Summer of my life

4. Sam

Ich liege mit Jogginghose und Shirt auf der Couch und switche gelangweilt durch verschiedene Apps. Das virbrieren meines Handys verkündigt eine neue Nachricht, von Alex. Ich öffne die Nachricht und werde promt an heute Nachmittag erinnert. Er hat ein Bild geschickt von heute Nachmittag, wo ich dieses Mädchen, nun ja... mehr oder weniger umgerannt habe. Ich weiß nicht was das war zwischen uns. Ich konnte meine Augen nicht von ihr lösen, sie ist so wunderschön! So natürlich wie ein Rohdiamant und auch so schön wie letzterer. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich gesehen hat, mich und nicht den Jungen den alle in mir sehen. Ich kenne sie nicht, ich habe sie hier noch nie gesehen und ich bin mir sicher sie wäre mir aufgefallen hätte, ich sie je gesehen. Ich sehe mir das Bild noch einmal eindringlich an. Ich kenne noch nichtmal ihren Namen! Was wenn sie nur ein Tourist ist? Aber nein, ihr italienisch war schlagfertig und perfekt.
"Was ist Bro? Kommst du heute noch?" irritiert sehe ich die Nachricht von Al an bis ich realisiere, dass heute die große Strandparty stattfindet auf die alle schon Monate hinfiebern.
"Ich komme in ner halben Stunde" Antworte ich, bevor ich mein Handy auf der Couch liegen lasse um duschen zu gehen.

***

Kurz nach zehn erreiche ich den komplett überfüllten Strand, der Beat ist so heftig, dass er meinen Herzschlag kontrolliert und tausende Lichter erleuchten die ganze Umgebung. Ich seufze innerlich. Warum genau lass ich mich immer wieder auf sowas ein? Kaum habe ich diesen Gedanken zu Ende gedacht tauchen hinter mir auch schon meine Kumpel mit einer handvoll Mädchen auf. Ich verdrehe die Augen und gehe auf sie zu.
" Wir dachten schon du bist wieder eingepennt und verpasst die größte Party des Jahres! " Ich merke das ich definitiv spät dran bin, denn alle sind schon stockbesoffen. Das wird lustig.
" Das hättest du wohl gerne. " grinse ich ihn arrogant und provozierend an, bevor ich ihm seine Bier Flasche aus der Hand reiße und sie selber leere. Ich fange an mich zu wundern, warum sie so weit von der eigentlichen Party entfernt sind.
" Was ist? Gehen wir? " frage ich und deute Richtung Strand, wo die Party in voller Blüte steht.
" Oder könnt ihr schon nicht mehr? " mein bester Kumpel bemerkt erneut mein provozierendes Grinsen und sein dermaßen benebeltes Hirn schafft sogar noch eine Antwort zu formulieren, die leider keiner mehr versteht, weil er extrem nuschelt. Ich schließe mich der kleinen Gruppe an, wir gehen zum Strand und mein Kumpel stellt mit seinem vollkommen betrunknen Wesen den Alleinunterhalter dar. Ich muss zugeben wenn er zu ist, ist er noch witziger als er eh schon ist, aber ich sollte in den nächsten Stunden langsam darauf achten, dass nicht noch mehr Alkohol seine Blutbahnen erreicht, denn sehr viel mehr verträgt er nicht, egal wie trinkdicht er ist. Erfahrungen zeigen, dass es bei ihm ab einem bestimmten Zeitpunkt besser ist die Flasche wegzunehmen.

***

Wie spät ist es? Ich versuche irgendwo eine Uhr auszumachen was natürlich sinnlos ist, weil ich hier keine finden werde. Aber das ist meinem benebelten Gehirn egal. Einige sind schon gegangen und ich hab definitiv ein bisschen zu viel Alkohol abbekommen. Ich stehe an der Bar, meine Blick ist stur auf die Theke gerichtet, der Bass umgibt mich wie ein Wattepausch. Ich denke an nichts, mein Kopf ist leer, alles was ich wahrnehme ist der Bass und die tanzenden Diskolichter. Boah ich hab gerade mega Bock zu fliegen. Einfach irgendwohin fliegen, in eine heile Welt. Gott sei dank hab ich meinen Körper noch soweit unter Kontrolle, dass ich dem starken Drang meine Arme wie ein Flieger auszustrecken, unterdrücke.
Ich bestelle mir ein Wasser um etwas runterzukommen, obwohl mir dieser Zustand sehr gefällt. Irgendwie schwerelos und glücklich.
Von hinten schlingen sich Arme um meinen Körper und ich glaube zu wissen dass es nicht Alex ist.
" Na süßer " seuselt eine mir sehr bekannte Stimme. Cas. Meine Ex und größte Schlampe die ich kenne. Ich reagiere nicht, nicht aus Protest oder Eitelkeit oder wegen der Tatsache, dass ich sie nicht mag, sondern weil ich diesen Zustand gerade zu sehr genieße, um irgendjemanden irgendwas zu antworten. Ihre Hände ziehen vetraute Bahnen auf meinem Körper, Hände die mich oft den Alltag vergessen ließen, Bitterkeit steigt in mir auf. Aber das ist vorbei.
" Du bist so angespannt. Ich kann machen dass es aufhört. " ihre Stimme ist verführerisch, verdammt wäre ich nur nicht so betrunken! Doch trotz aller Betrunkenheit kommt das Signal noch zu meinem Gehirn durch, dass ich dieses Mädchen hasse. Sie hat mich verarscht und ich habe ihr vetraut, wie jedes einzelne verschissene Mal, weil sie genauso oberflächlich ist wie die ganzen anderen Mädchen hier. Gott die sind doch alle nichts besonderes! Wo ist das Mädchen das mich liebt, ernsthaft liebt, das eine Mädchen das nicht von mir verlangt ein anderer zu sein als ich bin? Ich hatte mich bereits umgedreht und sehe in ihre eiskalten, blauen, berechnenden Augen. Pure Selbstverliebtheit und Oberflächligkeit, nichts in ihren Augen zeigt auch nur einen Bruchteil Liebe, Wärme oder Geborgenheit. Wie konnte ich nur so einem Menschen vetrauen, so blind sein!
" Es ist vorbei. " ich versuche soviel Ernst und Nüchternheit in meine Stimme zu legen, aber sie klingt betrunkener als geplant. Ich drücke den mir wohlbekannten Körper von mir weg und bahne mir leicht schwankend den Weg durch die tanzende Masse. Sie sagt noch etwas, ruft mir hinterher, ich soll bleiben. Ich stolpere einige Male finde aber letztlich den Ausgang und hole erleichtert tief Luft als sich meine Lungen wieder mit Sauerstoff statt Qualm und anderen Dingen füllen. Ich fische mein Handy aus meiner Tasche. 3:53 Morgens. Noch während ich mich darüber wundere wie unglaublich schnell diese Nacht vergangen ist, überfällt mich lähmende Müdigkeit. Ich schleppe mich gerade noch so zu dem nächsten Taxi, das mich nach Hause fährt. Ich bin fertig mit der Welt, ich will nur noch schlafen. Und fliegen!