Ein sechsjahre alter Junge sitzt auf einen Bett in einen kleinen, schäbigen Zimmer. Er hält den Blick gesenkt und scheint auf etwas zu warten. Die Zeit vergeht, bis ein erwachsener Mann mit Bierbauch in das Zimmer kommt. Eine Frau steht hinter ihm. Mit einer tiefen Stimme fängt der Mann zu reden an: "Deine Mutter und ich haben nachgedacht und sind zu dem Schluss gekommen, dass du als Strafe zehn Schläge und zwei Tage ohne Essen bekommen wirst." Der Junge zuckt vor Schreck zusammen, doch er weiß, dass er dieses mal sogar recht gut davon gekommen ist...
Keuchend wachte Chris auf. Es war nur ein Traum... nur ein Traum... dachte er immer wieder. Zitternd stand er auf und ging auf den Balkon. Gierig saugte er die frische Nachtluft ein. Er musste auf jedenfall Schlaftabletten mit in die Arena schmuggeln, wenn er nicht noch mehr Flashbacks erleben wollte. Während er über seinen Traum nachdachte, fiel ihm auf, dass er seine Kindheit und somit auch seine Vergangenheit gar nicht vermisste, sondern viel mehr froh war, dass sie endlich vorüber war. Gedankenverloren strich er über die Narben an seinen Handgelenken. Es hatte ein paar Versuche gedauert, bis er verstanden hatte, dass man für den ultimativen Selbstmord sich die Pulsadern nicht quer sondern längs aufschneiden musste. Leider wurde er jedesmal, wenn er den perfekten Schnitt hinbekommen hatte, gerettet. Insgeheim fragte er sich, ob sein Vater ihn auch gerettet hätte. Chris, schon vergessen? In seinen Augen warst du zu unfähig. Er hätte bei deinen Tod eher einen Freudenstanz aufgeführt! , dachte er.
Plötzlich klopfte es leise an der Tür.
"Herein?", rief Chris.
Leise kam Ben ins Zimmer und sagte in einem spöttischen Tonfall: "Wusste ich doch, dass du noch wach bist."
"Und dich haben sie nicht in die nächstbeste Klinik geschickt", entgegnete Chris kühl.
"Hast du kurz Zeit? Ich muss nur drei Punkte mit dir regeln. Setzt dich."
Chris ärgerte sich zwar, dass er in seinem eigenen Zimmer herumkomandiert wurde, tat aber was Ben sagte und setzte sich auf sein Bett.
"Gut. Punkt eins: Es tut mir leid, dass ich gestern Abend so ausgerastet bin." Chris nickte nur. "Weiter?"
Ben biss sich kurz auf die Lippe und sagte dann eindringlich: "Egal was passiert, du musst die Spiele gewinnen."
"Und warum?"
"Weil ich dich für Punkt drei brauche."
"Und was ist Punkt drei?"
Ben suchte nach den richtigen Worten und sagte dann nach kurzen Zögern: "Ich will dich für unsere Rebellion."
"REBE-?!"
Hastig hielt Ben ihm den Mund zu. "Shhh nicht so laut! Ja, Rebellion. Und warum du? Weil ich in deinen Augen sehen kann, dass du etwas verändern willst."
Chris schlug ihm wütend due Hand weg und knurrte: "Das einzige, was ich verändern will ist, dass ich an der Spitze Panems stehe und nicht Snow! Und Rebellen sind in meinen Panem das letzte, was ich sehen will!"
"Ab-"
"Nichts aber! WÄCHTEEEEEEEEER!!! HIER IST EIN REBELL!!!"
"Nein!", keuchte der mittlerweile kreidebleiche Ben und rannte zum Balkon. "Wenn das so ist, muss ich gehen!"
"Was?! Nein!"
"Auf Wiedersehen, Kamerad!" Rief er noch und sprang.
Chris sah ihn geschockt nach. Das konnte doch nicht wahr sein! Er konnte sich doch nicht einfach so umbringen! Ihm blieb keine Zeit mehr zum nachdenken, weil schon die Friedenswächter ins Zimmer gerannt kamen.
"Was ist hier los?!", rief einer von ihnen.
"Ben hat sich umgebracht..."
"Und warum?!"
"Weil er ein Rebell war?"
Der Friedenswächter, der gesprochen hatte, gab seinen zwei Kameraden ein Zeichen, so dass sie aus dem Zimmer gingen.
"Was hat er dir gesagt?"
"Er wollte mich zur Rebellion überreden..."
"Ok", sagte der Friedenswächter und ging aus dem Zimmer. Ratlos kratzte sich Chris den Kopf. Wie konnte das nur sein? Welche Gründe sollte ein Karriero haben, um sich der Rebellion anzuschließen?
Wieder klopfte es an der Tür und wieder öffnete Chris. Es waren Ellen, Janina und Mark. Chris wunderte sich, dass Janina selbst zu dieser Uhrzeit top gestylt und gut gelaunt auf den Beinen stand.
"Ach Schätzcheeeen!", trällerte sie "Es muss ja sooooooo hart für dich sein von einem Rebellen bedroht worden zu sein!"
"Ich wurde nicht bedroht!"
Ellen schmunzelte amüsiert und sagte: "Janina, lass doch den armen Chris in Ruhe. Er braucht jetzt noch ein bisschen Schlaf."
"Wieso haben uns sie Friedenswächter dann aber gesagt, dass wir nach ihm gucken sollen?!", fragte Mark schlecht gelaunt, "Ich steh doch nicht für einen Tribut extra früh auf, nur weil irgendein selbstmörderischer Rebell in seinem Zimmer war?!"
"Der 'irgendein selnstmörderische Rebell' war unser Freund Ben!", erwiederte Janina spitz.
"Na und?! In Distrikt 2 gibt es keine Rebellen! Er war demnach ein Verräter!", knurrte Mark.
"Hey nur weil ihr zwei Morgenmuffel streiten wollt, heißt es noch lange nicht, dass ihr es hier auf den Kosten des Jungens machen könnt!", rief Ellen dazwischen.
Und dann redeten alle drei durcheinander, bis eine klare, helle Stimme rief: "SCHLUSS JETZT! MANCHE LEUTE WOLLEN VIELLEICHT SCHLAFEN!"
Es war Tiffanys Stimme, die im Türrahmen stand.
"Ich wiederhole mich nur ungern!", knurrte sie, "Alle raus hier! Auf der Stelle!"
Die drei Erwachsenen taten überraschenderweise, was sie sagte.
"Damit das klar ist: Ich habe das nur getan, weil ich schlafen wollte", fauchte sie Chris an.
"Ich hätte das auch alleine geschafft" entgegnete er arrogant und schloss die Tür.
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Der Karriero-Rebell (Pausiert)
FanfictionKarriero oder Rebell? Präsident Snow oder Distrikt 13? Armut oder Reichtum? Hass oder Liebe? Leben oder Tod? Vergangenheit oder Gegenwart? Gibt es darauf überhaupt Antworten? Oder ist es das Herz, das entscheidet? Kann ein 17 Jahre alter Junge...