4. Kapitel

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Zum Abendessen gab es frisches Brot, das Abbys Vater in der Bäckerei gekauft hatte, und ein Rest Suppe von gestern.

Das Essen verlief relativ still. Keine lockere Plauderatmosphäre, wie sonst. Ab und an Fragen zur Arbeit oder anderen belanglosen Themen. Doch niemand sprach über das, was Abby heute passiert war, geschweige denn, über das Königshaus.

Sie fragte sich, ob es daran lag, dass sie Angst hatten vom Stadtrat belauscht zu werden, oder es ihnen zu unangenehm war, mit ihr darüber zu sprechen. Vermutlich beides.

Als alle aufgegessen hatten und der Tisch abgeräumt war und Abby sich wieder auf den Weg in ihr Zimmer begeben wollte, rief Ryan sie zurück:

"Hey Abby, warte mal, wir müssen reden", sagte er und gestikulierte wild mit seinem Händen Richtung Garten.

Also folgte Abby ihm hinaus in die sommerliche Juli Luft, die sich am Abend angenehm abgekühlt hatte. Er führte sie zu einer Art Höhle, die sich unter dem Blätterdach einiger Büsche gebildet hatte.

Der Anflug eines Lächelns ging über Abby's Gesicht: Dort hatten Ryan und sie immer gespielt, als sie noch klein gewesen waren. Unter einer Schicht aus Ranken vergraben erkannte Abby das kleine Holzschild, mit der Aufschrift 《Zutritt unter Strafe verboten!》, das die damals gebaut hatten und fühlte sich schlagartig in die damalige Zeit zurückversetzt.
Ryan, dicht gefolgt von Abby, krabbelte, oder zwängte sich viel mehr in das Innere der Blätter-Höhle.

"Was wolltest du mir sagen?", fragte Abby etwas aufgeregt auf das, was Ryan ihr zu sagen hatte und erleichtert, dass endlich jemand mit ihr darüber sprach.

"Da wir hier ungestört sind, wollte ich mit dir nochmal über morgen früh reden. Oder eher gesagt über deine ganze nächste Zeit", antwortete Ryan, während er sich Erde und vereinzelte Blätter von seiner Hose rieb.

"Weißt du etwa, warum ich da hin muss? Was die da mit mir machen?", warf Abby ein, gespannt darauf, ob Ryan ihr weitere Details geben konnte. "Wie lange muss ich bleiben? Was wollen die von mir? Glaubst du, ich hab etwas falsch gemacht? Komme ich überhaupt wieder zurück?", fuhr Abby atemlos fort, froh die ganzen Fragen loszuwerden, über die sie sich den Nachmittag den Kopf zerbrochen hatte.

Ryan überlegte kurz. Dann versuchte er mit entschuldigender Miene auf Abbys Fragen zu antworten: "Tut mir leid, aber ich habe auch keine Ahnung warum du dahin musst, oder was die mit dir vorhaben".

Er lügt, sagte eine kleine Stimme in ihrem Kopf. Sie erkannte es dem leichten Zucken seiner Lider, welches ihr schon früher immer aufgefallen war, als er log. Oder hatte sie es sich eingebildet?

"Aber ich glaube du musst nicht für immer dort bleiben, aber sicher bin ich mir nicht. Was ich dir eigentlich sagen wollte: ich bin mir ziemlich sicher, dass du deinen Para* mitnehmen darfst, also, falls irgendetwas sein sollte oder du Hilfe brauchst, kannst du ja einfach Kontakt aufnehmen. Ich werde tun, was in meiner Macht steht, damit es dir dort gut geht."

Abby atmete geräuschvoll aus und viel Ryan in die Arme und er schloss sie fest um Sie. Die Arme, die sie immer beschützt hatten, wenn sie nachts Albträume gehabt oder eine schlechte Note in der Schule zurückbekommen hatte .

"Danke Ryan, ich hab dich lieb", murmelte sie an seiner Schulter.
"Ich dich auch, meine Kleine"
Dann löste er die Umarmung.

"Lass uns reingehen, langsam wird es ungemütlich hier"

Jetzt wo er es sagte, fiel auch ihr auf, dass sich auf ihren Armen eine Gänsehaut gebildet hatte und ihre Hose an den Knien vom feuchten Gras durchnässt war und grünlich schimmerte. Auch wenn es tagsüber sehr warm war, nachts kühlte es sich fast immer auf 15 Grad ab.

Chosen - zu Höherem bestimmt *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt