5000$ || Noch 12 Tage und 3h

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Oh mein Gott, was war los? Ängstlich sah ich in Thomas braune Augen, aber er hielt sich den Zeigefinger vor den Mund.
Rivus.
Die Polizei.
Irgendwelche Leute, die Thomas entführen wollten, und Geld von seinen Eltern verlangten.
"Crazy Tabs", raunte Thomas mir zu. Verständnislos zuckte ich mit den Schultern, keine Ahnung, wer oder was Crazy Tabs war.

Was war das überhaupt für einen Name? Den hatte Crazy Tabs sich sicher nicht selbst gegeben. Und - Crazy im Sinne von »geistesgestört« oder eher etwas in die Richtung: »mutig« .. Thomas' Blick nach zu urteilen, wohl eher Kategorie 1.

Außerdem kotzte es mich an, dass er mir seine schwitzige Handfläche auf die Lippen presste und sich nicht mal dazu in der Lage fühlte, mir zu sagen, was los war.

Plötzlich hörte ich ein irres Lachen. Etwas in die Richtung behinderter Seehund, aber eine Person, die so lachte, musste irre sein.
Mit geweiteten Augen starrte ich Thomas an, der mich mit diesem "Ich-habe-dir-gesagt-dass-sie-verrückt-ist-aber-du-hast-mir-nicht-geglaubt" - Blick ansah.

"Füchslen", schrie jetzt auf einmal die Stimme von links: "Wer will meine Füchslen kaufen?"
Die Stimme kam näher. Vielleicht war das jetzt der richtige Moment, um kreischend weg zu rennen, aber Thomas zuckte nicht mal mit irgendeinem Körperteil.

Na super. Sollten wir also warten, bis diese Psychopathin uns eingeholt hatte? "Füchslen zum Sonderpreis. Lecker, Füchslen", was zur Hölle versuchte Crazy Tabs da zu verkaufen?

Ich hörte ihre Schritte .. Sie hatte uns fast erreicht. Wenn wir wegrennen wollten, dann jetzt! Mit den Schultern drückte ich mich gegen die kalte Mauer, die hinter mir stand und erschuf mir dadurch ein wenig Freiraum, sodass ich wieder sprechen konnte.

"Was machst du", zischte Thomas und hielt mich am Arm fest.
"Die Frage ist eher: Warum rennen wir nicht weg?"
"Füchslen im Angebot. Drei Füchsle zum Preis von Fünfen", die Schritte kamen näher. Wenn Crazy Tabs jetzt um die Ecke kommen würde, dann würde sie uns sehen.

Eigentlich war ich sogar ein wenig neugierig auf Crazy Tabs, aber Thomas' Reaktion nach zu urteilen, wäre es irgendwie sicherer, würden wir von hier verschwinden.

"Wegrennen? Wieso denn? Am Enden denken noch irgendwelche Leute, dass wir irgendwas verbrochen hatten", wir starrten uns gegenseitig in die Augen, doch dann erklang hinter unserem Rücken ein hysterisches Lachen: "Na. Wollt ihr ein Füchslen kaufen?"

"Crazy Tabs", sagte Thomas, setzte dabei ein falsches Grinsen auf und ging einen Schritt von mir weg.
"Na. Das ist doch net der Thomas?" In ihren Augen glitzerte es, dann holte sie aus ihrer Jackentasche einen Stock, an dem Kaugummi klebte heraus.

Crazy Tabs war schon so eine komische Erscheinung. Feuerrotes Haar, das zum Himmel stand, weite Haremshosen, die ihre dünnen Knöchel noch dünner aussehen ließ, gelbe und krumme Zähne und Augen, die die ganze Zeit hin und her rollten.

"Doch, hey, ich bins", meinte Thomas und sah mich ängstlich an. Mit der Tante musste er jetzt aber alleine klar kommen: Ich wäre ja weg gerannt, aber vermutlich hatte Thomas Angst um seine geliebten Stoffhosen gehabt.

"Füchslen", schrie Crazy Tabs uns an, sodass ich zusammen zuckte und drückte dem Mann den ekelhaften Stock in die Hand: "Will Mädchen auf Füchslen? Ja, alle wollen Füchslen", erneut griff sie in die Tasche ihrer übergroßen Jeansjacke und förderte einen Wollknäul aus verfilzten Haaren mit eingewebtem Ketchup zu Tage.

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