Kapitel 8

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Als ich mich später am Abend, so gegen sechs, an den Tisch setzte, lag eine unleugbare Spannung in der Luft. Nach einem langen Tag voller Vorlesungen wuchs meine Anspannung nur noch, als ich bemerkte das die Adresse, die unordentlich auf einem Stück Papier gekritzelt in meiner Brieftasche lag, zu einem der teuersten Bistros in der Gegend gehörte. Es war ebenso eines das am weitesten von meiner Wohnung entfernt lag und die Fahrzeit hatte verursacht, dass Wut langsam in mir aufstieg.

Harry saß gemütlich wie immer in seinem Sitz, er hing beinahe in seinem Stuhl und nahm lange genüssliche Züge von seiner Zigarette. Ich war am steif aussehenden Kellner vorbeigehuscht, der mir einen angewiderten Blick zugeworfen hatte und steuerte nun geradewegs auf den kleinen Tisch in der hintersten Ecke zu.
Harry schaute nicht zu mir auf, als ich am Tisch ankam, er rauchte einfach ruhig weiter und schaute gedankenverloren geradeaus. Ich räusperte mich und verschränkte abwertend meine Arme vor de Brust und endlich ließ er seinen Blick zu mir wandern.

»Du bist zu spät«. er nahm einen langsamen Zug von der Zigarette und als ich mich setzte, blies er mir den Rauch in ins Gesicht, woraufhin sich meine Lungen zusammen zogen und ich begann zu Husten. Wie eine Verrückte wedelte ich mit meiner Hand in der Luft herum, um mich von dem brennenden Qualm zu befreien.

»Und du bläst Rauch in mein Gesicht«, erwiderte ich zwischen meinen Hustenschwall, während meine Augen anfingen zu tränen.

Das Ende der Zigarette wechselte zu einem weichen Bernsteinfarbton, während sein Blick wieder gedankenverloren und mit Desinteresse verschleiert hinter mich wanderte. Seine Lippen teilten sich leicht und ein weiterer Strom Qualm entkam ihnen, wieder genau in mein Gesicht und verursachte einen erneuten Hustenanfall. »Hast du eine Entschuldigung für dein spätes erscheinen?«

»Ja, habe ich«, hustete ich, während ich meinen Kopf aus dem Weg des auflösenden Qualms bewegte, »wenn du aufhören würdest, mir Qualm ins Gesicht zu blasen, könnte ich sie dir sagen.«

Sein Blick wanderte zu meinen, uninteressiert und absolut verärgert, und obwohl er nicht antwortete, spürte ich eine Welle der Erleichterung, da er sich nach vorne beugte und den Rest seiner Zigarette mit zwei langen Fingern im Aschenbecher ausdrückte.

»Danke«, gab ich ein wenig verärgert von mir und griff nach dem Glas Wasser, das vor mir auf dem Tisch stand. Ich nahm einen langen Schluck, genoss das Gefühl des kalten Wassers, wie es meine Kehle hinunterlief und stellte das Glas wieder auf seinen Platz. »Es war ein langer Weg, deshalb bin ich zu spät.«

»Du bist gelaufen?« er zog eine dunkle Augenbraue in die Höhe.

»Ja«, funkelte ich ihn böse an, »gute 12km.«

Harry schnaubte und schüttelte mit dem Kopf, eine Strähne seines Weißblonden Haares fiel im ins Gesicht. »Du bist ziemlich dämlich, wenn du hergelaufen bist. Du hättest ein Taxi nehmen können.«

»Ich hab kein Geld für ein Taxi«, erwiderte ich schnippisch, »obwohl ich wünschte, ich hätte eins genommen, ich will das hier nämlich schnell hinter mich bringen.«

»Na'.« Er grinste. Seine Zähne glänzen leicht im Licht und mein Blick blieb länger an seinen traumhaften Lippen haften, als ich wollte. »Wir werden zuerst unser Essen genießen, dann reden wir übers Geschäft.«

Ich lachte kurz trocken auf, während ich auf das sorgfältig aufgeführte Menü vor mir schaute. »Sorry, aber ich werde hier überhaupt nichts genießen. Ich denke, dass ich mir hier nicht mal eine Tasse Kaffee leisten könnte, ganz zu schweigen von einem ganzen Essen.«

»Das dachte ich mir schon«, murmelte er, das Grinsen immer noch im Gesicht, »weshalb ich mir die Freiheit genommen habe, für dich mit zu bestellen.«

Ich war Sprachlos. Meine Augen weiteten sich und huschten über seine Züge, suchten nach irgendeinem Anzeichen von Sarkasmus oder Bosheit, aber leider gab es keine. »Du...du hast was?«

»Was wäre ich für ein Gentleman, wenn ich meinem Gast nichts bestellen würde?«, er lächelte leicht und zum ersten Mal seit ich ihm begegnet war, fühlte ich etwas anderes in meiner Brust, als die übliche Abneigung, Verwirrung oder Verärgerung. Er schaute hinter mich und seine Augen leuchteten auf. Er hob seinen Kopf ein wenig an und nickte in die Richtung. »Ah, hier kommt unser Kellner. Perfektes Timing.«

MR. PERFECTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt