Ich war nun fast in der Mitte des Saals angekommen, wo ich einen Knicks vor der Königsfamilie machen sollte. Leider konnte ich sie auf die Entfernung immer noch nicht richtig erkennen. Der Ballsaal war einfach zu groß und ich einfach zu kurzsichtig, wenn es um Gesichter ging.
Die Blicke aller Anwesenden waren weiterhin auf mich gerichtet, doch langsam löste man sich bereits aus der Schockstarre und begann wieder leise über mich zu flüstern. Aber das juckte mich nicht. Sonntag würde ich von hier verschwinden, und dann konnten sie mir alle mal den Hintern küssen. Dieses arrogante Adelspack.
Mom fing an, merkwürdige Handbewegungen zu machen. Offensichtlich wollte sie mir etwas mitteilen.
Irritiert verlangsamte ich meine Schritte. Ach ja richtig! Der Knicks! Ich blieb stehen und versank in einen anmutigen Knicks, während ich spöttisch lächelte. So ein blödes Tam-Tam, also wirklich. In Bayern taten wir so etwas nie. Diese veralteten Traditionen waren so was von für den ...
Als ich wieder aufblickte, sah ich die Königsfamilie vor mir stehen, und endlich konnte ich auch ihre Gesichter erkennen. König Gustav stand zusammen mit seiner Frau etwa zehn Meter vor mir. Links von ihnen erkannte ich den grobschlächtigen, enterbten Prinzen Frederick. Und rechts vom Königspaar stand ... ich traute meinen Augen kaum ... Alex!
Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Der Kronprinz, der nie ein Foto von sich veröffentlichen ließ, hieß eigentlich Karl-Alexander von Preußen, wie ich von Mom und ihren Klatschzeitschriften wusste. Alexander war sein Zweitname! Dieser Mistkerl hatte mich reingelegt und mir nur etwas vorgespielt! Bestimmt war das so eine prinzige Masche von ihm! Heiße Wut stieg in mir empor. Alex, oder vielmehr Karl-Alexander hatte recht gehabt: Ich fiel wirklich auf jeden Trick herein! Böse funkelte ich ihn an, während meine Mutter wieder anfing, in der Luft herumzufuchteln.
Ja danke, Mom, ich wusste, was das Protokoll vorsah, aber ich würde jetzt auf gar keinen Fall nach vorne treten und mir von diesem Mistkerl die Hand küssen lassen!
Um mich herum wurde das Raunen lauter. Man vertrat wohl die allgemeine Meinung, ich hätte keine Manieren oder wäre zu dumm, den Protokoll-Regeln zu folgen. Wenn sie nur wüssten, wie dumm ich wirklich war!
Doch ich machte keine Anstalten, mich zu bewegen. Dann, einfach so, zuckte Karl-Alexander mit den Schultern und kam auf mich zu.
Seine Mutter sog beinahe pfeifend Luft durch ihre Nasenlöcher ein.
Na, da würde es später aber Schläge mit dem Protokoll geben! Einen Moment überlegte ich, ob ich davonlaufen sollte, aber da elegante Abgänge irgendwie nicht meine Stärke waren, ließ ich es bleiben und blieb stattdessen einfach stehen. Die Genugtuung, mich vor Prinz Karl-Alexander, dem verlogenen Mistkerl, auch noch auf die Nase zu legen, wollte ich ihm nicht gönnen. Ich musste ja nicht mit ihm reden, wenn ich nicht wollte, redete ich mir ein.
Karl-Alexander, Badboy von Preußen, stand nun vor mir und lächelte mich an, als wäre nichts gewesen. Na ja, ein klein wenig meinte ich schon, Unbehagen in seinem Blick zu erkennen. Ohne zu fragen, nahm der unverschämte Kerl einfach meine rechte, weiß behandschuhte Hand und führte sie an seine Lippen. Dabei neigte er den Kopf leicht nach vorn. "Mylady."
Dieser verlogene Volldepp erdreistete sich doch tatsächlich, meine Hand zu küssen! Wütend entzog ich sie ihm sofort wieder, allerdings etwas heftiger, als angemessen gewesen wäre. Ich entfernte meine Hand also gerade vehement aus seinem Klammergriff, nachdem er seine Schleimerspucke großzügig auf meinem Handschuh verteilt hatte (den Handschuh würde ich nachher auf der Stelle entsorgen!), indem ich meine Hand ruckartig nach oben riss. Zu seinem Pech erwischte ich Karl-Alexander dabei hart an der Nase. Sein Kopf ruckte nach hinten, und es ertönte ein hässliches Knacken.
Auf einmal war es totenstill im Ballsaal. Pikierte Damen starrten mich mit weit aufgerissenen Mündern an. Man hätte einen Handschuh fallen hören können.
Ich hatte dem Kronprinzen von Preußen die Nase gebrochen ...
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Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen dieser Leseprobe.
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Viele Leser schreiben mir, ich sollte einen Warnhinweis herausgeben, dass man das Buch nicht in der Öffentlichkeit lesen soll. Weil einen die Leute im Bus / in der Bahn blöd anschauen, wenn man beim Lesen laut lacht.
Betrachtet das mit dem Warnhinweis hiermit als erledigt;)
Liebe Grüße <3
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Queen on Heels XXL Leseprobe zum Buch
HumorDieses eBook erscheint am 9.10.2015 bei Forever Ullstein. ~ Mariella, Baroness von Württemberg helfen plötzlich all ihre sarkastischen Witze nichts mehr, als ihre Mutter sie ungefragterweise mit dem Kronprinzen von Preußen verkuppeln will. Allerding...