Kapitel 2

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~*~Levi P.O.V.~*~

*biep* *biep* *biep*

Ich drückte genervt meinen Handywecker weg.

Nnnh... Heute kommt doch dieses neue Balg in die Firma... Hoffentlich ist es nicht so einer, der alles schmutzig macht... Naja, eigentlich kann's mir ja egal sein... Solange er mich nicht stört und in Ruhe arbeiten lässt, ist alles in Ordnung.

Ich stand auf und ging ins nebenanliegende Zimmer, wo mein riesiger Kleiderschrank stand. Ich weiß, bei einem Mann würde man nie erwarten, dass er einen begehbaren Kleiderschrank hätte, aber ich hab eins. Wer ein Problem damit hat, ist selber schuld. Ich nahm mir also ein Hemd, eine Hose und das dazugehörige Jackett mit einer passenden Krawatte heraus und ging ins Bad. Ich hasse es schmutzig zu sein, deswegen dusche ich auch zweimal am Tag. Morgens und abends. Aber ich hasse Schmutz allgemein. Schon als kleines Kind war ich total empfindlich, wenn ich im Haus irgendwo ein Staubkorn gesehen hab. Ich hab meistens sogar nach unserer Putzfrau geputzt. Meine Eltern sahen mich deswegen immer tadelnd an, aber was konnte ich dafür, dass die dumme Schnepfe ihre Arbeit nie ordentlich erledigt hatte?

Ich betrachtete mich im Badezimmerspiegel, so wie jedes Mal, bevor ich unter die Dusche stieg. "Ich glaub, ich sollte wieder etwas mehr Sport machen...", sagte ich, während ich meinen durchaus muskulösen Oberkörper anschaute. Plötzlich fiel mir wieder das große Tattoo auf meinem Rücken auf, das sich über die beiden Schulterblätter erstreckte und mir kamen die alten, Erinnerungen hoch, wodurch sich mein Blick verfinsterte.

Nein, Levi! Nicht jetzt... Wieso...? Wieso ausgerechnet jetzt? Ich fühlte etwas Nasses meine Wange runterlaufen. Weine ich etwa? Ein Blick in den Spiegel genügte, um mir diese Frage zu beantworten. Schnell wischte ich mir die paar Tränen weg und stieg unter die Dusche. Ich ließ das warme Wasser nur auf mich draufprasseln. Es tut so gut... Alles meine Sorgen waren auf einmal wie weggespült.

Nach dem Duschen und anziehen konnte ich meine morgendliche Routine fortsetzen. Ich ging also in die Küche um mir Frühstück zu machen. So wie jeden Tag (außer samstags und sonntags. Da konnte ich mir noch mehr Zeit lassen) brühte ich mir eine Tasse heißen Schwarztee auf und machte mir ein Erdbeermarmeladenbrot mit Honig dazu. Mit einem Tablett in der Hand, ging ich ins Wohnzimmer. Mit der Teetasse in der einen und meinem Lieblingsbuch in der anderen Hand setzte ich mich in mein Sofa.

Hm... Ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr. 7:15 Uhr... Eigentlich könnte ich noch ein bisschen meine Wohnung säubern...

Die Zeit verging wie in Flug. Eher ich schauen konnte, war es schon Zeit, zur Arbeit zur fahren. Ich räumte die Putzsachen weg und machte mich langsam auf dem Weg. Es war ja erst 7:40 Uhr. Schnell nahm ich mir meine Brille, die noch im Bad auf der Ablage lag. Ich würde viel lieber Kontaktlinsen tragen, aber leider vertragen meine Augen die nicht. Dafür könnte ich mich immer wieder aufs Neue aufregen. Ich hasste es, eine Brille zu tragen. Dadurch verstärkte sich das Gefühl, das mich jeder anstarrte, um das Hundertfache. Wobei wenn ich genauer darüber nachdenke... Ich werde auch so immer von den Leuten angestarrt. Aber woran liegt das nur...

Naja, auch egal. Ich schnappte mir meine Schlüssel und eilte zum Aufzug. Ich würde doch keine fünf Stockwerke zu Fuß gehen. Dafür gab es ja Aufzüge. In der Garage stieg ich in meinem schwarzen Porsche Cayman und fuhr gleich los. Zu spät wollte ich ja nicht kommen.

Um Punkt acht Uhr betrat ich gerade mein Büro, als plötzlich das Telefon klingelte.

"Hochzeitsplannung Smiis, Ackermann am Apparat. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?", versuchte ich in meiner nettesten Tonlage zu sagen. Leider wie immer ohne Erfolg. Nett sein war Tag für Tag eine Qual für mich.

"Ah, Levi, hier ist Erwin. Könntest du bitte in mein Büro kommen? Ich habe mit dir etwas zu besprechen."

"Ist es wichtig?"

"Kann man so sagen"

"Ich bin in einer Minute da", antwortete ich schließlich mit einem Seufzer. Was kann nur so wichtig sein, dass er mich in der Früh schon braucht?

Ich machte mich auf dem Weg zu Erwin, meinem Chef. Er gehört zu den wenigen Menschen, die ich Freunde nennen kann. Bzw. er ist sowas ähnliches. Wir beide kennen uns schon ewig. Wobei ich unsere Beziehung eher zur Kategorie "Bekannte" ordnen würde. Aber er besteht darauf, dass ich ihn als meinen Freund bezeichne. Für mich sind halt Freunde Personen, auf die man sich verlassen kann. Die immer für Einen da sind. In guten wie in schlechten Zeiten. So, wie ich mich auch immer auf sie verlassen konnte...

...

Ich wedelte mit meinen Händen vor meinem Gesicht rum, als würde ich irgendwelche Gedankenblasen kaputt machen. Egal. Ich schweife vom Thema ab. Jedenfalls half ich später Erwin diese Firma hier aufzubauen. Deshalb bin ich auch sozusagen seine rechte Hand und sein Stellvertreter.

Vor seinem Büro angekommen, klopfte ich an der Tür. "Herein", meinte Erwin nur.

"Was gibt es denn so wichtiges, dass du mich jetzt schon rufst?", fragte ich ihn genervt, nachdem ich vor seinem Schreibtisch auf einem der Stühle Platz nahm.

"Du weißt ja, dass wir heute einen neuen Mitarbeiter kriegen. Also wär mein Anliegen als dein Chef und Freund, dass du dich bitte um ihn kümm-"

"Warte...WAS? ICH soll mich um DEN BALG kümmern? Erwin, das kann ich nicht... Ich bin ein vielbeschäftigter Mann. Und auch wenn ich dir noch was Schulde, bitte nicht das! Ich weiß du bist mein Chef, aber..."

"Du bekommst auch einen Zuschuss. Und außerdem musst du dich nicht für immer um ihn kümmern. Nur die ersten paar Monate bis er sich eingelebt ... und danach sollst du einfach für ihn da sein, wenn er Fragen hat oder sonstiges"

"Ich habe aber keine Zeit Babysit-"

Plötzlich klopfte es an der Tür. Erwin sagte nur "Herein" und ein großer, schlanker Mann trat ein.

Toll... auch noch ein Riese... Er trug ein schwarzes Jackett mit dazugehöriger Hose, ein weißes Hemd und eine Krawatte. Ebenfalls trug er auch eine Brille wie ich und seine Haare sahen verwuschelt aus. Eindeutig verschlafen.

"Ah, Mr Jäger, Sie haben doch noch hergefunden", meinte Erwin ein bisschen sarkastisch.

"E-Entschuldigen Sie, aber auf dem Herweg bin ich in einen Stau geraten...", stotterte er. Erwin muss auch bemerkt haben, dass das nicht der einzige Grund war, denn er lachte kurz auf. "Ist schon in Ordnung. Das passiert. Kommen Sie, setzten Sie sich"

Er setzte sich auf den Stuhl neben mir.

"Darf ich Ihnen Ihren neuen Arbeitskollegen und Vorgesetzten vorstellen: Mr Jäger, das ist Levi Ackermann, meine rechte Hand sozusagen"

Ich streckte ihm meine Hand hin, worauf er sie nahm und das Schütteln erwiderte. Tsk... ob das etwas wird?

Let me love you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt