~3~ Der Stalljunge und ich

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~Prinz Karl~

Die adligen Damen waren nun alle eingetroffen und standesgemäß begrüßt worden, nun ja, alle bis auf eine ... Zufrieden folgte König Gustav seiner Gattin Königin Elisabeth in Richtung Thronsaal.

Ihr Sohn Karl trottete ihnen schlecht gelaunt hinterher. Frederick hatte sich schon vor ein paar Minuten aus dem Staub gemacht.

"Jetzt sag schon, mein Sohn. Hat dir eine der Damen bereits zugesagt?" König Gustav ließ sich schwerfällig in seinen Thron fallen. Nach der ganzen Aufregung konnte er etwas Ruhe gut gebrauchen.

Prinz Karl ging schweigend zu einem der bodentiefen Fenster und schob die Gardine zur Seite, um hinauszusehen. "Das ganze Theater wäre wirklich nicht nötig gewesen. Ich habe euch gesagt, ich werde jetzt noch nicht heiraten, und dabei bleibt es!"

Seine Mutter, die Königin, schnaubte. "Du gibst diesen Mädchen jetzt eine Chance! Du kannst nicht mehr länger deine Zeit nur auf Pferderennbahnen vergeuden. Du wirst dir eine Frau nehmen und endlich sesshaft werden!"

Prinz Karl erwiderte nichts darauf, sondern starrte nur aus dem Fenster.

Plötzlich öffnete sich unter ihm die Tür zum Schlossgarten, und ein blondes Mädchen in Jeans und Chucks eilte ins Freie. Das Mädchen war sehr hübsch, wie Prinz Karl auffiel, und es strahlte so eine große Lebensfreude aus, dass selbst der Prinz lächeln musste.


***

Der Garten des Schlosses war wunderschön angelegt, doch ich nahm mir keine Zeit, ihn zu bewundern, sondern folgte zielstrebig dem Stallgeruch. Ich hatte doch gewusst, dass es hier Pferde gab! Als ich um eine Ecke bog, sah ich die riesigen Stallungen vor mir liegen. Mit klopfendem Herzen schlüpfte ich durch die Tür ins Innere.

Wow, das waren pure Luxus-Boxen für bestimmt dreißig Pferde! Genüsslich atmete ich den Pferdegeruch tief ein. Wie hatte ich diesen Duft vermisst!

Nach einer kleinen Weile des Staunens ging ich die Stallgasse entlang, um mir die Pferde genauer anzusehen. Ich ließ meine Finger über die kühlen Gitterstäbe streifen, während ich eins der schönen Tiere nach dem anderen bewunderte. Schließlich kam ich zur letzten Box am Ende des Stalls. Darin stand eine hochträchtige Fuchsstute. Ihr Bauch hatte bereits enorme Ausmaße angenommen, so dass ich mich beinahe wunderte, dass noch kein Sonnensystem um sie kreiste.

"Meine Güte, bald platzt du aber, oder Süße?", flüstere ich ihr zu.

"Na, ich hoffe doch nicht!", sagte plötzlich eine Stimme hinter mir.

Ich schrak zusammen und drehte mich um. Hinter mir stand ein Typ, etwa so alt wie ich, mit kurzen braunen Haaren. Er trug Jeans, ein kariertes Hemd und ein Badboy-Grinsen im Gesicht.

"Ganz schön schreckhaft", stellte er fest.

"Ganz schön ungehobelt", gab ich zurück. Was wollte der denn jetzt?

"Entschuldige bitte? Das ist immer noch mein Stall." Er schürzte die Lippen in gespielter Entrüstung und stützte sich dann mit einer Hand an den Gitterstäben der Box ab.

"Also bist du der Stalljunge?", fragte ich.

"So was in der Art", grinste er.

Ich legte den Kopf schief. Ah ja.

"Ich bin Alex." Er streckte mir die Hand hin.

Ich ergriff sie. "Mariella."

"Schöner Name. Du scheinst dich für Olympia zu interessieren?" Er nickte in Richtung der trächtigen Fuchsstute.

"Sie ist wunderschön", gab ich zu.

Er grinste wieder sein Badboy-Grinsen. Was gab es da bitte jetzt zu grinsen?

Alex legte den Kopf schief. "Hast du vielleicht Lust, mir zu helfen, sie auf die Koppel zu bringen?"

Ich starrte ihn an. "Äh, ja klar, warum nicht?"

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, nahm Alex ein Halfter und einen Strick, legte beides Olympia um und drückte dann mir den Strick in die Hand. "Los, worauf wartest du?!"

Verdutzt sah ich ihn an, folgte ihm aber zusammen mit Olympia aus dem Stall.

"Woher kommst du eigentlich, Mariella? Bist du auch eine der Prinzessinnen, die dieses verlängerte Wochenende im Schloss zu Gast sein werden?"

"Nö, bin die Baroness von Württemberg", nuschelte ich undeutlich.

Er lachte. "Wie bitte? Ich glaube, ich habe das gerade nicht richtig verstanden."

Ohne es zu wollen, fing ich nun auch an zu grinsen. Ich kam einfach nicht umhin, die niedlichen Grübchen in Alex' Gesicht zu bewundern, die sich zeigten, wenn er lachte.

Auf der Koppel nahm ich Olympia das Halfter ab und ließ sie laufen. Sie trottete schwerfällig davon, und Alex schloss das Gatter hinter ihr. Wir beobachteten die trächtige Stute eine Weile, ohne dass einer von uns beiden ein Wort sagte.

Schließlich räusperte sich Alex. "Ich denke, das Fohlen kommt heute oder morgen Nacht. Es liegt schon ziemlich tief."

Wow, dann wäre ich ja noch hier, um es zu sehen! Unwillkürlich musste ich lächeln.

Alex kletterte auf das hölzerne Gatter und setzte sich auf den obersten Querbalken. "Pass auf, du fällst noch hin!", warnte ich ihn. Was redete ich da eigentlich? Am liebsten hätte ich mir mit der Hand vor die Stirn geschlagen. Schließlich war Alex nicht mein kleiner Bruder! "Ach meinst du?", schmunzelte er. "Und wenn, würdest du mich dann nicht auffangen?"

Ich kniff die Augen zusammen. Dieser Stalljunge war ja ganz schön frech.

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