Wir stolpern über den sandigen Boden und Theo drückt mit seinem Arm Äste aus dem Weg. Im dunkeln der Nacht kann ich nur schwer die Silhouetten der Mädchen knapp 5 Meter vor mir erkennen. "Und wie gefällt es dir hier bis jetzt so?" , fragt Theo mich während ich mich unter einem Ast entlangschlängele. "Das Haus ist toll und der See auch aber... naja ich hab noch nicht so viele Menschen kennen gelernt außer unsere Nachbarn aber die sind auch ganz ok." , antworte ich schmunzelnd. "Ganz ok?" Theo bleibt so abrupt stehen das ich in ihn reinlaufe. Er packt meine Schultern und sieht mir eindringlich in die Augen. "Du hast die besten Nachbarn die man sich wünschen kann. Und genau jetzt wirst du sehen warum." Eine seiner Hände verlässt meine Schulter und schiebt ein paar dicht bewachsene Äste zur Seite. Mit der anderen Hand schiebt er mich voran. Mein Mund klappt auf als ich mich am wundervollsten Ort der Welt wiederfinde. Ich stehe auf einer Art Mini-Lichtung in deren Mitte eine selbstgebaute Holzhütte steht. Die Hütte besteht aus 4 langen Ästen in jeder Ecke und einem Dach aus schmaleren Ästen. Auf dem Boden liegt eine große Matratze auf die Abby gerade bunte Kissen legt die sie aus einer kleinen Holztruhe holt. Lichterketten schlängeln sich die 4 Pfosten hoch und werfen ein warmes Licht in die dunkle Nacht. "Waow, das ist unfassbar schön.", hauche ich fast schon denn eine normale Stimme ist in dieser Situation einfach vollkommen unpassend. Abby und Natalie haben es sich bereits auf der Matratze bequem gemacht und Abby klopft mit einer Hand einladend auf den Platz neben sich : "Seit wir kleine Kinder sind kommen wir hier her um uns vollkommen zu entspannen. Es ist eine besondere Ehre das ihr hier sein dürft denn außer euch weiß absolut niemand von diesem Platz. Nehmt es als Willkommensgeschenk." "Ich würde diesen Ort auch mit niemandem Teilen wollen." , seufzt meine Schwester. Ich lege mich hin, schiebe mir ein paar Kissen zurecht und schlinge meine Arme um meinen Körper. Theo legt sich neben mich und macht das selbe. "Also wie ist dein Freund so?", unterbricht Abby das Schweigen. "EX - Freund", ich drehe meinen Kopf zu ihr und zucke dich Schultern. "Was? Oh mein Gott. Wer hat Schluss gemacht? Doch nicht etwa über WhatsApp?", sie starrt mich an als wäre es der Untergang der Welt. "Per Klebezettel. Er hat eine Nachricht an eins meiner T-Shirts geklebt auf der draufstand das er mich nichtmehr liebt. Als ich dann mit meiner besten Freundin drüber reden wollte hab ich zufällig herausgefunden das sie schon seit längerem was mit ihm hat. Sie ist jetzt meine EX- beste Freundin..." "Autsch, sind alle Deutschen so böse?", fragt Abby mit mitleidigem Blick. "Nein, Anny hatte nur einen sehr sehr schlechten Geschmack was Freunde anging.", erklärt meine Schwester mit wesentlich weniger Mitleid. "Na wie gut dass du jetzt uns kennst!", lacht Abby und knufft mit ihrer Schulter gegen meine, "und um die Stimmung wieder zu heben kommt jetzt das Beste." Sie steht auf läuft zu einem der Pfosten und zieht an einem Seil das mir vorher noch ganicht aufgefallen ist. Mit einem quietschen rollt das Dach plötzlich zur Seite und gewährt uns Liegenden einen Blick auf den von tausen glitzernden Sternen gespränkelten Nachthimmel. "Tadaa", beide Hände zum Himmel gerichtet tappst Abby zurück auf ihren Platz zwischen meiner Schwester und mir. Meine Schwester und ich starren in den Himmel und stoßen gleichzeitig ein bewunderndes "Wooow" aus. Nie zuvor habe ich etwas so natürlich schönes gesehen.
Still liegen wir jetzt alle da und genießen den Moment als ich plötzlich eine Sternschnuppe sehe : "Da eine Sternschnuppe! Ich darf mir was wünschen!" Mein ausgestregter Finger folgt dem hellen Licht bis es schließlich im Dunkeln erlischt. "Wieso darfst du dir denn was wünschen?", fragt Theo verwirrt. "Wegen der Sternschnuppe. Wenn man eine sieht darf man sich etwas wünschen. Ist das hier nicht so?" "Hier fliegen alle 5 Minuten Sternschnuppen vorbei. Dann wären wir sicher alle wunschlos glücklich." erwidert er schulterzuckend. "Also bist du nicht wunschlos glücklich? Was fehlt dir denn?" Als ich meine Hand wieder neben mich lege streife ich seine. Ein angenehmes Prickeln wandert meinen Arm hoch bis zu meinem Herz. Theo greift meine Hand und wir verschließen sie miteinander zwischen uns. Eine angenehme wärme durchflutet meinen ganzen Körper und ein wohliges Grinsen umspielt meine Lippen. Ohne ihn anzusehen weiß ich, dass auch er lächelt.
Abby fängt an zu reden noch bevor Theo auf meine Frage antworten kann : "Naja irgendwas magisches haben Sterne ja schon. Dieses wunderschöne Strahlen muss doch einen tieferen Sinn haben. Sie leuchten ja nicht einfach nur sondern funkeln richtig. Jedes mal wenn ich hier bin frage ich mich warum die Sterne funkeln."
_________________________________________Nach einer viertel Stunde angenehmen Schweigen holte Natalies Schnarchen uns wieder in die Welt zurück. Wir fuhren wieder nach Hause und verabschiedeten uns. Zurück in meinem Zimmer fielen mir, erschöpft von dem langen Tag, die Augen zu und ich schlief ein.
Nach gefühlten 5 Minuten wurde ich allerdings wieder geweckt. "Spätzchen, aufstehen! Wir wollen heute doch Möbel kaufen gehen."
Die sanfte Stimme meiner Mutter bringt mich aber sicher nicht dazu mich zu erheben. "Annabel! Abby und Theo warten unten schon also beeil dich ein bisschen!"
"Abby und Theo machen was? Wo? Wieso?" Mit einem mal bin ich voll wach.
"Sie wollten mit ins Möbelhaus. Hast du das gestern nicht mitbekommen?""Ähm nein?!"
"Na dann. Beeil dich Spätzchen. Es ist unhöflich jemanden so lange warten zu lassen." ,tadelt meine Mutter und läuft Richtung Tür.
"Es ist auch unhöflich jemanden erst zu wecken wenn es quasi schon zu spät ist!" rufe ich ihr hinterher und stehe auf. Ich wühle durch meinen komplett unordentlichen Koffer und zerre eine Hotpen und ein schlichtes T-shirt raus. Nachdem ich beides übergezogen habe tapse ich barfuß ins Bad, kämme meine Haare und schminke mich. Ist das zu krass? Ich möchte gut aussehen für Theo aber nicht nuttig. Mh vielleicht kein Liedstrich? Ja, natürlicher ist besser. Warum mach ich mir überhaupt so viele gedanken? Er ist nur... ja was ist er überhaupt? Ein Nachbar? Ein Freund? Ein Typ den ich seeeeehr gerne mag? Oh scheiße. Ich mag ihn. Ich mag Theo sehr. Wie soll ich mich ihm gegenüber denn jetzt verhalten? Ich habe ja keine Ahnung was unser gestriges Händchenhalten zu bedeuten hat.
Ich wische mir mit einem Abschminktuch den Eyeliner von den Lidern und trage erneut etwas Mascara und Concealer auf. Dann verlasse ich das Bad und laufe zu den anderen in die Küche.Meine Familie sowie Abby und Theo sitzen zusammen am Tisch und unterhalten sich. Weil ich mir unsicher bin wie ich die beiden begrüßen soll und um eine peinliche "Handschütteln oder doch Umarmen? - Situation" zu vermeiden winke ich einfach kurz.
"Hey!" Ich winke. Wie dämlich kann man sein? Sie sitzen zwei Meter vor mir und ich winke. Schnell ziehe ich meine Hand wieder runter. Wie peinlich. Abby steht auf und umarmt mich : Hey! Wenig geschlafen diese Nacht? Etwa spät ins Bett gegangen?" Als sie sich wieder von mir löst zwinkert sie mir wissend zu.
Plötzlich steht nun Theo vor mir und umarmt mich mit seinen starken Armen. Wie kann ein Mensch nur so gut riechen? Hör auf dich zu benehmen wie eine verknallte 10-Jährige! sagt mir meine Innere Stimme warnend.
Als er seine Arme senkt geht er einen Schritt zurück und greift nach etwas auf dem Tisch. "Kuck was wir hier haben" , in seiner Hand ist eine Milchflasche die wärend er sie schütelt immer weiter runterrutscht bis sie schließlich komplett aus seinen Händen fällt. Ich versuche sie aufzufangen doch Theo kommt mir zuvor. "Reflexe wie ein Tieger" lacht er und stellt die Milch auf den Tisch.
"Ich nehme mal an ihr habt schon gegessen?" frage ich und laufe zur Kaffeemaschine. Da alle nicken beschließe ich heute mal auf meine geliebten Fruit Loops zu verzichten und nur einen Kaffee für die Fahrt mitzunehmen. Ich drücke auf einen Knopf und sofor fließt brühend heiße Flüssigkeit in den Thermobecher den ich bereit gestellt habe.
Meine Hände schrauben den Deckel auf den Becher während ich loslaufe. "Worauf wartet ihr? Auf zum Möbelhaus!"
Tadaa! Nach ungefähr 100 Jahren mal wieder ein Kapitel.
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Stargazing
Teen Fiction"Ich glaube ich weiß jetzt warum die Sterne funkeln." , sage ich, drücke seine Hand und schaue in den, von kleinen glitzernden Punkten überzogenen Nachthimmel. Das ruhige fröhliche Leben der 16-Jährigen Anny, gerade frisch nach Canada gezogen, wird...