Kapitel 3

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Um kurz nach 6 steht meine ganze Familie, alle in schönen aber leider von der Zeit im Koffer verknitterten Klamotten, vor dem Haus der Scotts. Mein Mund klappt auf als mir ein bekanntes Gesicht die Tür öffnet. "Abby?", "Anny!", quietschen wir fast gleichzeitig und umarmen uns im Türramen. Ein sportlicher Mann, mitte 40 mit braunen Haaren und den blausten Augen die ich je gesehen habe, betritt den Flur : "Ihr kennt euch?" "Ja, wir haben uns heute am Flughafen kennen gelernt" , erklärt Abby und zieht mich in eine Art Wintergarten in dem Theodore Scott gerade konzentriert Servierten auf einen großen braunen Holztisch legt. Er hat die selben Augen wie sein Vater und trägt die leicht gewellten braunen Haare wild auf dem Kopf. Obwohl sie nicht wirklich gestylt aussehen, haben sie etwas sehr cooles an sich. Er hat außerdem auch die braun gebrannte Haut, die wenigen leichten Sommersprossen und den durchtrainirten Körper von seinem Vater geerbt und könnte gut ein Model sein. Mein Blick wandert wieder zu seinen strahlenden Augen und ich bemerke das auch er mich mustert. Ich habe, wie der Rest meiner Familie hellbraune, je nach Wetter, glatte bis leichtgewellte Haare und grün,braune Augen, in die Theodore gerade reinschaut. Noch einen kurzen, leicht peinlichen Moment schauen wir uns an, drehen uns dann aber zu der nächsten Person um die den Raum betritt. Eine zierliche blonde Frau, die genauso hübsch aussieht wie Abby nur mit Bobschnitt stellt sich zu uns in den Raum: "Hallo Katty,schön dich wiederzusehen!", begrüßt sie meine Mutter und gibt ihr ein Küsschen links und ein Küsschen rechts an die Wange, "und schön auch euch endlich kennen zu lernen" , sagt sie an den Rest meiner Familie gerichtet. Dann stellt sie sich zwischen Abby und Theodore und redet weitert : "Das hier sind meine Kinder, Abbygale Margaret und Theodore Swee..." "Äh ja und das sind Anna und Christopher, unsere Eltern", unterbricht Theodore seine Mutter hastig, "und die meisten nennen uns Abby und Theo und mein Dad wird Chris genannt. Nachdem wir uns alle gegenseitig vorgestellt haben setzen wir uns an den langen Tisch. Abby sitzt neben mir und wärend ich das erste mal etwas in Canada esse stellt sie mir durchgehed fragen. Nachdem wir herausgefunden haben das wir auf die selbe High-Shool und in den selben Jahrgang gehen werden stellt sie mir die Frage die ich in dem letzen halben Jahr ca 1000 mal beantworten musste "Und warum seid ihr umgezogen?" . Ich erkläre ihr das mein Vater in Frankfurt ein hoch angesehener Biologe ist und ihm hier sehr gut bezahlte Forschungsarbeiten über irgendeine extrem seltene Vogelart angobeten wurden und er nicht ablehnen konnte. Außerdem wollte meine Mutter sowieso grade ihren Job wechseln und fand hier schnell eine Stelle als Maklerin. Und jetzt sind wir hier und ich muss mindestens 5 Jahre hier bleiben denn ich habe meiner kleinen Schwester versprochen nicht wie Natalie direkt in ein Studentenwohnheim zu ziehen wenn ich 18 bin sondern bis Lola auch 18 ist hier zu bleiben. "Waow, du klingst ja sehr begeister hier zu sein!" sagt Abby sarkastisch. Ich zucke die Schultern : "Kann man nix machen."
"Aber eigentlich kann es hier wirklich cool sein! Im Sommer gibts Partys an den öffentlichen Stränden und im Winter gehen wir oft auf auf dem See Schlittschuh laufen. Kannst du Schlittschuh laufen? Oder Wasserski? Anny? Hörst du mir überhaupt zu?" "Mh? Achso, ja ja ich kann Ski fahren." sage ich in der Hoffnung ihre Frage richtig verstanden zu haben. Ich erwische mich immer wieder dabei nicht Abby, sondern Natalie und Theo zuzuhören, die wirklich ununterbrochen reden. Wieso stört mich das eigentlich? Gut zwischen Nick und mir läuft es in letzter Zeit nicht mehr perfekt aber trotzdem lieb... "Ich weiß, ich weiß mein Bruderherz sieht verdammt gut aus!" seufzt Abby und reißt mich aus meinen Gedanken. "Was? Nein, also schon ja aber ich habe eigentlich grade an meinen Freund gedacht...", gestehe ich ihr. "Freund wie Kumpel oder Freund wie verliebt und so?", fragt sie mich plötzlich ziemlich laut und zwinkert mir zu. Ich schnaufe belustigt über ihr kindisches Verhalten und bemerke das mich plötzlich alle am Tisch erwartungsvoll anstarren. "Freund wie fester Freund. Er heißt Nick und wir sind seid 6 Monaten und 3 Wochen zusammen. Wir wollen skypen und uns jede Ferien besuchen. Es ist schwer aber wir schaffen das schon!", den letzten Satz habe ich nur ausgesprochen um mich selbst zu ermutigen denn seit knapp einem Monat habe ich immer mehr Zweifel ,dass das mit unserer Fernbeziehung funktioniert. "Respekt! Ich hätte das in unserem Alter nicht geschafft." , sagt Abby und stupst mich an. Alle anderen führen wieder ihre eigenen Unterhaltungen weiter außer Theo. Er beäugt mich irgendwie entäuscht. Oder bilde ich mir das nur ein? Um auf andere Gedanken zu kommen entschließe ich mich, jetzt Abby ein bisschen auszufragen. "Wie gesagt, es ist schwer. Wie sieht es denn bei dir aus? Single oder vergeben?", jetzt bin ich es, die ihr zuzwinkert. "Single!", sagt sie mit einem Säufzer, "mein Prinz lässt sich Zeit. Vielleicht ist sein Pferd einfach nur genauso faul wie meins." "Pferd? Du hast ein eigenes Pferd?", kreischt meine Schwester, die bis jetzt nur ein einziges mal etwas gesagt hat, hysterisch. Abby lacht : Ja, Greenwood. Ich habe ihn vor 2 Jahren verletzt im Wald gefunden und ihn gepflegt und da niemand auf die Anzeige reagiert hat durfte ich ihn behalten. Willst du ihn sehen?" "Ja, sehr, sehr gerne." , sagt meine Schwester nun schon wieder ruhiger. Ich glaube so gut wie grade ging es ihr schon lange nicht mehr.

Während wir zu fünft zum Stall laufen fragt Lola Abby ununterbrochen Dinge übers Reiten. Ich denke daran wie unfassbar traurig sie noch vor ca. 16 Stunden am Frankfurter Flughafen war. Ihre Clique hat ihr zum Abschied einen Teddy geschenkt in dessen Bauch sie Zettel mit aufheiternden Sprüchen und Zitaten genäht haben. Alle vier haben am Flughafen geweint während Nick mir zum Abschied einen 10€ H&M Gutschein und meine "beste Freundin" Nina mir eine Umarmung und ein 'Ich werde gut auf Nick aufpassen' geschenkt haben. "Alles ok bei dir?" , höre ich die sanfte Stimme von Theo dicht an meinem Ohr. Ich zucke zusammen : "Ja, alles ok, danke!" , wispere ich zurück. Theo dreht mich an den Schultern zu sich um, nimmt mein Gesicht in beide Hände und wischt mit seinen Daumen sanft die Tränen, die ich erst jetzt bemerke, von meinen Wangen. "Das wird schon alles" ,flüstert er mir zu. Ich weiß nicht woher dieses Gefühl kommt, dieses Gefühl das mir sagt das ein mir völlig fremder Junge die Person ist, der ich alles anvertrauen kann. Ich schaue ihm in seine blauen Augen und atme tief ein : "Ich hoffe es!" "Kommt ihr?", ruft Natalie aus dem Stall. " "Ähm, ja." , antwortet Theo leise und löst seine weichen aber trotzdem so männlichen Hände von meinem Gesicht. Ich sehe in seinem Blick das er diesen Moment genauso schön aber doch irgendwie seltsam fand wie ich. Er schüttelt kurz verwirrt seinen Kopf und läuft an mir vorbei als ob nix gewesen wäre. "Komm!" "Ja.", sage ich brauche aber noch einen kurzen Moment bis ich wieder klar denken kann.

Nachdem wir uns eine halbe Stunde Abbys rotbraunes ziemlich großes Pferd mit schwarzer Mähne angeschaut haben kamen meine Eltern und wir gingen rüber in unser Haus. Da ich noch keine Möbel habe liege ich jetzt in meinem grauen Zimmer auf einer dünnen Matratze und obwohl es in Deutschland jetzt ca. 4 Uhr nachts ist bekomme ich kein Auge zu denn ich muss durchgehend an Theos sanfte Hände denken und daran wie er mit diesem Kopfschütteln davon ging.

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