Also zog sie sich Schuhe über ihre nackten Füße und warf sich einen Pulli über ihr Schlafanzug Oberteil. Sie überlegte, wie sie am besten zu Jeff gelangen konnte. Durch die Haustür schonmal nicht, die wurde überwacht und außerdem würden ihre Mum und ihr Dad sie bestimmt bemerken.
Also blieb nur der umständliche und zugegebenermaßen auch etwas anstrengende Weg aus dem Zimmerfenster heraus zu gehen. Aber das war es definitiv wert.Abby öffnete das Fenster erstmal einen Spalt breit. Die Überwachungskamera an der Hauswand wies kein rotes Blinken neben der Linse auf. Gut, also war sie momentan inaktiv. Wenn sie es jetzt noch schaffen würde, beim runterspringen nicht den Bewegungsmelder auszulösen, wäre der Hauptteil schon mal geschafft . Einmal mehr dankte sie Ryan dafür, dass er sich immer schon wahnsinnig für Technik-Zeug interessiert hatte und schon früh begonnen hatte, mit ihr nächtliche Trips zu unternehmen.
Also tastete Abby in der Dunkelheit des Zimmers nach einem Plastikschwert, das Ryan und sie früher immer zum Spielen verwendet hatten. Vorsichtig streckte sie es aus dem Fenster an der Hauswand entlang bis hin zu dem Scharnier, an dem die Kamera an der Hauswand befestigt war, immer darauf bedacht, ihren Kopf nicht weiter als ein paar Zentimeter auf dem Fenster zu lehnen.
Dann drückte sie, ganz langsam, darauf bedacht die Kamera nicht anzuruckeln, das Scharnier nach hinten, so dass die Linse nach und nach von ihrem Fenster wegzeigte. Als es geschafft war, kam Abby nicht umhin einen kleinen Freudensprung zu machen, während sie das Schwert wieder zurück in die Zimmerecke verbannte. Jedoch unterließ sie das Hüpfen schnell, bevor ihre Eltern durch das Laute rumsen misstrauisch wurden.
Abby ging zurück zum Fensterbrett und schaute auf die Büsche zweieinhalb Meter unter ihr, in die sie gleich hinabspringen würde. Sicherheitshalber schaute sie noch einmal zur Kamera, dann holte sie einmal tief Luft und sprang durch das geöffnete Fenster nach unten. Eine halbe Sekunde später war sie von Blättern umgeben und spürte ein unangenehmes Pieksen überall dort, wo die Zweige in ihre Haut stachen. Und das waren verdammt viele Stellen. Vorsichtig versuchte sie sich aus dem Blättergefängnis zu befreien und rollte irgendwann aus dem Blätterchaos hinaus auf die Rasenfläche ihres Vorgartens. Ein paar Schritte rechts von ihr befand sich nun die kleine Treppe, die zur Haustür führte, links von ihr irgendwo der Stellplatz für das Emo* ihrer Eltern. Abby schaute auf das, was sie mit den Büschen angestellt hatte. Ein riesiges Loch befand sich in der Mitte eines Busches, ringsherum überall lose Blätter. Auch ihre Haare waren nicht verschont geblieben: einige Blätter hatten sich darin verfangen und auch kleine Zweige waren nur schwer aus großen Knoten zu entfernen. Fehlte nur noch, dass auch noch eine Spinne auf ihrer Kopfhaut gelandet war. Bei dem Gedanken daran überzogen sich Abbys Arme augenblicklich mit einer Gänsehaut. Sie schüttelte den Kopf um dieses Bild loszuwerden, wobei sich noch einige Blätter aus Abbys Haaren lösten und sich ihren Weg zum Boden suchten.
Nachdem Abby sich größtenteils von Laub und Zweigen befreit hatte, erinnerte sie sich wieder an ihre Mission. Zu Jeff gelangen und ihm irgendwie beichten, warum sie wegmusste. Sie war sich noch nicht sicher, ob sie ihm das mit dem Königshaus erzählen sollte, andererseits...es war Jeff. Der verständnisvollste und vertrauensvollste Mensch, den Abby kannte. Mal ganz abgesehen davon, dass er unglaublich niedlich aussah mit den Meerblauen Augen und dem Grübchen in der linken Wange, das sich immer zeigte, wenn er sie ansah. Und er war mit Abstand der beste Küsser, den sie je geküsst hatte...Stopp! Abby musste sofort aufhören so etwas zu denken, sonst würde sie ja nie ankommen und irgendeine Wache würde sie sabbernd und mit in die Ferne gerichteten Blick auf dem Rasen sitzend vorfinden. Mit Blättern im Haar. Sie verschluckte sich fast an dem Lachen, dass ihre Kehle bei dieser Vorstellung hinaufwandern wollte, und das sie mit Gewalt versuchte zu unterdrücken.
Als sie sich wieder halbwegs beruhigt hatte, startete sie tatsächlich ihren Weg in Richtung Jeffs Haus. Sein Häuserblock war tagsüber in etwa zehn Minuten zu Fuß zu erreichen, jetzt würde sie schätzungsweise eine viertel Stunde brauchen. Erst einmal ging sie geduckt unter den Fenstern ihres Wohnzimmers entlang, damit ihre Eltern nichts sahen. Dann überquerte sie die Straße, immer darauf bedacht nicht in den Schein der matt leuchtenden Straßenlaternen zu gelangen, denn dann könnte man sie durch den Schatten leicht ausmachen. Durch die dunklen Klamotten und ihre dunkelbraunen Haare war sie in der Dunkelheit kaum auszumachen.
Einen ähnlichen Weg waren Abby und Ryan früher auch mal gegangen, dadurch wusste sie ungefähr, wo sich die Kameras befanden. Drei Häuserblocks weit kam Abby problemlos, sie schlich immer am Bürgersteig entlang, dicht an die Hecken gedrückt, die hier viele Grundstücke umgaben. Als sie um die nächste Ecke bog passierte es jedoch plötzlich.
Sie übersah eine Kante zwischen zwei Gehwegplatten und geriet ins Straucheln. Bevor sie ihr Gleichgewicht wiedererlangen konnte, fiel sie auch schon mit den Armen zuerst eine die Ligusterhecke. Das Laute rascheln und die Bewegung war der Kamera, die sich fünf Meter von ihr an einem Straßenpfeiler befand, mit Sicherheit nicht entgangen. Tatsächlich begann die Kamera sich langsam in ihre Richtung zu drehen. Sie drückte sich noch weiter in die Hecke und hoffte, dass man sie so nicht sehen konnte. Sie wartete einige Sekunden, dann lehnte sie vorsichtig ihren Kopf vor. Ein Glück, die Kamera begann, sich wieder in die andere Richtung zu drehen. Vermutlich hatten die Überwachungsleute gedacht, ein Vogel oder ein Waschbär hätten sie Geräusche ausgelöst. Sie nutzte die Zeit, in der die Kamera sich wieder in ihre Stammposition begab, denn in dieser Zeit konnte sie keine Scharfen Bilder herstellen, und sprintete um die Ecke. Noch einen Block weiter, und sie hatte Jeffs Haus erreicht. Es sah beinahe genauso aus, wie das Haus von Abby, doch die Applikationen, die den eintönigen langweiligen Baustil des Hauses verschönern sollten, waren hier nicht dunkelgrau, sondern Braun. Abby hatte Glück, auch an Jeffs Haus waren die Kameras auf Standby geschaltet.
Glücklicherweise befand sich Jeffs Zimmer im Erdgeschoss und so musste sie nur kurz anklopfen, falls er schon schlief, was jedoch unwahrscheinlich war, da noch Licht in seinem Zimmer brannte. Erleichtert, dass sie den Weg nun endlich geschafft hatte, lief sie die restlichen Meter zu Jeffs Fenster. Doch als sie sah, was sich im inneren seines Zimmers abspielte, setzte ihr Herzschlag für einen Moment aus und sie musste sich die Hand vor den Mund pressen, um nicht laut loszuschreien.
Wörter, die man nicht kennen kann, wenn man diese Geschichte liest:
*Emo= Abk. "Elektro Mobil"...den Rest kann man sich vermutlich denken :D
Hallo ihr da draußen!
Da habe ich es doch tatsächlich geschafft, dieses Wochenende noch ein Kapitel zu schreiben :D (Applaus, bitte XD) Und dann auch noch über 1000 Wörter...okay, genug Eigenlob.
Irgendwie macht es mit immer mehr Spaß, die Geschichte zu schreiben, deshalb versuche (!!!) ich, ab jetzt alle ein bis zwei Wochen ein Kapitel zu posten, bis mir die Ideen ausgehen (Was gluabe ich noch etwas dauern wird) ;-)
Das ist ja echt ein übler Cliffhanger, was? Aber ich glaube, man kann sich beinahe denken was jetzt kommt, oder? =)
Danke für fast 500 reads, schaffen wir vielleicht bald die 50 Votes? Ich freue mich auch immer riesig über liebe Kommis, aber natürlich bin ich auch offen für konstruktive Kritik, schließlich ist niemand perfekt.
Also dann, bis dahin,
eure Anna xoxo
Ps: Ich würde mich auch meeeeeeega darüber freuen, wenn ihr meine Geschichte weiterempfiehlt oder so, wenn ihr der Meinung seid, dass andere diese Story auch lesen sollen <3
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Chosen - zu Höherem bestimmt *pausiert*
Science FictionEs schien ein ganz gewöhnlicher Tag zu sein, doch er sollte Abbys Leben von Grund auf verändern. Was suchten die Gesandten des Königshauses bei ihr zu Hause? Schnell wird Abby klar, dass sie ausgerechnet hinter ihr her sind und Abby wird zum königli...