Kapitel 11

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Als er seinen ersten Befehl gibt, bin ich schon nicht mehr.

Ich handle nicht bewusst, etwas anderes steuert mich. Macht? Wut? ER?
Meine Beine tragen mich zum Jedi-Tempel, die Hände greifen nach der Kapuze, die meinen Kopf verdeckt.
"Meister Skywalker, da sind zu viele von ihnen. Was werden wir tun?" Ein kleiner Padawan kommt aus seinem Versteck hervor, gefolgt von anderen Kindern. Die Truppen erledigen die Arbeit draußen.
Sie schauen mich mit ihren großen Augen an, ihre Wangen glühen vor Aufregung und Angst. In meinem Inneren kämpfe ich mit mir selbst, ich versuche wieder Macht über die Situation zu haben. Aber der Drang, Padme zu finden, meine Kinder zu schützen und wieder ein normales Leben zu führen, ist stärker.
Ich lasse mich von dem Gefühl leiten. Hoffnung, Wut und Angst treffen aufeinander.
Nach meiner Arbeit lande ich irgendwie wieder vor dem Kanzler. Ich erinnere mich nicht an den Weg, es ist wie, als würde ich aufwachen, dann wieder einschlafen, und dann wieder aufwachen.
"Gute Arbeit, Darth Vader." Er nickt lächelnd und zeigt mir eine Karte. Das rote Licht zeigt auf eine Stelle im Sonnensystem, welches ich nicht erwartet hätte. Mustafar. Ist sie dort?
"Dort wirst du unseren Separatisten einen Besuch abstatten, und vielleicht erwartet dich dort deine Belohnung."

Noch bevor er wirklich aufhören kann zu reden, stürme ich aus dem Raum. Auf dem Weg zum Schiff, kommt mir der Gedanke an meine Kinder. Wo sie wohl sind, und wer ist bei ihnen?
Ich schüttel den Gedanken ab, denn ich weiß, dass jeder sie schützen würde. Um nicht weiter in Panik zu gerraten, lenke ich mich mit dem Gedanken an meine Frau ab. Sie wartet schon sehnsüchtig auf mich. Ich spüre es.

Als ich den glühenden Planeten betrete, zöger ich nicht lange, und vollende mein Werk. Die Schreie und Hilferufe der Neimoidianer höre ich nicht, fahre mit meinem Lichtschwert durch jeden Einzelnen und genieße das Gefühl, bald Padme wieder in den Armen halten zu können. Ich stelle mich hinaus, auf einen Balkon und beobachte das Spektakel der Lavawellen. Mein Puls fährt runter, meine Atmung wird wieder normal und ich werde ruhig.
Gerade als ich mit der Suche nach ihr anfangen will, landet ein Schiff. Verwirrt laufe ich hinaus. Auf dem Weg dorthin, erscheint die Gestalt Obi-Wan's aus dem Flugzeug. "Anakin." Seine Stimme weht zu mir hinüber. "Anakin, Padme ist bei den Kindern."

"Unmöglich, ich spüre dass sie hier ist."
 Er schüttelt den Kopf und schaut mich durchdringend an. "Du weißt, dass ich Recht habe. Wir werden eine Lösung für all das finden. Anakin. Wenn du das hier weiter vorantreibst, was wird Padme dann von dir denken?" Der Jedi hebt die Hand, entweder um mich zu verwirren, oder zu beruhigen.
Meine Gedanken werden wieder von Padme's Gesicht überschwemmt. Ihr enttäuschter Blick, als Luke damals Leia zum ersten Mal beleidigt hat. Wird er diesmal auf mich gerichtet sein? Mein Puls fährt massiv in die Höhe, meine Atmung wird abgehackter und ich werde unruhig. Meine Beine tragen mich hin und her. Die Wut flammt in mir auf.
"Ihr werdet sie mir nicht wegnehmen!"

"Dein Zorn und deine Gier nach Macht haben das bereits bewirkt." Obi-Wan streift seinen Umhang von den Schultern. Dann geht er los, versucht mich in die Enge zu treiben. "Du hast gestattet, diesem dunklen Lord, dich zu manipulieren, bis du schließlich genau zu dem geworden bist, das du geschworen hattest zu vernichten."
Jetzt bewegen wir uns im Kreis. "Haltet mir keine Vorträge, Obi-Wan. Ich durchschaue jetzt die Lügen der Jedi. Ich fürchte die Dunkle Seite nicht so wie Ihr."
Ich drehe mich um, weiß jedoch, dass er sich versteift.
"Ich habe etwas vollbracht. Ich habe Frieden, Gerechtigkeit und Sicherheit für mein neues Imperium geschaffen."

"DEIN neues Imperium?" Sein Tonfall schnellt leicht in die Höhe, Ungläubigkeit liegt in seiner Stimme. Er zweifelt an mir.
"Zwingt mich nicht Euch zu töten."

"Anakin, meine Loyalität gilt der Republik, der Demokratie!" Jetzt ist er drängender. Doch ich kann nicht zulassen, dass meiner Padme was geschieht.
"Wenn Ihr nicht auf meiner Seite steht, dann seid Ihr mein Feind." Ich spüre, wie er sich bewegt, seine rechte Hand greift hinüber zu seiner linken Seite. Seinem Lichtschwert.
"Nur ein Sith kennt nichts als Extreme. Ich muss tun, was ich tun muss." Mir reicht es.
"Dann versucht es." Mein Körper spannt sich an, ich springe und lande vor ihm, unsere Lichtschwerter treffen aufeinander. Ich habe mich gegen meinen alten Meister gewendet, und etwas zerbricht in mir.
Die brüderliche Liebe zu ihm wird durch Feuer zerstört, alles was zurückbleibt, ist Hass gegen meinen Feind. Die Jedi sind jetzt meine Feinde.
Sein Körper bewegt sich schnell, doch meiner ist schneller. Ich dränge ihn zurück in das Gebäude, schlage härter zu. Ich kann gewinnen. Ich weiß es.
Als er etwas langsamer zurückweicht, hebe ich meine Hand und packe zu. Er fasst sich an den Hals und würgt. Seine Augen drehen sich weg, und er beugt sich nach hinten, während ich über ihm bin. Ich komme mit meinem Lichschwert immer näher an seinen Hals, will gerade siegen, als er mich wegschleudert und aufsteht.
Wir treten uns, benutzen unsere Lichtschwerte gegeneinander und nutzen die Macht um den jeweils anderen wegzustoßen. Doch er ist genauso stark wie ich.
Nach einigen Minuten stehen wir wieder draußen. Ich trete ihn, er fällt auf eine Metallstange, direkt über dem Lavafluss. Ich springe ihm hinterher. Gerade als wir etwas hin und her schwanken, und Obi-Wan so wirkt, als würde er fallen, bekomme ich Sorge um ihn. Doch als wir wieder sicher stehen, er mich anschaut, wie nur ein Feind das tun würde, schwindet das Gefühl wieder.
Wir springen, schlagen wieder zu. Es ist ein komisches Gefühl. Einerseits hasse ich mich dafür, dass ich meinen Eid gebrochen habe, mich gegen meinen Meister gewendet habe, andererseits muss ich es tun, damit Padme wieder normal leben kann. Mit mir.
Die Lava ist nun überall, alles wird zertsört. Ich glaube, in unserem Gefecht haben wir etwas falsch gemacht. Wenn einer von uns stürzt, dann ist es vorbei.
In der Ferne kommt ein Fall. Obi-Wan klettert und schwingt sich weg, ich ihm hinterher. Er springt und landet auf etwas Metalligem. Kurz bevor das Stück Stahl auch den Lavafall hinunterfallen kann, hole ich Schwung und lande auf einem Druiden.
Lichtschwert gegen Lichtschwert.
Nach einigen Minuten halten wir inne, weil wir zu weit voneinander weg schwimmen. "Ich habe an dir versagt, Anakin. Ich habe an dir versagt." Seine Stimme hat einen enttäuschten Unterton. Ich gehe nicht darauf ein. Er will mich nur manipulieren.
"Ich hätte wissen müssen, dass die Jedi versuchen, die Weltherrschaft zu übernehmen."
"Anakin, Kanzler Palpatine ist das Böse!" Er kneift seine Augen zusammen, schüttelt leicht den Kopf.
"Nach meiner Meinung, sind die Jedi das Böse!"
"Dann bist du verloren!" Mein alter Meister schreit und wird wütend. Wir sind uns wieder näher gegenüber, ich schaue ihn ausdruckslos an, während er forschend in meine Augen blickt.
"Das ist das Ende für Euch, mein Meister." Obi-Wan atmet schneller, hebt sein Lichtschwert an. Ich springe über ihn, lande hinter ihm und hebe meines auch an. Bald sind wir hier fertig.
Wir duellieren uns, er bricht ab und springt ans Ufer.
Ich werde gleich Siegen. Jetzt ist er leichte Beute.
"Es ist vorbei, Anakin! Ich stehe deutlich über dir."
"Ihr unterschätzt meine Macht." Ihm entgleiten, einen Moment lang, seine Gesichtszüge, dann fängt er sich wieder. "Versuch es nicht." Er schüttelt den Kopf, versucht mich abzubringen, ihn zu töten.
Ich springe ab, will meinen Trick, einen Salto im Sprung zu machen, hinter ihm zu landen und ihn zu besiegen, ausführen, doch etwas hindert mich daran.
Ich stürze. Dann ist es heiß. Alles wird rot.
Warum kann ich nicht aufstehen? Wo ist mein Lichtschwert?
Ich rutsche dem Fluss entgegen, versuche mich mit meiner Prothese festzuhalten. Ein schrecklicher Laut entwicht mir.
Ich schaue hoch zu Meister Kenobi, er lächelt mir zu. Eine Erinnerung. Stolz auf meinen Erfolg, wieder mal eine Mission mit Bravour geschafft zu haben, doch dann wird sein Gesicht durch das des Imperators ersetzt. Dieser grinst mich überheblich an und nickt.
Es wird wieder alles rot.
"Du warst der Auserwählte! Es hieß, du würdest die Sith vernichten und nicht, dass du dich ihnen anschließt! Du würdest die Macht ins Gleichgewicht bringen, und nicht ins Dunkle stürzen!"
Obi-Wan's Stimme dringt zu mir durch, doch ich kann nur den Imperator sehen. Kein Wort kommt über meine Lippen. Dann höre ich Steineknirschen, und weiß, dass er geht.
"Ich hasse Euch!"
Ich weiß nicht wen ich damit meine.
Die Jedimeister, weil sie mich nicht für gut genug gehalten haben? Obi-Wan Kenobi, weil er mir nicht genug vertraut hat? Oder den Imperator, weil er mich in sowas verwandelt hat?
Oder mich, der, den ich am meisten gefürchtet habe?
Mein Hass geht gegen die ganze Welt. Gegen jeden, der mich hierher geführt hat.

Padme's Gesicht flammt auf. Gefolgt von Luke's und Leia's. Diese Menschen sind mein Licht. Und jetzt sind sie auch erloschen.
Das letzte bisschen Gefühl verdränge ich. Ich verdränge Schuld, Trauer. Es breitet sich Hass aus. Obi-Wan schaut mich traurig an.
"Du warst mein Bruder, Anakin. Ich habe dich geliebt!" Er lässt seine Schultern hängen, neigt den Kopf nach unten und atmet schwer. Seine Augen bohren sich in meine.

Ich spüre wie etwas anfängt zu brennen. Ich fange Feuer. Der stechende Schmerz verbreitet sich schnell und dehnt sich aus. Ich kneife die Augen zusammen. Jetzt ist es zu Ende.
Ich weiß, dass Obi-Wan Kenobi sich abwendet und geht. Der Jedi hat gesiegt.


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