Hades' Verzweiflung

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Im Thronsaal wurde ich bereits erwartet und mehr als ein Augenpaar folgte mir. Wir hatten nichts gesagt, keinen Ton, doch nun, da meine geliebte Persephone nicht an meiner Seite war, fiel es ihnen nicht schwer, zu erraten, was wir versucht hatten, was geschehen sein musste.

Keiner sprach, keiner wagte es, das Wort an mich zu richten, so finster fiel mein Blick auf, obwohl ich doch niemandem grollte, sondern einfach nur bedrückt und unglücklich war. Unglücklicher als jemals zuvor in meinem Leben. Was sollte ich nur ohne sie tun, wie sollte ich nur ohne sie weiterleben? Und doch stellte sich diese Frage gar nicht, denn sterben war ein Privileg, das mir nicht gewährt war. Ich war verdammt dazu, zu leben, gleich was geschah und ob die Welt um mich herum in Stücke zerbrach.

So dunkel wie heute war es schon sehr lange nicht mehr in dem Thronsaal gewesen, der sich nun nach und nach leerte. Man ließ mich allein mit mir selbst und meinen Gedanken und Schuldgefühlen, die mich zu erdrücken drohten. Oh Liebste, oh Persephone, was hatte ich dir nur angetan? Und auch wenn keine Träne ihren Weg fand, so zerfloss ich doch innerlich vor Schmerz, der seinen Ursprung in meinem ewig schlagenden Herzen hatte, das doch so lange schon nur für sie allein geschlagen hatte und dass ich zumindest im metaphorischen Sinne längst an sie verloren hatte.

Mein Blick wanderte umher, meine kalten blaugrauen Augen vor dem matten Grau des Thronsaals, in dem nun die Farbe aus den Blüten wich, die ihn geschmückt hatten zu Ehren meiner Geliebten. Das Leben wich mit ihr aus der Unterwelt, die doch das Reich der Toten war und bald zerfielen die ersten Girlanden aus Efeu, Rosen und Lilien zu grauem Staub, der sich nicht vom Boden abhob, sodass ihre einstige Pracht bald in Vergessenheit geraten würde.

Doch Persephone, die würde ich niemals vergessen. Niemals. Sie war ein Teil von mir, sie war mein Herz, das sich nun kalt und leer anfühlte, wie der Thronsaal.

Stunden mochten vergangen sein, bis ich mich schließlich erhob. Ich wusste, meine Zeit war begrenzt. Ich wusste, es würde schwierig werden, vielleicht sogar unmöglich. Doch die wenige Zeit, die ich an der Oberfläche der Welt verbringen konnte, würde ich voll ausnutzen, um nach ihr zu suchen. Bis ans Ende der Welt würde ich ihr folgen, bis ans Ende der Zeit, wenn es sein musste. Ganz gewiss jedoch würde ich sie wiedersehen und wenn es nur für einen winzigen Moment war. Was gäbe ich darum, nur ein einziges Mal noch ihr Lächeln zu sehen, den Klang ihrer Stimme zu hören, selbst wenn es Worte des Fluches wären, die sie mir entgegen spie. Zu gerne nähme ich jeden Fluch auf mich, wenn ich sie nur noch ein einziges Mal sehen dürfte.


Persephone und HadesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt