Kapitel Vier: Dezember 1943 - Versäumte Geburtstage

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„Und wieder einmal sprachlos?", seine kalte Stimme erklang höhnend und auf seinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus.
„N-nein. Freut mich dich kennen zu lernen Tom.", Lucia stotterte, versuchte sich zu festigen und legte eine lächelnde Maske über ihr Gesicht. Sie ergriff seine ausgestreckte Hand und spürte Kälte, wie einen Stromschlag, durch die Berührung fahren.
Etwas erschrocken zog sie sich zurück.
„In welches Jahr wirst du gehen?", fragte er und durchbohrte sie weiter mit seinen Blicken.
„Sechs. I-Ich meine in den sechsten Jahrgang!", ihre verwirrte Stimme war nur noch ein Flüstern, was ihn weiter kalt lächeln ließ.
„Dann werden wir uns ja öfter begegnen.", sagte er wieder kalt und drehte sich weg. Während er ging ließ er eine völlig verwirrte Lucia zurück.

Nach einigen Sekunden realisierte sie, das sie ihm immer noch mit offenem Mund hinterher sah, obwohl er bereits einige Regale weiter war. Schnell fing sie sich und nahm sich ihre Lehrunterlagen.
'Die Aufgabe muss noch etwas warten!', sagte sie sich. So schnell sie konnte, verschwand sie aus der Bibliothek, als sie um eine Kurve bog und in einem verlassenem Korridor zum stehen kam, lehnte sie sich mit dem Rücken gegen eine Wand.
Ihr Herz schlug in einem ungewohnt schnellen Rhythmus und Lucia versuchte sich etwas zu beruhigen.
Die Berührung mit ihm, hatte sie komplett durcheinander gebracht. Noch nie hatte sie etwas vergleichbares gespürt.
Da erklang seine kalte Stimme erneut in ihrem Kopf und sie schüttelte ihren Kopf um die Gedanken daran zu verwerfen.
'Dann mache ich mich zunächst an das Rätsel mit dem Raum der Wünsche.', durchfuhr es Lucia und ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.
Die eigentliche Aufgabe würde etwas warten müssen, also machte sie sich auf den Weg in den siebten Stock.

Gegenüber dem Wandteppich von Barnabas dem Bekloppten ging sie dreimal auf und ab und stellte sich dabei fest vor, wie sie mit dem Schulleiter Dumbledore sprach. Sie stellte sich seinen silbrigen Bart, die Hakennase und seine Halbmondbrille vor und schloss die Augen, bis sie ein knarrendes Geräusch hörte, schnell öffnete sie sie wieder und sah mit staunen, das sich vor ihr eine Tür in der Wand auftat.
Lucia blickte sich um, außer ihr war niemand auf dem Flur also schritt sie schnell näher an die Tür heran und öffnete sie mit einem leisen quietschen.
Enttäuscht blieb sie im Raum stehen. Kein Dumbledore. Auch sonst war niemand außer ihr hier.
Nur ein großer Hölzerner Schrank tat sich vor ihr auf.
Ermüdet ließ sie sich auf dem Boden nieder. Was hatte das nur wieder zu bedeuten? Langsam aber sicher wurde ihr alles zu viel. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und schluckte die Tränen zurück, die heiß in ihr aufstiegen.

Nie hätte sie sich nur erträumen lassen, jemals etwas anderes zu tun als die Schule gut abzuschließen und danach im Zaubereiminesterium einen guten Job zu ergreifen. Jetzt saß sie hier, im Raum der Wünsche, vor dreiundfünfzig Jahren, mit nichts als einem Schrank und tausend weiteren Rätseln.
Bei dem Gedanken runzelte Lucia die Stirn, ihr Blick fiel erneut auf den großen Schrank, irgendwo hatte sie so einen schon einmal gesehen.
Angestrengt nachdenkend musterte sie ihn genau und da ging ihr ein Licht auf. Sie hatte ihn in einem Schulbuch gesehen, es war ein Verschwindekabinett.
'Steht in meiner Zeit nicht auch so eins im Raum der Wünsche?', schoss es ihr erkennend durch den Kopf.
Neugierig stand sie auf und ging näher an das Verschwindekabinett heran. Sie öffnete die Türen, doch er war leer. Schnell eilte sie zurück zu ihrer Tasche und nahm ein Stück Pergament heraus.
Oben in die Ecke schrieb sie das Datum des heutigen Tages den 27.12.1943. Darunter schrieb sie: Mein Name ist Lucia Collister.
Schnell faltete sie das Pergament und steckte es in den Schrank.
Dann setzte sie sich zurück auf den Boden und starrte den Schrank mit aufgerissenen Augen an.
Doch auch nach einer Stunde lag immer noch der Gleiche Zettel in ihm. Seufzend erhob sie sich, entschloss den Zettel dort zu lassen, wo er lag und machte sich auf den Weg zurück in den Großen Saal.

Mittlerweile war es Mittagszeit und wiedereinmal machte sich der Hunger in Lucia bemerkbar. Doch als sie in den Großen Saal eintrat, wäre sie am liebsten direkt wieder umgedreht. Heute würde sie nicht alleine am Slytherin Tisch das Essen zu sich nehmen.
Langsam ging sie auf ihren Platz, mit Abstand zu dem jungen Mann setzte sie sich und tat sich Essen auf.
„Bist du verwandt mit Harrison?", erklang seine kalte Stimme und ließ Lucia zusammen zucken.
Sie wandte ihm ihr Gesicht zu und sah ihn einen Moment stumm an. Dann schüttelte sie den Kopf.
„Ich kenne keinen Harrison!", erklärte sie dann mit zittriger Stimme.
Er wandte sich wieder seinem Teller zu und verstummte.
Irritiert fing Lucia an zu essen und versuchte auszublenden, mit Tom an einem Tisch zu sitzen. An einem Tisch mit Voldemort.
Doch genau das musste sie nicht lange ausblenden. Nach sehr kurzer Zeit stand Tom auf, würdigte sie keines Blickes mehr und rauschte an ihr vorbei aus dem Saal raus.
Lucia stützte ihren Kopf in eine Hand und sah zweifelnd auf ihr Essen.
'Wie komme ich bloß an ihn heran?', sie dachte angestrengt nach doch es kam ihr keine vernünftige Idee, dies war eine der Sachen für die sie sich nie in ihrem Leben interessiert hatte.

Die Dezember-Geborene [Harry Potter FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt