Sozialstunden waren mal wieder total .. bescheiden. Ich hatte mir ein Loch in die Hose gerissen, als wir eine Blechdose aus dem Fluss zerren sollten. Später würde ich sie mit der Schere etwas zerfetzten, dann könnte man vielleicht meinen es wäre "Absicht" gewesen. Ich freute mich schon auf die dummen Kommentare der Lehrer, wenn sie meine zerfetzte Jeans sahen.
Jetzt wollte ich mich erst einmal mit Thomas treffen. Was hieß wollen? Jetzt musste ich mich erst mal mit Thomas treffen. Nachdem ich eine gefühlte Stunde überlegt habe was ich anziehen soll kam folgendes heraus: Da ich wusste, dass ich heute morgen etwas übertrieben habe (spätestens nach dem Artikel von Adalbert) legte ich jetzt ein bisschen weniger Make-Up auf und zog mir ganz normale Klamotten an.
Im gemächlichen Tempo trottete ich durch die Seitenstraßen und stand dann vor einem großen Gebäude. DiKa strahlte über der Tür auf mich herunter. Mit Leuchtreklame konnte man es auch leicht übertreiben.
Ich war noch nie hier gewesen. Nachdem ich noch ein paar Mal tief durchgeatmet hatte, betrat ich das Café. Auf dieses Treffen hatte ich so was von keine Lust, aber ich riss mich zusammen. »Denk an das Geld«, sagte ich mir immer wieder. Mit einem stolzen Blick und hocherhobenen Kopf stolzierte ich zu dem Tisch, an dem ich Thomas ausfindig gemacht hatte.
Ich ließ mich so elegant wie möglich auf den Stuhl sinken. Danach folgte das süße Lächeln, dass ich vorher vor dem Spiegel eingeübt hatte, um mir einen weiteren peinlichen Ausrutscher zu ersparen.
Thomas schaute kaum von der Speisekarte auf. Na toll, so sah er meinen Blick gar nicht. Die Wut bahnte sich schon wieder an.
Geld. Geld. Er ist deine Rettung!
Das würden wahrscheinlich meine einzigen Gedanken, während diesem Treffen sein.
,,Hey. Was geht?" versuchte ich möglichst freundlich hervorzubringen.
,,Hm. Ich hätte gerne einen Chai Latte!" rief er dann der Kellnerin zu. Wichser!Ich funkelte böse ihn an. Was bildet der sich eigentlich ein? So ein arroganter Arsch.
»Geld, Schutz, Freiheit«, dachte ich mir schnell, bevor die Wut mich überrannte. ,, Ich hätte gerne eine Latte", sagte ich lächelnd zur Kellnerin, die Thomas gerade sein Getränk brachte.
Erneut begann Thomas zu lachen. Mich auszulachen.
"Einen Latte, bitte", verbesserte ich knurrend meine Bestellung.Die Kellnerin nickte seriös und blickte Thomas an, der sich vor Lachen nicht mehr beruhigen konnte . ,,Schön, dass du dich so gut amüsierst", sagte ich genervt und die Kellnerin zog von dannen. Na wenigstens konnte ich mich jetzt nur noch vor einer Person zum Affen machen.
"Also .. Sei ehrlich", Thomas blickte mich aus seinen braunen Augen amüsiert an: "Wieso sind wir hier?".
,,Damit du mir die Leiden des jungen Werther näher bringst!" antwortete ich grinsend. Er lachte laut ,,Sicher doch. Aber jetzt mal ernsthaft."
Das wäre jetzt der Moment, in dem die Kellnerin uns unsere Bestellung bringen konnte."Mein Gott .. So lange du dich von Mila getrennt hast, sollte ich die Gelegenheit am Schopf packen", log ich und sah ihm in die Augen. Lange.
"Und wieso hast du dich auf dieses Treffen eingelassen", mein Blick folgte Thomas, der gerade zum Nachbartisch blickte. "Damit Adalbert was zum Tratschen hat und Mila eifersüchtig wird."Okay, das war ehrlich. Was für ein Arschloch. Der bildete sich doch nicht wirklich ein, dass jedes Weib ihm zu Füßen lag, nur weil er Geld hatte?
"Du willst also Mila", stellte ich fest. Das fand ich jetzt ganz schön unfair. Immerhin trug ich viel wildere Klamotten und mir würde er nicht einmal nachrennen müssen."Ganz genau", erwiderte Thomas und sah erwartungsvoll seinem Chai Latte entgegen. "Hm", murmelte ich und spielte mit der Servierte, während Thomas aus dem Fenster starrte.
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Bad Cinderella
RomanceUnd der Prinz und die Prinzessin tanzten die ganze Nacht. Währen der Prinz nur an die Prinzessin denken konnte, dachte die Prinzessin nur an das Geld, das sie bis Mitternacht besorgen musste. Sonst wäre alles vorbei.