Kapitel 5

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»Lucy. ...«

Gott, nein.

»Lucy...«

Geh weg.

»Lucy !«

»Was?«, murmelte ich verschlafen, während ich mich herumwälzte, müde blinzelte und in das Gesicht meiner Mitbewohnerin schaute. Sie stand über mir, Augen dick umrandet, ihre Lippen wie üblich mit Pfirsich Lipgloss überzogen und einen Becher heißen Kaffee zwischen ihren manikürten Fingern. Ich schaute hinter sie und blinzelte um die Uhr, die auf meinem Regal stand, besser sehen zu können.
»Was zum Teufel, Jenny? Es ist halb acht.« Ich drehte mich wieder um und zog die Decke über meinen Kopf.

»Ich weiß, aber...«

»...Nichts«, zischte ich unter der Decke, »Aber nichts! Es ist Samstag. Lass mich in Ruhe schlafen, bitte.«

Jenny seufzte und ich hörte wie sie von ihrem Becher nippte. »Es ist jemand hier.«

Ich blieb einen Moment regungslos liegen, dann schielte ich unter der Decke hervor.
» ... Was?«

»Ja«, nickte sie und nahm erneut einen kleinen Schluck, »Ein Kerl, er ist hier um dich zu sehen.«

»Was redest du da?«, stöhnte ich leise, »Verdammt es ist halb Acht in der Früh Jenny.«
Sie zuckte mit den Schultern, »Er hat deine Brieftasche oder so«, ein träges Lächeln streifte ihre Lippen, »Und er ist verdammt heiß.«
»Meine Brieftasche?«, wiederholte ich und zog die Bettdecke von meinem Kopf, »Du sagtest, er habe meine Brieftasche?«
»Mm«, nickte sie, drehte sich um, um zur Tür zu gehen, »Und er sitzt nebenan, er will mit dir reden.«

»Warte....« ich warf die Decke zurück und schwang meine Beine aus dem Bett, »Warte eine Sekunde...«

Sie schaute über ihre Schulter hinweg zu mir, ihr blondes Haar glänzte im gedämpften Licht, das die Sonne durch die Blenden meines Fensters warf. Sie verzog verächtlich das Gesicht und nippte langsam von ihrem Becher »Vielleicht solltest du dir deine Haare kämmen«, schlug sie vor. »Ich meine es ernst. Der Kerl ist verflucht heiß.«

»Ist mir egal«, fauchte ich, stand auf und streckte mich. Ich hatte kein Problem mit meiner üblichen Schlafkleidung - ein altes High School Shirt das verblassende Buchstaben aufgedruckt hatte und ein paar ausgeleierte Shorts.

»Sollte es dir aber nicht ... «, warnte sie und öffnete die Tür mit einem leisen Knarren »Jedenfalls, ich geh noch etwas mit im quatschen. Versuch dich vorzeigbar zu machen, ja?«

Ich rollte mit den Augen als sich die Tür leise hinter ihr schloss. Jenny war so anders als ich; Ich lernte sie in meinem ersten Semester auf dem College im Fach kreatives Schreiben kennen. Sie war das typisch »perfekte« Mädchen - trug immer die tollsten Klamotten, die ihren schlanken und leicht gebräunten Körper gut zur Geltung brachten, und ihr Make-Up brachte stets ihre hübschen Züge in den Vordergrund. Sie war Stolz auf ihr Äußeres.
Das war ich auch. Manchmal.

Ich schaute in den Spiegel und stöhnte innerlich. Meine Augen waren leicht gerötet - und das Make-Up vom Vortag war unter den Augen verschmiert. Verfluchte Hehlerei.
Mein Haar war ein wirres, krauses durcheinander. Ich fuhr mit einer Hand grob durch die Strähnen und zuckte zusammen als sich meine Finger in den Knoten verfingen. Seufzend ließ ich meine Hand fallen. Egal.

MR. PERFECTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt