Kapitel 2

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In einem gelben Großraumtaxi verlassen wir den Flughafen. Ich sitze wie immer in der Mitte, zwischen meiner kleinen und meiner großen Schwester. Für meine kleine Schwester Lola war der Umzug noch schlimmer als für mich denn ihr Leben war in Frankfurt ziemlich perfekt. Seit sie 3 war hat sie sich fast jeden Tag mit ihrer Clique getroffen. Sie hatten ein Geheimversteck und Geheimsprachen und all das und waren unzertrennlich. Auch in der Schule war Lola eine der besten und hat sich mit jedem Lehrer und Schüler gut verstanden. Sie hatte eine Reitbeteiligung und hat die Pferde und Reiter von diesem Hof geliebt. Sie hat tagelang geweint als unsere Eltern uns vom Umzug erzählt haben und drohte damit sich von Lara, ihrer besten Freundin, adoptieren zu lassen, was Lara auch locker getan hätte. Meine große Schwester Natalie hat sich allerdings im Gegensatz zu uns sogar ziemlich gefreut das Land zu verlassen da sie sowieso in Canada studieren wollte und uns dann nicht verlassen muss. Das mit den Freunden war bei ihr auch kein Problem, da ihre Leute jetzt sowieso größtenteils auseinander gingen.

Nach 2 Stunden fahrt erreichen wir unser Haus. Es liegt an einem riesengroßen See mitten im Wald. Außer den anderen Häusern die um den See herum liegen gibt es hier aber leider nichts. Der nächste Supermarkt liegt mit dem Auto eine halbe Stunde entfernt und bietet auch nur das nötigste an. Zur Schule brauche ich sogar eine komplette Stunde, was bedeutet das ich jetzt jeden Tag um 6.00 Uhr morgens aufstehen kann. In Frankfurt war ich in 2 Minuten bei Rewe und in 10 Minuten in der Schule. Ich sehe das Haus heute zum ersten mal in echt und muss zugeben das es wirklich sehr schön und gemütlich aussieht. Meine Mutter war in den Osterferien schon hier und hat mit Malern einige Räume gestrichen und einen Großteil neuer Möbel schon aufgestellt. Da die Kinder aber selbst über ihre Zimmer bestimmen wollen sind unsere Räume noch grau und leer. Als wir vor unserer neuen Haustür stehen sehe ich Lola zum ersten mal seit 6 Monaten grinsen. Mein Vater drückt ihr den Schlüssel in die Hand und voller Enthusiasmus öffnet sie die Tür und läuft in einen schönen einladenden hellen Flur. Links steht ein flaches Schuhregal worüber ein großer Spiegel in silbernem Ramen hängt. Gegenüber der Eingangstür ist eine Glastür neben der eine große Gaderobe hängt und rechts neben der Eingangstür ist eine kleine braune Holzbank mit weißen Kissen. Ovwohl schon der Flur so einladent und gemütlich aussieht, fühle ich mich kein bisschen zu Hause. Wir gehen durch die Glastür und ich starre auf ein lange Fensterwand die uns Blick auf unseren unfassbar großen Garten gewährt. Aber das ist nicht das einzige was mich so zum staunen bringt. Denn an dem 3 Meter breitem Strand der in einen türkisblauen See führt, liegt ein brauner Holzsteg an dem ein ziemlich teuert aussehendes Motorboot angebracht ist. Wie auf Komando drehen Natalie, Lola und ich uns zu Dad um und schauen ihn mit fragendem Blick an. "Ihr wart so traurig das wir hier her ziehen und dann dachte ich ein kleines Wilkommensgeschenk würde euch vielleicht ein bisschen aufheitern.", erklärte er und sah uns mit seinen dunkelbraunen Augen schuldbewusst an. Lola reist die Balkontür auf, bleibt kurz auf einer hellbraunen Holzterasse steheb und rennt dann in den Garten. Der Anblick des glitzernden Wassers hat sie scheinbar vergessen lassen das sie nie wieder glücklich sein will. Ihr strahlendes Lächeln füllt mich voller positiver Energie, also renne ich ihr hinterher, umklammere ihren kleinen spargeligen Körper und trage sie auf den Steg. "Anny hör auf! Das ist nicht lustig Anny!", kichert meine Schwester panisch. Ich beginne laut von 3 runter zu zählen während ich sie übers Wasser halte doch bei der zwei Spüre ich einen Druck in meinem Rücken : "1!" ruft Natalie während Lola und ich mit einem schrillem Schrei ins Wasser fallen.
"Na warte", sagt Lola und eröffnet damit den Krieg.

1 Stunde später stehe ich unter der warmen Dusche als mir auffällt, dass ich mein Handtuch schon fürs Abtrocknen nach der Wasserschlacht benutzt habe und es jetzt draußen zum trocknen hängt. Ich trete also aus der Dusche und streife mir das T-shirt das ich mir rausgelegt habe über den nassen Körper. Jetzt tapse ich, nur in Unterhose und T-shirt über unsere Terasse richtung Wäscheleine doch plötzlich entdecke ich jemanden zwischen den Bäumen, die unser Grundstück von dem unserer Nachbarn trennt. Da ich einer der schreckhaftesten Menschen auf dieser Welt bin falle ich vor Schreck erstmal um. Die Person, von näheren betrachtet ein ca. 19 Jahre alter nicht gerade schlecht aussehender Junge, läuft schnell auf mich zu : "Alles o.. ohh." Ich rappel mich auf und stelle mich vor ihn. Erst jetz fällt mir ein das ich nur in Unterhose und T-Shirt da stehe. Ich schaue an mir runter. Oh shit! Natürlich ist mein T-shirt auch noch weiß und durch das Wasser fast komplett durchsichtig geworden. "Also eigentlich wollte ich nur Katy Hallo sagen", sagt er und reicht mir mit leicht geröteten Backen das Handtuch, "aber wenns grad nicht passt kann ich auch einfach später nochmal kommen." Ihm war die Situation offensichtlich genauso peinlich wie mir. "Ahm nein nein, komm einfach mit." , stotere ich ihn an und wickle mir das Handtuch um den Körper. Wir laufen schweigend richtung Haus als mir plötzlich bewusst wird das ich überhaupt keine Katy kenne. Oh Gott viel peinlicher geht's ja kaum. Erst stehe ich halb nackt vor ihm und dann führe ich ihn auch noch zu einer Person die ich nichtmal kenne. Ich drehe mich zu ihm um und bin kurz davor wieder irgendwas loszustotern doch kurz bevor ich meinen Mund aufmache läuft der Junge einfach an mir vorbei: "Katy, schön dich zu sehen. Ich soll fragen ob Dad und ich euch irgendwie helfen können und Mum lädt euch zum Abendessen ein" sagt er mit der heißesten Männerstimme die ich je gehört habe. Gott Anny reiß dich zusammen! Du hast einen supersüßen Freund in Deutschland! A propos... hat er nicht gesagt er will anrufen? "Ach nein wie süß ihr seid! Die Kisten sind noch irgendwo auf einem Schiff im Atlantik also könnt ihr uns nicht helfen. Aber das essen lehnen wir nicht ab oder Anny?" reißt mich die Stimme meiner Mutter aus meinen Gedanken. "Äh, also, öhm ja", bringe ich so leise raus wie als würde neben uns ein gefährliches Tier schlafen das ich nicht wecken will. "Okay cool, dann um 6 Uhr bei uns?"
"Ja bis dann, sag deiner Familie liebe Grüße Theo"
"Wer war das? Und Katy? Ich dachte immer du heißt Katrin?" , frage ich meine Mutter als Theo verschwunden ist. "Das war Theodore Scott, der Nachbarsjunge. Er und sein Dad haben mir in den Osterferien beim Möbel aufbauen geholfen und sie haben mich Katy getauft weil sie Katrin nicht aussprechen können. Komm sag den andern bescheid und geh dich fertig machen. Wir sind in einer Stunde zum essen eingeladen.", grinst mich meine Mutter an und verschwindet in ihrem Zimmer.

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