Kapitel sechs: Februar 1944 - Stromschläge

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Die Tage vergingen und Lucia wurde bewusst, wie viel Zeit verstrich, ohne das sie etwas für ihre Aufgabe tat.
Am Morgen schrieben sie eine Klausur im Verteidigung gegen die dunklen Künste Unterricht. Es ging um Schildzauber.
Doch Lucia schweifte mit ihren Gedanken immer wieder ab. Sie hatte genug gelernt und hätte eine gute Leistung erbringen können, wenn ihr nicht immer mehr bewusst wurde, was sie zu tun hatte.
Ihr Blick fiel zwei Stuhlreihen vor sich auf den Rücken des dunkelhaarigen Jungen und sie musste sich zwingen, nicht zu seufzen.
Bis jetzt war sie ihm kein Stück näher gekommen und immerhin war sie mittlerweile über einen Monat in der Vergangenheit.
Tief einatmend widmete sie sich wieder ihrer Klausur und versuchte passende Worte zusammen zu bringen.
Helena neben ihr spürte, das Lucia abgelenkt war und warf ihr einen kritischen Blick zu.
Doch die Schwarzhaarige zuckte nur kurz mit den Schultern.
„Gibt es Probleme?", hörte Lucia die leise Stimme der Professorin. Sie sah auf und bemerkte, das Professor Merrythougt direkt neben ihr stand und sie mit ihren tief blauen Augen eingehend musterte.
„Ich kann mich nur nicht wirklich Konzentrieren.", erklärte Lucia leise und setzte ein entschuldigendes Lächeln hinterher.
„Denken sie einfach darüber nach wie sie den Zauber anwenden und wie sie sich dabei fühlen, Ms. Collister. Das schaffen sie schon!", Lucia spürte die Zuversicht, die die Professorin ihr entgegenbrachte.
Sie nickte kurz und versuchte sich zu konzentrieren, sie wollte die Lehrerin nicht enttäuschen.

Als die Stunde endlich herum war, seufzte Lucia laut auf und gab ihre Pergamentseiten ab.
„Na Collister, war das etwa ein Thema was du mal nicht beherrschst?", die höhnende Stimme Toms schallte über die Schüler hinweg und einige Blicke richteten sich auf Lucia.
Sie spürte die Röte in ihr Gesicht steigen.
„Nur weil du ach so Perfekt bist, Riddle, heißt es nicht das alle so sein müssen!", wütend funkelte sie ihn an.
Sie hasste es vor versammelter Mannschaft bloßgestellt zu werden.
Tom grinste siegessicher und die Schüler strömten aus dem Klassenraum.
Lucia schnappte ihre Tasche und versuchte Helena einzuholen, als sie plötzlich am Arm festgehalten wurde.
Ein Kribbeln durchlief ihren Körper, als würde jemand Strom durch ihn jagen und sie wusste genau wer sie da festhielt.

„Was willst du?", sie fuhr herum, wollte fest klingen doch ihre Worte waren nur ein Flüstern.
Sie fühlte sich wie ein Kaninchen im Auge des Adlers, als Tom sie kalt musterte.
Schneller als ihr insgeheim lieb war, ließ er sie wieder los und verstaute seine Hände in den Uniform-Taschen. Lucia bemerkte es, denn das tat er sonst nie.
„Wenn du möchtest, das es dir weiterhin so gut geht, nimm deinen Mund einfach nicht zu voll!", flüsterte er kalt und nah an ihr Ohr gelehnt.
Die Stromschläge schnellten ihren Nacken herunter bis hin in die Beine. Sie fühlte sich wie paralysiert und schon war Tom aus der Tür verschwunden.
'Nein Tom, ich werde keine Angst vor dir haben', sagte sie sich in Gedanken, spürte aber keine Wahrheit in den Worten. Langsam machte sie sich auf den Weg.

„Was wollte Tom von dir?", Helena hatte an der Tür auf Lucia gewartet und musterte diese besorgt.
„Nichts wichtiges.", Lucia schüttelte bestätigend den Kopf. Sie spürte den misstrauischen Blick Helenas.
„Komm wir haben jetzt Zaubertränke!", Lucia zog die Blondine hinter sich her in Richtung Kerkertreppe.
„Hast du Lust heute Abend mit mir und den anderen nach Hogsmead zu gehen?", Helena hatte wieder Worte gefunden.
'Eine Chance!', flüsterte es in Lucias Kopf. „Ähm, nein ich will den Aufsatz für Dumbledore heute fertig schreiben, ich komme beim nächsten mal aber gerne mit.", zögerlich sah sie Helena an. „Okay. Dann nächste Woche.", antwortete diese knapp.
Innerlich atmete Lucia auf.

Als sie das Klassenzimmer für Zaubertränke erreichten, fiel Lucias Blick sofort auf den jungen Blonden Mann , der sich bereits an ihrem vierer Tisch niedergelassen hatte.
„Guten Tag der Herr.", Lucia grinste ihn schief an.
„Einen wunderschönen Guten Tag die Damen.", Abraxas Malfoy fiel sofort in Lucias Spiel ein. Seit Tagen flirteten sie mehr oder weniger mit einander. Für Lucia war es ein Spiel, das sie zuvor nicht kannte.
Doch sie gefiel ihr, seine Aufmerksamkeit. Ein Junge, der nett mit ihr redete, nicht wie Tom, der sie nur verhöhnte und versuchte ihr Angst einzujagen.
„Was gibt es heute schönes?", fragte Lucia und blickte in den dampfenden Kessel, der vor Abraxas stand.
„Etwas Lebender Tod vermischt mit ein paar Tropfen Felix felicis. Ich würde vermuten ... Ein Glücklicher Tod!", verschmitzt lächelte er Lucia an.
Helena neben ihr schnaubte leise, ihr gefielen diese Gespräche zwischen Lucia und ihrem Bruder nicht. Immer wieder warnte sie Lucia vor ihm.
Leicht stieß Lucia ihren Ellenbogen in Helenas Seite und lachte.
„Das riechen sie also aus diesem Trank heraus Mr. Malfoy?", der dickliche Professor Slughorn blieb mit leicht zugekniffenen Augen vor ihnen stehen.
„Nein Professor, ich rieche Veilchen und Zimt heraus.", gab Abraxas ehrlicherweise zur Antwort. Slughorn nickte kurz und sein Blick schweifte zu den Mädchen am Tisch.
„Nun Ms. Collister, was riechen sie?", mit einem breitem Lächeln bedachte er sie.
Lucia rückte sich etwas näher an den Kessel heran und roch. In ihr machte sich wohlige Wärme breit und die Düfte von brennendem Kamin, Winterluft und etwas das sie nicht einordnen konnte, was aber genauso angenehm roch, schlugen ihr entgegen.
„Amortentia.", flüsterte Helena neben ihr und Lucia nickte abwesend.
„Sehr gut Ms Malfoy, nun Ms. Collister nach was riecht er für sie?", der Professor hatte begeistert in die Hände geklatscht, als Helena ihm sogleich den Namen des Trankes nennen konnte.
„Nach Kaminfeuer und Winterluft, Sir!", antwortete Lucia Wahrheitsgemäß, sie ließ nur das letzte weg.
'Was ist das für ein Duft?', fragte sie sich nervös.
Es roch warm und weich, vielleicht ein wenig nach einer Blume. Sie hatte es zuvor noch nicht gerochen. Irritiert zog sie die Augenbrauen zusammen und überhörte durch ihre Gedanken wonach es für ihre Freundin roch.

„Für mich riecht es nach nichts, nach einem ganz normalen Zaubertrank", erklärte eine kalte Stimme in ihrem Rücken.
Lucia ließ ihren Kopf in eine Hand sinken und sah zu Tom hoch.
„Amortentia riecht für jeden anders, jeder erkennt seine Lieblingsgerüche wieder.", erklärte sie ihm und handelte sich einen zornigen Blick seinerseits ein.
„Du brauchst mich nicht belehren Collister, das weiß ich selber. Aber wie ich schon sagte, ich rieche nichts.", mit den Worten und einem wütendem Gesichtsausdruck setzte er sich auf seinen Platz.

In dieser Stunde lernten sie nur theoretisch wie solch ein starker Liebestrank gebraut werden könnte. Doch Lucia bemerkte Catherines Blick. Sie war nie wirklich wissbegierig, hielt sich aus dem Unterricht meist raus, doch bei diesem Thema war auch Parkinson Feuer und Flamme.
„Sie versucht sicherlich einen für Tom zu brauen", wisperte Helena Lucia zu, auch sie hatte Catherines Verhalten bemerkt.
Lucia schluckte und hoffte das Helena kein Recht behalten würde.
„Was gibt es denn zu Flüstern die Damen?", fiel nun auch Abraxas in das Gespräch ein doch Helena warf ihm nur einen finsteren Blick zu.
Der Unterricht an diesem Tag zog sich hin und nach einer fürchterlich langweiligen Stunde in Geschichte der Zauberei war er endlich beendet.

Lucia schlenderte alleine durch die Korridore des Schlosses, ihre Freundinnen hatten sich vor kurzer Zeit verabschiedet und hatten sich auf den Weg nach Hogsmead gemacht.
Doch Lucia hatte an diesem Nachmittag ein anderes Ziel. Sich umschauend stieg sie eine Treppe nach der anderen hinauf.
Natürlich hatte sie einmal wieder gelogen und hatte den Aufsatz für Professor Dumbledore bereits fertig, sie fühlte die Schuld in sich hoch köcheln.
Nein an diesem Nachmittag gab es für sie nur diesen einen Raum, den sie schon viel zu lange nicht mehr betreten hatte.
Im sechsten Stockwerk angekommen hörte sie plötzlich Schritte hinter sich. Nervös blickte sie sich um, sah jedoch niemanden.
'Du wirst noch verrückt wenn du dir weiter so viel Angst machst!', dachte sie ärgerlich und setzte ihren Weg fort.
Auf der nächsten Treppe kamen ihr einige Schüler entgegen allesamt aus dem Haus Hufflepuff. Sie lächelte sie offen an, erhielt jedoch nur Stirnrunzeln zur Antwort.
Etwas empört darüber schimpfte sie leise mit sich selbst: „Es gibt überhaupt keinen Grund Slytherin so zu verachten. Wir sind ja nun wirklich nicht alle schlecht.".

Da hörte sie ein hämisches Lachen hinter sich und fuhr erneut herum.
Schwarze Augen.
„Spionierst du mir etwas hinterher Riddle?", fuhr sie ihn erbost an. Doch wurde direkt wieder ein paar Zentimeter kleiner.
„Sollte ich das?", fragte er immer noch belustigt. Lucia zog die Augenbrauen hoch. „Was hast du sonst hier zu suchen?", fragte sie ihn leise, sie fühlte sich ertappt.
„Ich muss in die Eulerei, aber ich wüsste nicht was es dich angeht.", erklärte er ihr wieder im gewohnt kalten Ton.
Lucia nickte verstehend, im siebten Stock befand sich schließlich nicht nur der Raum ihres Begehrens.
„Und was willst du hier oben?", fragte Tom, der bereits einige Stufen weiter gelaufen war.
„Geht dich nichts an.", murmelte Lucia trocken und senkte ihren Blick während sie weiter ging.
„Nun wie ich weiß, hast du niemanden dem du schreiben könntest. Deine Familie gibt es nicht mehr.", schockiert über die kalten Worte starrte sie Tom hinterher. Er lief weiter, während sie stehen blieb.
„Du hast auch keine.", warf sie ihm flüsternd nach doch das hörte er nicht mehr.

Lucia atmete einmal tief ein. Sollte sie es wagen jetzt in den Raum zu gehen, während Tom in der Nähe war?
Sie sah ihm hinterher, bis er in der Eulerei verschwunden war und lief los. Vor dem Wandteppich musste sie schon nicht mehr auf und ab gehen, als sie angerannt kam, materialisierte sich bereits die Tür.

Als sie die Tür hinter sich schloss, rang sie um Atem. 'Du bist wirklich nicht gerade sportlich', gab sie sich selbst zu bedenken und ließ sich auf das Kissen fallen, das plötzlich vor ihr lag.
'Was schreibe ich?', fragte sie sich nachdenklich und zückte Stift und Pergament.
Nach kurzer Denkpause legte sie los.


- Sehr geehrter Professor Dumbledore,
Ich muss Ihnen leider berichten, das ich mit der Aufgabe noch nicht sehr weit gekommen bin. Sie haben mir nicht erzählt, wie kalt Tom in Wirklichkeit ist.
Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung wie ich an ihn heran kommen soll. Des weiteren habe ich auch einige Fragen an Sie.
Kann ich meinen Schulabschluss nach holen?
Wie wird man reagieren, wenn ich plötzlich wieder in der Zukunft ankomme?
Was stellen Sie sich vor, was ich machen soll, selbst wenn ich an Tom herankommen sollte? Und, wissen Sie etwas über Harrison Collister? Er ist in meinem Haus eine Jahrgangsstufe über mir.
Ich weiß als Schulleiter haben sie andere Sorgen als Teenager Probleme, aber sie müssen mir Antworten.
Bitte.
Lucia Collister -



Seufzend faltete sie das Pergament und verstaute es in dem Kabinett.
'Wie lange dauert es wohl bis er es lesen kann?', fragte sie sich von Neugierde gepackt.
Beim letzten Mal hatte es immerhin einen ganzen Tag gedauert bis sie eine Antwort hatte. Jedoch konnte Lucia sich auch nur schwer vorstellen das Dumbledore den ganzen Tag auf ihre Nachricht wartete.
'Vielleicht sollte ich auch einmal mit dem Dumbledore aus dieser Zeit sprechen.', kam es ihr in den Sinn.
Nachdem sie auch nach einigen Minuten noch keine Antwort erhalten hatte und sich ziemlich sicher war, das Tom bereits aus dem siebten Stock verschwunden war, setzte sie sich in Gang und verließ den Raum der Wünsche.

Schlurfend machte sie sich auf den Weg um die Treppen wieder hinabzusteigen.
Es war knapp eine Stunde vergangen, ihre Freundinnen waren noch lange nicht wieder da, also beschloss Lucia sich in den Gemeinschaftsraum zu setzen um mit einem Aufsatz für Professor Slughorn zu beginnen.
Mit einem Seufzen ließ sie sich auf einen Sessel fallen und holte ihre Unterlagen aus der Tasche.
„Guten Abend Ms. Collister, ich hoffe ihnen geht es gut?", Lucia blickte auf in die grauen Augen Abraxas'.
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen als sie antwortete: „Guten Abend Abraxas, ja mir geht es gut. Warum bist du nicht mit den anderen in Hogsmead?".
„Ich hatte wichtigeres zu tun.", erklärte er ihr mit einem angestrengt wirkenden Gesichtsausdruck und ließ sich neben ihr auf einen weiteren Sessel fallen.
„Und was gibt es so wichtiges?", fragte Lucia lachend und musterte ihn eingehend, zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine Furche.
„Das ist nichts worüber ich mit einem Mädchen sprechen würde. Übrigens veranstaltet Professor Slughorn andauernd irgendwelche Abendessen. Ich bin eingeladen und darf jemanden mit bringen und da ... habe ich gleich an dich gedacht.", seine Stimme schickte ihr leichte Schauer über die Haut.
„Ich bin selber eingeladen, aber trotzdem gehe ich natürlich gerne mit dir.", glücklich strahlte sie ihm entgegen, so ein hübscher junger Mann hatte sich vorher nie um sie geschert.
Doch er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen ziemlich kritisch an. „Warum bist du eingeladen? Eigentlich lädt Professor Slughorn doch nur ...",
„ ... Nur Jungen ein, ich weiß aber bei deiner Schwester und mir hat er wohl eine Ausnahme gemacht.", zwinkerte sie freundlich und wandte ihren Blick von ihm ab.

In der Tür des Gemeinschaftsraums stand Tom, er sah direkt zu Lucia und Abraxas. Sein Gesichtsausdruck war nicht deutbar und er wandte seinen Blick schnell wieder aus ihren Augen.
Langsam, fast schon anmutig schritt er durch den Raum und setzte sich auf das Sofa, das am weitesten von Lucia entfernt stand.
„Nun gut, dann freue ich mich wirklich das wir gemeinsam gehen.", sagte Abraxas und riss Lucia damit aus ihrer Trance, in die Tom sie versetzt hatte.
„Ähm, Ja klar ich mich auch.", lächelte sie ihm nach kurzer Zeit zu.
„Abraxas!", Toms Stimme klang fordernd. Malfoy zwinkerte Lucia noch kurz zu, bevor er sich etwas nervös wirkend umdrehte und auf Tom zu ging.
'Alle hören wie Hunde auf ihn', durchzog es Lucias Gedanken und sie schüttelte kaum merkbar ihren Kopf.

Langsam stand sie auf, ihre Konzentration war verschwunden und sie verließ seufzend ihren Arbeitsplatz.
Doch noch bevor sie die Treppe erreicht hatte, die sie aus dem Kerker herausbrachte, spürte sie, das sie nicht alleine war.
„Nicht schon wieder Tom.", seufzte sie als sie sah, wer hinter ihr herlief.
„Denkst du wirklich ich würde dir hinterher spionieren? So interessant bist du nicht Collister!", funkelte dieser sie wütend an und Lucia war sich ziemlich sicher das seine Augen rot aufblitzten.
Etwas erschrocken stolperte sie einen Schritt zurück und starrte ihn aus aufgerissenen Augen an.
„Was?", fuhr er sie diesmal etwas ruhiger an und Lucia schüttelte nur den Kopf.
„I-ich dachte, ich hätte etwas merkwürdiges gesehen, aber das war wohl eingebildet.", erklärte sie ihm stotternd.
Sein bohrender Blick wurde immer unangenehmer.
„Du solltest nicht mit Abraxas zu Slughorn gehen.", sagte Tom kühl und Lucia schluckte.
Hatte sie sich gerade verhört?
„Ich mag ihn, warum sollte ich also nicht?", fragte sie etwas irritiert.
„Nun, ich denke nicht das er dir das Wasser reichen kann. Aber das ist deine Entscheidung und zeugt von schlechtem Geschmack.", sein Blick wirkte belustigt und schnell wandte er sich von ihr ab.
„Ich denke er ist dein Freund, dafür redest du wirklich nicht nett über ihn.", gab Lucia ihm zu bedenken und spürte Ärger in sich aufsteigen.
„Ich habe keine Freunde. Nur Bewunderer.", das Wort Freunde spuckte Tom förmlich auf den Boden.
Lucia schnaubte abfällig und wollte sich gerade in Gang setzen, da streifte sie Toms Hand und wieder spürte sie den Strom durch ihren Körper schnellen.
Abrupt blieb sie stehen und starrte in die Dunkelheit vor sich, seinem Blick hätte sie in dem Moment nicht standhalten können.
Tom hatte mittlerweile seine Hände wieder in die Taschen seines Umhanges gesteckt. Ein süffisantes Grinsen umspielte seine Lippen.

„Und wer meinst du könnte mir das Wasser reichen?", ihre Stimme war ein leichter Hauch, der von den Kerkerwänden aufgenommen wurde und immer wieder nach hallte.
„Nun ja, Carrow vielleicht. Da ich aber noch eine Begleitung brauche und du von den Mädchen hier wohl am mächtigsten bist, werde ich mit dir gehen. Auch wenn du nicht wirklich das verkörperst, was meiner Meinung nach Anziehend bedeutet.", die Worte trafen Lucia hart, zerstörend und sie drückte die aufkommenden Tränen stark herunter.
„Nein Riddle. Ich gehe mit Malfoy und daran wirst du nichts ändern. Unter anderen Umständen und mit netten Worten vielleicht aber so sicherlich nicht! Ich bin nicht deine Marionette wie die anderen hier.", zischte Lucia ohne sich zu ihm umzusehen.

Dann fing sie an zu laufen und wurde immer schneller, bis sie in einem unbekanntem Korridor stehen blieb.
Nach Luft schnappend lehnte sie sich an eine Wand und spürte erst jetzt das ihr Tränen über die Wangen flossen.
Wütend wischte sie diese mit dem Ärmel ihres Umhanges weg.
'Du wirst eine richtige Heulsuse, Lucia!', schimpfte sie mit sich selbst und straffte ihre Schultern. Sie war verwundert wie hart sie seine Worte getroffen hatten, wie viel Einfluss er auf sie nahm.

„Ms. Collister, wunderlich sie hier zu treffen.", die belustigte Stimme des Professors ertönte neben Lucia und ein leichtes Gefühl breitete sich in ihr aus.
„Guten Abend Professor Dumbledore, ehrlich gesagt weiß ich nicht wirklich wo ich hier bin.", gab sie etwas zurückhaltend zu.
„Nun, dann werden sie sicher keine Tasse Tee ablehnen.", erwiderte Dumbledore und sah sie beobachtend über die Brillengläser hinweg an.
Lucia nickte schnell und folgte dem Professor in sein Büro.
In seinem Büro angekommen sah sich Lucia um und bemerkte schnell das die Einrichtung dem des Schulleiterbüros ihrer Zeit sehr glich.
Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen, den Dumbledore ihr mit einem Wink seiner Hand zu wies.
„Nun Ms. Collister, wollen sie mir erzählen weshalb sie eben so aufgelöst waren?", immer noch hatte sie das Gefühl er versuchte in sie rein zu sehen.
Lucia schluckte.

„Sir, in meiner Zeit besitzen sie ein Denkarium. Haben sie dies bereits?", fragte ihr Mund wie von selbst und Lucia schüttelte verwirrt den Kopf.
Der Professor musterte sie eingehend, nickte dann jedoch sehr langsam.
„Möchten sie mir etwas zeigen Ms. Collister?", hakte er mit leiser Stimme nach und Lucia nickte.
„Ja Sir. Ich würde ihnen gerne zeigen wie sie mich in die Vergangenheit geschickt haben.", erklärte Lucia und sah ihm dabei fest in die Augen.
Dumbledore drehte sich von ihr weg und schritt zu einem großen Schrank, neben dem Lucia das Denkarium erblickte.
Sie zückte ihren Zauberstab und hielt ihn sich an den Kopf. Ganz fest dachte sie an die Szene, bevor sie in die Vergangenheit reiste und spürte wie ihr die Erinnerung entglitt.
Ein silbriger Faden löste sich aus ihrem Haar und hing an der Spitze ihres Zauberstabs herab. Schnell zog Dumbledore eine kleine Phiole aus seiner Tasche und hielt diese so, das Lucia ihre Erinnerung hinein fallen lassen konnte.

„Professor ich weiß das Tom Riddle einer der begabtesten Schüler an dieser Schule ist. Aber ich denke auch sie haben gemerkt das er nicht viele, wirklich Nette Seiten an sich hat.", versuchte Lucia zu erklären, bevor der Professor ihre Erinnerungen in sich aufnahm.
Dieser nickte.
„Wahrlich, da haben sie Recht Ms. Collister. Ich habe die Befürchtung das der Junge Riddle bald keine Gute Seite mehr an sich hat. Ich nehme an, ihre Reise in diese Zeit hängt mit ihm zusammen?", Lucia nickte und war erleichtert, das Dumbledore so einen genialen Verstand aufwies.
Der Professor ließ die silbrige Erinnerung in die Schale des Denkariums fließen und beugte sich hinein.
Lucia wartete und trank den Tee, den Dumbledore ihr angeboten hatte, solange er in ihren Gedanken versunken war.

„Ich wusste das Tom nicht gut wird. Aber das er wahrlich jemals so mächtig werden würde ... habe ich mir nicht eingestehen können.", Lucia spürte das er nach passenden Worten suchte und wie ein Schauer ihn ergriff.
Sie nickte und stand von ihrem Stuhl auf.
„Professor sie haben sicherlich meine Prophezeiung mit angehört. Aber ich habe das Problem, das ich nicht an Tom heran komme. Er ist so kalt und distanziert.", Sie ließ den Kopf hängen und Dumbledore nickte erkennend.
„Nun Ms. Collister. Ich denke sie haben sein Interesse bereits geweckt. Ich würde fast vermuten das sie ein genauso genialer Kopf wie Mr. Riddle sind. Nur stehen sie auf der hellen und er auf der dunklen Seite. Das ist der Einzige Unterschied zwischen Ihnen und genau das weiß Mr. Riddle denke ich genau. Er wird ihnen mit Sicherheit bereits gedroht haben und versucht haben sie zu etwas zu zwingen was sie nicht möchten. Das macht Tom seit seiner Kindheit und hier in Hogwarts hat er damit Erfolg. Er hat bereits viele junge Männer um sich gescharrt, die ihn verehren. Es handelt sich Hauptsächlich darum, wie wichtig reines Blut unter den Zauberern ist. Also schließe ich daraus das er bereits jeden Tag damit verbringt seine dunkle Seite stärker hervor zu heben.", Dumbledore senkte während des Redens den Blick und nahm danach einen Schluck Tee.

„Er sammelt seine Todesser.", erkannte Lucia und starrte vor sich auf den Boden.
'Abraxas ist ebenfalls einer', durchzuckte sie und erschrocken richtete sie sich auf.
„Todesser?", Dumbledores Augen bohrten sich fragend in sie. „So nennen sich seine Anhänger. Jedenfalls später.", erklärte Lucia schnell.
Der Professor nickte erkennend.
„Ich denke sie sollten ihre Aufgabe noch während seiner Schulzeit erfüllen und allzu lange sollten sie nicht mehr warten", sagte er etwas Abwesend und betrachtete das Denkarium nachdenklich.
„Aber ... wie?", Lucia stotterte, fand die richtigen Worte nicht.
„Das wird ihnen sicherlich noch einfallen Ms. Collister. Es ist nun einmal ihre Aufgabe, ihre Prophezeiung. Sie müssen diese selbst erfüllen.", erklärte er und setzte: „Ich denke sie sind bereits auf dem richtigen Weg." hinzu.
Lucia schluckte schwer, nickte dann jedoch.
„Danke Sir. Sie haben mir geholfen.", schweren Herzens schloss sie die Bürotür hinter sich und seufzte.
Langsam setzte sie sich in Bewegung.
Mit einer Antwort für Tom bereits auf den Lippen.


Die Dezember-Geborene [Harry Potter FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt