~10~ Der Ball an dem ich nie teilnehmen wollte

2.1K 226 25
                                    




Bevor sie sich von mir verabschiedete, drückte Mom noch ein letztes Mal meinen Arm. "Benimm dich. Nicht nur die preußische Königsfamilie, auch die gesamten europäischen Adelshäuser werden dich genau beobachten."

Na toll. Nur keinen Druck erzeugen, Mom!

Und damit drehte sie sich um, um mit den Zwillingen im Schlepptau eine der Seitentüren zu nehmen.

Wie ein Hund am Straßenrand wurde ich zurückgelassen. Dem Schicksal überlassen, das für mich langweiliges Warten vorhergesehen hatte, bis ich aufgerufen wurde, um meinem schlimmsten Alptraum ins Auge zu sehen. Dieses Hofprotokoll war ja dermaßen nervig... Zugegeben, langsam überdramatisierte ich diesen königlichen Ball vermutlich.

Ehe die Zwillinge Mom in den Thronsaal folgten, zupfte mich Sophie am Kleid. "Aber zeig dem Prinzen auf keinen Fall deinen BH!", ermahnte sie mich ernst.

"Nein, diesmal nicht!", versicherte ich ihr zwinkernd, bevor ich ihr ein letztes Mal über die blonden Haare strich und sie dann in Richtung Mom schickte. Was hatten es die Zwillinge nur in letzter Zeit immer mit BHs?

Neben mir sogen einige feine Damen scharf die Luft ein. Anscheinend hatten sie unser Gespräch belauscht. Daraufhin stieg die allgemeine Gesprächslautstärke um einige Dezibel. Man pikierte sich offensichtlich über mein schändliches Benehmen. Dass ich mich dem Prinzen bereits an den Hals geworfen und mich ihm in Unterwäsche gezeigt hätte. Meine Güte. Wo war ich denn hier gelandet? In einem Wespennest voller Königswespen mit PMS?

Natürlich schwieg ich beharrlich zu dem offensichtlichen Gerede über mich. Das war einfach zu lächerlich. Ich kannte diesen Kronprinzen Karl ja noch nicht einmal, und wenn er wirklich so fies und bullig war wie sein Bruder Frederick, dann wollte ich ihn auch gar nicht kennenlernen. Es musste schließlich einen Grund dafür geben, wieso bisher nirgendwo ein Foto von ihm erschienen war. Sofort kam mir das Bild vom Glöckner von Notre Dame in den Sinn. Dass Mom ihn als fesch bezeichnet hatte, hieß noch gar nichts. Fesch waren auch bayrische Senioren in Lederhosen.

Schließlich wurden wir eine nach der anderen alphabetisch aufgerufen. Die Aufgerufene musste alleine durch die Tür in den Ballsaal gehen und wurde danach auf der anderen Seite der Königsfamilie und allen anderen Gästen vorgestellt. Natürlich war ich als Letzte an der Reihe, da ich den Nachnamen meines Vaters "von Württemberg" trug.

Eine Weile beobachtete ich die Prinzenjägerinnen, wie sie mit hocherhobenen Köpfen durch die Tür schwebten. Auf der anderen Seite wurde jede von ihnen mit Applaus begrüßt. Tüll rauschte, teures Parfum kitzelte mich in der Nase, ansonsten vergingen die nächsten Minuten schrecklich zäh. Beinahe erwog ich, die Wartezeit mit einem Nickerchen auf der Fensterbank zu überbrücken.

Aber dann war es so weit. Nach gefühlten drei Stunden stand ich als Letzte der Bräute, die der preußischen Königsfamilie wie Kamele angepriesen werden sollten, im Flur vor dem Ballsaal. Einatmen, ausatmen. Mit ein wenig Glück konnte ich in ein paar Minuten wieder verschwinden, versuchte ich mir einzureden.

Es ging los. Die Pagen öffneten die weiße, doppelflügige Tür für mich.

Mein großer Auftritt. Ich holte ein letztes Mal tief Luft und ging hindurch.

"Mariella Viktoria Carlotta Alexia - Baroness von Württemberg, Tochter des Barons von Württemberg und der Herzogin von Bayern, 21 Jahre alt", rief der Ansager.

Ein Wunder, dass er nicht noch mein Gewicht und die Menge an Milch, die ich gab, wie ein Marktschreier in die Menge brüllte. Das war aber auch wirklich alles.

Ich straffte die Schultern und setzte den langen Weg von der Tür über den roten Teppich bis zur Mitte des Saals fort. Dabei versuchte ich so hochmütig wie möglich dreinzuschauen, damit die feine Gesellschaft, die sich zweifelsfrei in ein paar Minuten erneut das Maul über mich zerreißen würde, auch genau wusste, was ich von ihnen hielt! An diesem Abend würde ich das Adels-Pack so gut wie es mir nur möglich war ignorieren, schwor ich mir. Zu meiner Linken sah ich plötzlich die Zwillinge. Ich warf den Kopf in den Nacken und setzte für sie einen gespielt besonders hochmütigen Gesichtsausdruck auf.

Sie kicherten, während Mom die Augen verdrehte.

*************************************************************

Hallo ihr Lieben, danke dass ihr bis hier hin gelesen habt. Es folgt noch 1 Kapitel in den nächsten Tagen, dann ist diese LEseprobe beendet. Wenn es euch gefallen hat, könnt ihr Queen on Heels aber auch ganz einfach für 3,99€ als ebook kaufen und weiterlesen. Auch auf Smartphone oder Amazonüber apps wie kindle app und moonreader.

Liebe Grüße

Queen on Heels XXL Leseprobe zum BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt