdammten Schul Flur wie konnte ich jetzt anfangen zu weinen? Ich weinte fast nie. Zumindest wollte ich es so. Ich fühlte mich schwach beim Weinen und ich hasse es schwach zu sein.

Ich strengte mich so sehr an die Tränen nicht überlaufen zu lassen, dass ich Kopfschmerzen bekam und mir anfing die Schläfe zu massieren.

Als ich Dümmerchen aber eine bestimmte Person lachen hörte, musste ich ja natürlich aufsehen. Ich sah direkt in die jadegrünen Augen. Warum sah er mich an?

Plötzlich erlosch sein Lachen und im selben Moment liefen mir die Tränen über die Wangen. Erschrocken runzelte er die Stirn und machte einige Schritte auf mich zu. Ich schnappte nach Luft und machte auf dem Absatz kehrt und schritt schnell Richtung Ausgang.

Als ich an der frischen Luft war atmete ich ruhig ein und aus, wischte mir die Tränen von den Wangen und ging immer noch schnell rüber zum Anderen Gebäude.

Ich strauchelte beinahe als ich den Vollidioten meinen Namen sagen hörte.

,,Savannah!"

Ich ging nur schneller, ich war wieder kurz davor zu weinen.

,,Savannah bleib stehen! Bitte!"

Ich dachte nicht einmal daran.

Plötzlich verschnellerten sich die Schritte hinter mir, doch ich gab auf. Ich blieb ruckartig stehen und er knallte in meinen Rücken hinein. Noch bevor ich nach vorne fallen konnte schlangen sich seine Finger um meinen Oberarm und hielten mich an Ort und Stelle.

Eine Gänsehaut breitete sich über meinen kompletten Arm aus und ich atmete stoßweise.

Langsam drehte ich mich zu ihm und sah hoch in sein Gesicht. Ich prägte mir jeden einzelnen Millimeter ein.

,,Was.", kam die Frage aus meinem Mund. Meine Stimme klang kalt und sie brach am Ende.

Harry sah mich einfach nur besorgt an. Eine kleine Falte hatte sich zwischen seinen Augenbrauen gebildet, bis er seinen zweiten Arm auch nach mir ausstreckte.

Ich wollte zurückweichen und das tat ich auch. Ich war keines der naiven Mädchen, die er sich um den Finger wickeln konnte

Doch er legte seine Hand an mein Kinn und drückte dieses hoch.

Plötzlich kam sein Gesicht meinem näher und ich hielt erschrocken die Luft an, was ihn inne halten ließ.

,,Nicht", sagte ich und drückte ihn an seiner Brust wieder weg.

Und dann ging er. So wie ich es wollte.

Als der erste Schluchzer meinen Mund verließ traf ich die erste Entscheidung:

Ich würde die restlichen Stunden schwänzen.

Nach dem ich tief durchatmete traf ich die zweite:

Ich würde den Rest der Woche die Schule schwänzen.

Und die dritte kam direkt nach meinem ersten Schritt in Richtung meines Autos:

Ich werde mich niemals verlieben wollen. Niemals.

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