6. Kapitel

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Sie kniff ein paarmal die Augen zu, nur um sie dann wieder aufzureißen und zu sehen, dass das, was sie sah, immer noch der Realität entsprach.

Was sie sah, war Jeff, der auf seinem Bett lag. Und er lag nicht allein dort. Ein Mädchen lag dicht an ihn gedrängt neben ihm. Oder eher auf ihm. Eine von Jeffs Händen lag an dem Hinterkopf des Mädchens, die andere ruhte auf ihrem Hinterteil. Sie knutschten rum, und zwar ziemlich heftig. Ein Splitter bohrte sich mitten in Abbys Herz und sie bekam kaum noch Luft.

Das Mädchen wühlte in Jeffs Haaren herum und begann ihm sein T-Shirt über den Kopf zu ziehen. Wenn Abby im Zimmer gestanden hätte, hätte sie vermutlich auch noch gehört, wie das Mädchen seinen Namen gestöhnt hätte oder er ihren.

Abby wurde kotzübel, doch sie konnte sich nicht bewegen und betrachtete wie erstarrt das, was sich da hinter dem Fenster abspielte. War das alles doch nur ein Traum? Nein, dazu war es einfach zu real.

Plötzlich erkannte sie das Mädchen. Sie hieß Carina und war, soweit Abby wusste, damals in Jeffs Jahrgang gewesen. Abby wusste, dass viele Jungs sie total heiß fanden, doch was brachte Schönheit, wenn man kein Hirn hatte?

Wie konnte er nur? , fragte sich Abby immer wieder, und ein Kloß bildete sich in ihrem Hals, der es beinahe unmöglich machte zu atmen.

Wie konnte Abby nur so naiv gewesen sein? Wie konnte sie nur so davon überzeugt gewesen sein, dass Jeff etwas für sie empfand. Dass dies definitiv nicht der Fall war, bewies er gerade ziemlich deutlich.

Abby erinnerte sich an den Abend vor einer Woche. Da war sie es noch gewesen, die dort auf seinem Schoß gesessen hatte und sich von seinen Liebesgeständnissen hatte einlullen lassen. „Ich glaube, du bist die erste wahre Liebe in meinem Leben.", und: „Dass ich früher nie erkannt habe, wie wundervoll du bist", hatte er gesagt. Damals hatte es wie das schönste auf der Welt geklungen, doch jetzt tat es nur noch verdammt weh.

Noch immer konnte Abby sich nicht bewegen und musste dabei zusehen, wie nun auch Carinas Top Geschichte wurde. Nun offenbarte sich Abby Carina's zugegebener Maßen wirklich ansehnliche Oberweite, verpackt in einen schwarzen Spitzen BH. Den es hier in Dextonville (Abbys Wohnort) eigentlich gar nicht zu kaufen gab. Eigentlich bekamen nur diejenigen Frauen Reizunterwäsche, deren Beruf, oder „Nebenjob" es war, andere Männer zu verführen und zu vergnügen.

Scheiße, jetzt schlief Jeff auch noch mit Prostituierten. Wieso ließen sich Abbys Gliedmaßen nur nicht mehr bewegen? Sie wollte das hier nicht mehr ansehen!

Gerade, als Jeff dabei war, sich auf Carina zu rollen, um sie vermutlich mal aus einer anderen Perspektive anzugaffen, fiel sein Blick zum Fenster, und seine Augen starrten in Abbys, die vor Panik vermutlich weit aufgerissen waren. Als er realisierte, wer da spät abends mit zerzausten Haaren und Schlafanzug vor seinem Fenster stand, verschwand der heiße Schimmer aus seinen Augen und seine begehrende Miene war wie weggewischt. Ihr wich der Ausdruck puren Schocks.

Abby merkte, wie ihre Beine sich aus der Starre lösten und sie sprintete davon. Weg von Jeff und Carina. Ihr Blick war Tränenverschleiert, während sie um die nächste Ecke bog und sie musste aufpassen, dass sie nicht doch noch, so kopflos, wie sie momentan war, vor eine Kamera rannte.

Nach ein paar Sekunden hörte sie Schritte hinter sich. So ein Mist, jetzt folgte er ihr auch noch. „Abby, Stopp!", schrie er. So ein Idiot, dass er das Risiko einging, überhaupt nach Draußen zu gehen, und jetzt schrie er auch noch die ganze Nachbarschaft zusammen, womöglich auch die Stadtpolizei.

Sie ignorierte ihn absichtlich und rannte weiter, und versuchte dabei, ihn möglichst aus dem Blickfeld der Kameras zu locken.

„Baby, warte doch mal, ich kann das erklären", versuchte er es noch einmal.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 22, 2015 ⏰

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