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Der Unterricht geht ungewöhnlich schnell vorüber und lässt mich ausnahmsweise mal nicht über mein beschissenes Leben nachdenken. Ich dachte, dieser Tag sei ausnahmsweise in Ordnung und nicht so schlimm wie die letzte Woche.

Doch ich habe mich getäuscht. Ich gehe gerade durch den schon fast leeren Flur, als Valeria auf mich zukommt. Sie sieht wie immer wie die Perfektion in Person aus, doch an ihrer Ausstrahlung hat sich etwas verändert.

In ihrem Blick liegt etwas Trauriges. Sie haben ihren Glanz verloren und sehen aus wie zwei stumpfe Sterne, die nicht mehr genug Kraft haben um zu scheinen. Wir sind die Einzigen die sich noch in diesem kalten Flur befinden.

Ich weiss nicht was ich fühlen soll oder kann. Es ist einfach nur unangenehm und verwirrend.

"Hey Rachel.", begrüsst sie mich. Die Unsicherheit ist sehr leicht rauszuhören und man merkt dass sie nicht nur 'Hey' sagen will.

Ich denke einen kurzen Moment daran, sie zu fragen was los sei. Dich diesen Gedanken streiche sehr schnell wieder, als mir in den Sinn kommt was für eine verdammte Hölle mir an jenem Tag widerfahren ist. Genau diese kurze Erkenntnis reicht, um sie zu ignorieren und schnurstracks an ihr vorbeizugehen.

Es hätte alles wunderbar geklappt, hätte sie mich nicht am Handgelenk gepackt und mich somit aufgehalten. Plötzlich durchfährt mich ein richtig dummes Gefühl, was wahrscheinlich aus dem Grund entstanden ist, weil ich mich mich so asozial benehme. Andererseits ist es mir scheissegal was andere denken oder fühlen, nur solange sie mich in Ruhe lassen.

"Was willst du?", knurre ich leise und funkle sie wütend an. Der Schmerz sitzt immernoch tief, über dass was sie getan hat.

Plötzlich scheint es, als hätte sie Tränen in den Augen. Es scheint, als wäre sie plötzlich ein gebrochener Mensch und nicht mehr in dieser Perfektion umhüllt, die sie immer mit sich rumgetragen hat.

"Es tut mir Leid.", flüstert sie leise und lässt mein Handgelenk los. Eine Träne rinnt ihr über die Wange und als ich nichts darauf erwidere, schluchzt sie kurz auf und geht schnell aus dem Schulgebäude.

Nun bin ich schon wieder allein. Allein mit einem verdammt dummen Gefühl in mir. Noch nie habe ich so etwas undefinierbares gespürt. Valeria sollte mir eigentlich egal sein, aber die Tatsache, dass diese Entschuldigung ehrlich gemeint war, macht es mir schwer.

Was soll ich tun?

Ich gehe nach Draussen, wo ich Red auf dem Schulhof stehen sehe. Ausser ihr ist keine Menschenseele mehr anwesend. Nur sie und ich.

"Hey Red.", begrüsse ich sie und weiche ihren Blick aus. Ich kann ihre blauen Augen im Moment einfach nicht ertragen.

Sie scheinen jede Sekunde meines verkorksten Lebens in sich aufzunehmen und zu analysieren. Doch es gibt nichts, was mein Leben interessanter machen könnte.

"Hey Rachel, was ist los?", fragt Red besorgt und versucht meinen Blick aufzufangen. Doch das lasse ich nicht zu.

Genauso wie ich in diesem Moment beschlossen habe, ihre 'Hilfe' nicht länger in Anspruch zu nehmen. Dass was sie getan hat, war mir bis heute keine Hilfe und in den letzten Tage ging es mir zwischendurch echt wieder beschissen. Gründe, die ich nicht benennen kann, treiben mich immer wieder zum Gleichen.

Zum Abgrund meines Lebens.

The Girl with Red HairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt