Die Box

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Das erste was sie vernahm, war das ächzende Knirschen und Rattern voneinander reibenden Metall, welches in den winzigen Raum wiederhallte. Eine undurchdringliche Finsternis umgab sie, so dass sie nicht einmal ihre eigenen Hände erkennen konnte. Und als sie vergeblich versuchte, ihre Umgebung zu ertasten, wurde sie mit voller Wucht rücklings zu Boden geworfen, da die Wände begannen ruckelnd stetig nach oben zu steigen.

Eisige, schwüle Luft strich ihren Körper und hinterließ eine raue Gänsehaut. Mit einem Mal, kroch eine fürchterliche Todesangst ihren Nacken empor und ließ ihre Gliedmaßen gefrieren. Dieses schreckliche Gefühl, wurde auch nicht minderer, als sie feststellte, dass sie sich an nichts erinnern konnte. Absolut an gar nichts. Weder an ihren Namen, noch an ihre Familie, Freunde oder Bekannte. Und vor allem nicht daran, wie sie überhaupt hier her gekommen war.

Doch schien ihr Gedächtnis einwandfrei zu funktionieren, denn sie wusste, dass sie höchstwahrscheinlich in einen Aufzug - oder so etwas in der Art -, feststeckte und dass jeder Mensch eine Familie haben musste.

Ganz gleich ob Tod oder lebendig. Bei diesen Gedanken sträubten sich ihre Nackenhaare. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihren Magengrube aus, presste ihre Eingeweide zusammen, weshalb sie sich mit ihren Händen auf ihre Knie stützte, um einen Würgereiz zu unterdrücken. Ohne Erfolg.

Nun kauerte sie mir einen bitteren Geschmack im Mund auf dem klammen Eisenboden, während die kleine Kammer in der sie sich befand, unaufhörlich voran schritt. Ihr Kopf brummte schmerzhaft, der durch die nach Erbrochenen riechende Luft nur noch mehr litt.

Sie wollte einfach nur aus diesen Aufzug. Unwillkürlich kam ihr die Frage, ob sie jemals wieder das Sonnenlicht erblicken würde. Oder dem Duft vom frisch gemähten Gras riechen; den lautlosen Aufprall miterleben würde, wenn ruhiges Wasser gegen einen Felsbrocken prallte. Oder ob sie je wieder, durch trockenes buntes Laub stapfen, in den wolkenbehangenen Himmel sehen und sich auf der belebten Straße den Weg zur Schule Bahnen könnte.

Aber am wichtigsten war es, heraus zu finden, woher all diese Erinnerungen kamen. Denn wie sehr sie sich auch anstrengte, konnte sie sich nur an verschwommene, Gesichter und an keine Namen erinnern.

Urplötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, denn der Aufzug ist laut dröhnend zum Stillstand gekommen und die störenden Geräusche waren jäh verstummt.

Hektisch sah sie sich in allen Richtungen um, es war noch viel zu dunkel, um etwas zu erkennen. Deshalb tastete sie die hohen Wände, die aus kalten Gitterstäben bestanden ab und stürzte beinahe bei dem Versuch, die Decke zu ergreifen, über einen großen harten Karton.

Sie fuhr in sich zusammen, stieß einen kurzen spitzen Schrei aus, als sie dagegen stieß und im selben Augenblick, ertönte über ihr ein gellendes Geräusch. Ein Geräusch, als würde jemand schwere Metalltüren auseinander reißen.

Grelles Licht strömte aus einen dünnen Spalt über ihr, der immer breiter wurde. Gleich darauf folgte lautes Stimmengewirr.

>>Und wie sieht der Typ aus?<<

>>Platz da, ich will den Strunk auch sehen!<<

>>Ach du heiliger Klonk! Ein Mädchen!<<

>>Was, geh' mal aus dem Weg.<<

Die vereinzelten Stimmen waren tief und aufgeregt, das Mädchen im Aufzug konnte sie nicht konkret zu ordnen. Ihre Arme hatte sie über ihren Kopf ausgestreckt, um besser sehen zu können, aber das gleißende Licht blendete ihre Augen. Sie wusste es rührte davon, dass sie Stunden lang der Finsternis in dieser merkwürdigen Box, eines Aufzuges ausgesetzt war. Wie konnte es den anders sein?

Selbst nachdem sie öfters geblinzelt hatte, konnte sie nur verschwommene Umrisse von Menschen erkennen, obwohl sich ihre Augen schon an die Helligkeit gewöhnt hatten. Panisch rieb sie sich die Augenlider. Was wäre, wenn die Schwärze der Dunkelheit sie blind gemacht hätte? Doch dann plumpste eine pechschwarze Hornbrille aus ihrer Hosentasche, in der sie zuvor, wie wahnsinnig gewühlt hatte. Wenigsten wusste sie jetzt, dass sie eine Brillenträgerin war.

Sie setzte sich die Brille auf ihre kleine Nase und war zum ersten Mal seit langem erleichtert. Allerdings hielt dieses Hochgefühl nicht lange an, denn sie war umzingelt von unzähligen Jugendlichen, die alle samt Jungs waren. Erneut ergriff sie die grausame Todesangst. Wo war sie bloß hinein geraten?

MAZE RUNNER (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt