Kapitel 3.: Die Kette

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Am nächsten Morgen wachte ich gezwungenermaßen auf, weil mich etwas umschlang. Müde machte ich meine verträumten Augen auf und sah, wie Vincent neben mir lag und mich umschlungen hatte. Mir wurde auf einmal ganz warm. Nicht, weil sein Körper schön warm war, sondern weil er neben mir lag und er im Schlaf so niedlich und unschuldig aussah. Ich bemerkte, wie meine Wangen sich rötlich färben. Das war auch ein neues Gefühl, dass ich noch gar nicht kannte. Auf einmal wurde Vincent wach und ich schloss schnell vor meine Augen. Er setzte sich hin und rieb sich den Schlaf weg.

Ich hatte das Gefühl, das er mich ansehen würde, deshalb wurde ich noch aufgeregter. ,, Hm... ," stöhnte er kurz und stand auf. Er ging zum Kamin und legte noch ein paar Hölzer hinein. Kurz kratzte sich den Hinterkopf und kam wieder auf mich zu. Leicht rüttelte er mich, um mich wahrscheinlich zu wecken. Ich tat so, als würde ich gerade aufwachen und wünschte ihn einen guten Morgen. ,, Hast du noch etwas zu essen?" Ich nickte und stand langsam auf. Ich hatte ja noch eine Tüte Trockenfutter. Als ich in meiner Plastiktüte nachschaute, war das Trockenfutter weg. In der Tüte war ein kleines Mäuseloch. Bei mir im Haus sind sie manchmal eine echte Plage. Vor allem im Winter!

,, Tut mir leid. Die Mäuse haben den Rest verputzt," meinte ich und legte die Tüte wieder weg. Vincent zuckte nur mit den Schultern und meinte, dass wir vielleicht in der Stadt etwas finden würden. Ich nickte nur leicht und stopfte meine Plastiktüte in die Hosentasche. Wir machten uns kurz danach auf den Weg. Während wir den vereisten Pfad zur Stadt entlang gingen, wollte ich Vincent bezüglich des Blutmondes ansprechen, aber ich traute mich nicht einmal das Thema anzusprechen. Vor allem, weil Vincent immer so gelangweilt und desinteressiert scheint. Ich schwieg einfach und verschob es bis sich irgendwann eine gute Gelegenheit für diese Frage erübrigt. Vincent schaute nur zu den vereisten Bäumen und tauschte kein einziges Wort mit mir aus.

Nach nur wenigen Minuten erreichten wir die Hauptstraße, die völlig von Eis bedeckt war und gingen zuerst in Richtung einer Bäckerei, die mir manchmal eine volle Tüte mit unverkauften Waren des letzten tages schenkten. Ein richtig nettes, junges Mädchen arbeitete dort. Sie heißt Vanessa und die erst seit kurzem hier arbeitet. Manchmal kann sie ein echter Schwachkopf in Sachen Organisation sein, doch ihr Herz ist am rechten Fleck. Was man von vielen Menschen nicht behaupten kann. Wir gingen in die kleine Beckerei und warteten an der Theke. Irgendetwas stimmte nicht. Da, wo sonst immer die Leckereien standen nichts war. Nur ein paar kleine Krümel. Dies machte mich etwas stutzig. Ich drückte vorsichtig auf die Klingel, die auf der Theke neben den Zeitungen stand und hoffte, dass Vanessa noch hier war.

Niemand reagierte auf das Klingeln, also ging ich an's Ende des Geschäftes und linste in die Backstube. Kurz ließ ich Vincent alleine, schon hörte man ein lautes Geräusch. Erschrocken ging ich zurück und sah seine geballte Faust auf der zermatschten Klingel. ,, Ist das dein Ernst?!" Er nahm die Faust zurück und zuckte nur mit seinen Schultern. ,, Ist nicht meine Schuld, wenn das Teil meine Kraft nicht standhalten kann." Kurz knurrte ich ihn an, bis ich leise Schritte aus der Backstube hörte. Von dort kam bald Vanessa mit einem ganz frischen Tablett gebackener Brötchen und stellte dieses zum abkühlen auf ein Metall Gitter. ,, Was ist passiert? Hier sind keine Sachen zum essen." Fragte ich erschrocken, denn sie hatte die Ware bis jetzt noch nie so spät heraus gebracht.

Sie wischte sich ein paar Schweißtropfen aus dem Gesicht und freute sich mich zu sehen. Sie lief auf mich zu und umarmte mich. ,, Markus. Es... es war so schrecklich." Ich drückte sie gegen meine Schulter und hagte etwas nach. ,, Sag mir bitte, was passiert ist." Wir lösten die Umarmung auf und sie setzte sich auf eine Tischkante. ,, Ein paar merkwürdige Leute kamen in meinen Laden und haben alles mitgenommen. Die Waren, das ganze Geld und meine wertvolle Halskette. Hätte ich ihnen nichts gegeben... wer weiß was sie mir angetan hätten?" Ich gab ihr Recht und musste dabei auf ihren Hals schauen. Mir viel davor nicht auf, dass ihre Kette fehlte. Oft hängt diese auch unter ihrem Shirt.

Ein Wolf mit Vorlieben (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt