Kapitel 5

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Nora

Alles war dunkel. Stunden, Tage oder Wochen vergingen, ich konnte es nicht sagen. Gelegentlich spürte ich, wie ich angehoben wurde und mir jemand etwas zu trinken gab. Ich hörte auch eine Stimme. Ich wusste, wer es war. Finn. Er war meistens sehr besorgt, aber manchmal schrie er auch. Er war wütend, verzweifelt und ratlos. Ich wollte ihn in den Arm nehmen, wollte ihm sagen, dass es mir gut ging, aber ich war unfähig mich zu bewegen. Ich verbrachte die Zeit damit, mich dem Träumen hinzugeben oder dem Rauschen des Meeres zu lauschen. Während ich grade in einem Traum versunken war, merkte ich, wie er mir einen Kuss auf die Stirn gab und sagte, dass er bald zurück sei. Er gehe nur kurz in den Wald und sammle ein paar Kräuter. Ich hatte schon lange aufgehört zu versuchen, ihm zu antworten. Also lauschte ich meinem sich langsam wieder beruhigendem Herzschlag. ich konnte es nicht mehr leugnen. Meine Seele hatte sich an seine gebunden und würde nun, ohne Kontakt verdammt sein. Ich schob den Gedanken beiseite und träumte weiter. Träumte, dass ich mit Finn zusammen sein könnte. Irgendwann merkte ich, dass sich etwas veränderte. Mein Körper steckte voller Kraft, die rasend schnell wuchs. Ich versuchte meine Augen ein klein wenig zu öffnen. Es war Nacht. Der Mond schien durch das Fenster und erleuchtete das kleine Zimmer. Ich lag in einem Doppelbett, das in der hinteren Ecke des Raumes stand. Das Zimmer hatte nur wenige Möbel. Außer dem Bett gab es einen Schrank aus hellem Holz, einen Tisch und einen Stuhl. Vorsichtig schlug ich die Decke auf und setzte mich auf den Rand des Bettes. Mir ging es blendend, bis auf ein leichtes Schwindelgefühl. Voller Enthusiasmus stand ich auf…und saß im nächsten Moment wieder auf dem Boden. Für einen Augenblick war ich verdutzt, doch dann fing ich kindisch an zu kichern und fühlte mich angetrunken. Mein zweiter Versuch glückte mir und ich ging hinunter. Als erstes besuchte ich den Kühlschrak und trank die Hälfte der Wasserflasche in einem Zug leer. Erst jetzt, nachdem ich richtig wach war merkte ich, wie hungrig ich war. Ich suchte eine Pfanne, stellte die Induktionsplatte an und briet mir drei Eier. „Mein Magen wird sich freuen“, dachte ich, wärend ich die heißen Eier noch aus der Pfanne aß.

Nachdem ich fertig gegessen hatte, stellte ich die Pfanne in die Spüle und setzte mich zufrieden auf das Sofa. Ich schaltete den Fernseher an und zappte mich durch die Kanäle. Als ich die Fernbedienung hinlegen wollte, durchfuhr mich plötzlich ein schneidender Schmerz. Er wanderte von meiner Hand meinen Arm hinauf und lähmte ihn völlig. Er floss weiter durch meine Brust und mein kompletter Körper erstarrte. Der Schmerz bohrte sich in mein Herz und mir wurde schwarz vor Augen.

Erneut war ich bewusstlos und wartete. Ich wartete auf die Veränderung, die auch sehr schnell kam. Eiserne Ketten schlangen sich um meinen Körper und zogen mich in Richtung eines Lichtes. Meine Augen waren geöffnet. Ich saß aufrecht auf dem Sofa. Doch ich konnte keinen Muskel rühren. „Dein Körper gehört nicht mehr dir, Kind. Ich übernehme nun!“ Laut und gebieterisch dröhnte eine Stimme durch meinen Kopf. Mein Körper gehörte nicht mehr mir? Ich fing an, an meinen Ketten zu reißen und raste vor Zorn. Vor Erschöpfung brach ich meinen Versuch ab. Ich hing schlaff in den Ketten und ließ den Kopf hängen, doch ich schmiedete einen Plan. Ich würde nicht kampflos aufgeben. „Versuch es gar nicht erst. Alles deine Versuche sind nutzlos, wenn ich dein Gegner bin.“ „Ich werde es bis zum Schluss versuchen! Das schwöre ich dir!“, sagte ich grimmig. „Es geht los. Sei still und pass auf, Kind!“ Mein Körper erwachte mit einem Ruck und stand auf. Mit aller Kraft wehrte ich mich und gewann für einen kleinen Augenblick die Kontrolle zurück. Doch schon eine Sekunde später drückte eine unsichtbare Kraft auf mich und zwängte mich zurück in die Ketten. „Du bist stärker, als gedacht. Jedoch nicht stark genug, Kind!“ Sie lachte höhnisch und von diesem Augenblick an schwor ich Rache.

Der unsichtbare Geist zwang meine Hände und Arme in eine gebetsähnliche Haltung und brachte meine Beine in den Lotussitz. Sie stimmte einen Gesang an, aus Worten und Tönen, die man mit dem menschlichen Wortschatz nicht beschreiben konnte. Sie lenkte meinen Blick auf die Hände. In den Handflächen schimmerten blaue Kristalle, von denen ich nichts bemerkt hatte. „Weil sie vorher auch noch nicht da waren. Ich bündele meinen Geist und leite ihn dorthin. Er manifestiert sich als solche Kristalle. Du musst noch viel lernen, denn Unwissenheit ist eine Schwäche, die ich nicht dulden werde, Kind“ Ich knurrte, doch ich wehrte mich nicht. Ich würde meine Kraft für etwas anderes verwenden. Ihr Gesang gewann inzwischen an Intensität. Das Licht der Kristalle wurde heller und explodierte in tausende Funken, die um mich herum schwebten. Das Licht zog sich zurück in meine Hände und floss in dünnen Bahnen meine Arme hinauf. Es bildeten sich Schnörkel und andere Verzierungen.  „Das ist nur schnick-schnack drum herum. Der Nutzen liegt bei weit mehr, als nur Schmuck. Es hilft die Magie zu leiten.“ Sie stand auf. Ich hasste, dass dieses Etwas meinen Körper übernommen hatte. „Mein Name wird in vielen Ländern verehrt und auch du wirst mich von nun Königin nennen!“ „Eine Diebin Königin zu nennen wäre wie, als ob man einen Mörder zum Heiligen erklären würde.“, fauchte ich. Sie blieb unbeeindruckt und hob in gleichgültiger Ruhe die Hand. Vor meinen Augen floss wieder blaues Licht in ihre Hand und bildete sich zu einem Messer. Sie hob den Arm weiter und stieß ihn dann schnell und mit präziser Genauigkeit in meinen ausgestreckten Unterarm. Schmerz betäubte meine Sinne und ich schrie auf. Sie zog das Messer heraus, warf es aus dem Fenster und legte die Hand auf die Wunde. Blaues Licht floss aus den Fingerspitzen und die Haut schloss sich. „Dein Zorn ist berechtigt, doch für jede Überschreitung der Grenze werde ich dich bestrafen“ Ich fand meine Stimme wieder und fragte keuchend: „Wieso? Schadest du dir nicht dabei auch selber?“ Sie lachte finster. „Ich bin ein Geist aus vergangener Zeit, Kind. Ein Messer in meinem Bauch würde für mich nicht mehr als ein kleines Ziehen sein“ Mein Herzschlag stockte. Keine Schmerzen? Wie konnte man etwas so mächtiges bezwingen? Aber ich würde nicht aufgeben. Grimmig beobachtete ich sie weiter. Sie ging die Treppe hinauf in das Zimmer, wo ich geschlafen hatte. Sie nahm eine Jacke aus dem Schrank und zog sich eine andere Hose an. Dann ging sie die Treppe hinunter und verließ das Haus. Ich wehrte mich mit Leibeskräften, doch sie war zu stark. Ich hoffte nur, dass Finn mich finden würde.

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Endlich wieder aus dem Bett draußen und wieder Zeit für ein Kapitel :) Ich hoff es gefällt euch. In den nächsten Tagen versuch ich so viel wie möglich zu schreiben :D 

Liebe euch meine Leser <33

Königin des MeeresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt